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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wollt, geht zum Tempelplatz, dort findet Ihr die Rekrutierungsstelle. Dort erhaltet Ihr auch Eure Akte. Kommt danach wieder.«
    Während ich die Tür wieder zuzog, wandte der Schreiber sich an den Sergeanten neben sich. »Warum kommt jeder Idiot erst in die Zitadelle, als ob der Kommandant persönlich ihn vereidigen wollte?«
    Die Antwort des Sergeanten hörte ich nicht mehr, doch ich konnte sie mir denken.
    Ich stand vor der Tür und fühlte mich seltsam. Es war nur eine Idee gewesen, nicht mehr. Einfach die Zweite Legion neu ausheben und gegen den Feind werfen. Doch jetzt war es weitaus mehr, denn diese Männer und Frauen in dem Raum hinter mir würden bald unter meinem Kommando stehen und einem Feind gegenübertreten, der mit dunklen Mächten verbündet war, einem Feind, wie er unerbittlicher nicht sein konnte.
    »Geht Ihr, oder kommt Ihr?«, fragte ein junger Bursche, der aussah, als käme er direkt von einer Farm; die Holzpantoffeln und die Gewänder aus grobem Leinen hatte er noch an, nur im Haar fehlte das Stroh, um ihn zweifelsfrei als Bauernburschen zu benennen. Viel älter als fünfzehn konnte er nicht sein, und er schien mir fast vor Ungeduld zu bersten.
    »Entschuldigt«, sagte ich höflich und gab ihm den Weg frei.
     
    Bei der Dritten Legion ging es gesitteter zu. Hier saßen nur drei Leute auf den Bänken, ebenfalls mit Akten in der Hand. Einen Schreiber der Federn gab es nicht, nur ein Sergeant blickte gelangweilt von seiner Arbeit auf.
    »Ja?«, fragte er desinteressiert.
    »Mein Name ist von Thurgau. Der Generalsergeant erwartet mich.«
    »Dort hinein«, sagte er und wies mit dem Daumen auf die rechte der beiden Türen hinter sich. »Klopfe, sonst reißt sie dir den Kopf ab.«
    Ich trat an ihm vorbei, klopfte, hörte das »Herein«, trat ein und zog die Tür hinter mir zu. Ich musterte den Raum und die Frau am Schreibtisch, die nun aufstand und die Stirn runzelte.
    Diese Amtsstube war genauso karg wie die des Kommandanten. Eine schwere Rüstung stand auf ihrem Ständer in einer Ecke des Raums, ein Schrank, Kartenständer, ein Regal für Rollen und Bücher, eine niedrige Kommode, an die achtlos eine schwere Axt gelehnt war. Hinter dem Schreibtisch befand sich ein Fenster, durch das man einen guten Blick auf den Exerzierplatz draußen hatte. Da der Raum nach außen ging, war das Fenster nicht sehr groß und konnte mit schweren eisernen Läden gesichert werden, die über einen Schlitz für einen Armbrustschützen verfügten.
    »Ihr seid der Lanzengeneral, der nicht weiß, was ein Bulle ist«, stellte sie fest, und der lange Blick, mit dem sie mich musterte, ließ keinen Zweifel daran, dass jegliche Erwartungen, die sie an mich hatte, von mir enttäuscht werden würden. So viel also dazu, dass sie nicht wusste, wer ich war. »Bis Ihr es wisst, seid Ihr für mich nicht mehr als ein Rekrut, also sparen wir uns die Freundlichkeiten. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Was denkst du, wer du bist? Das heißt: Ay, Ser!«
    »Ay, Ser!«
    Damit war wohl klar, wie es weitergehen würde.
    Wie viele der Bullen wirkte auch Generalsergeant Rellin eher gedrungen, was weniger an ihrer Statur lag, als an den deutlichen Muskeln, die sie durch das jahrelange Tragen einer schweren Plattenrüstung erworben hatte.
    Sie kam um ihren Schreibtisch herum, um sich vor mir aufzubauen. Ihre Augen waren von einem klaren hellen Grün, die Nase war mindestens zweimal gebrochen, eine kleine Narbe zog sich an ihrem breiten Kinn entlang und zeigte die Spuren von groben Stichen. Eine Schönheit mochte sie nicht sein, doch ihr Blick machte mehr als deutlich, dass es nicht von Belang war, ob sie als Frau gefiel oder nicht.
    »Die einfachste Art, es dir zu zeigen, ist, es dich fühlen zu lassen«, teilte sie mir mit, und die Furchen auf ihrer Stirn wurden tiefer. »Ich hoffe, dass ich nicht meine Zeit mit dir verschwende.«
    Ich straffte die Schultern, nahm Haltung an und sah geradeaus. Ich würde es überstehen. »Ay, Ser!«
    »Schon mal gedient?«, fragte sie, als sie mich sorgsam musterte.
    »Nicht in der Legion.«
    »Ein Söldner also«, stellte sie wenig erfreut fest. Ich hätte gern widersprochen, aber in gewissem Sinne war es die Wahrheit.
    »Du findest den Zeugwart im Keller. Er soll dich ausrüsten und dir deine Rüstung anpassen, danach meldest du dich wieder hier.«
    »Ay, Ser!«
    »Wegtreten!«
     
    Die Bullen waren die schwere Infanterie des Alten Reichs. Schwer gepanzerte Einheiten, die zu Fuß kämpften und marschierten. Soviel ich

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