Der Kronrat (German Edition)
ist sie nicht. Sie hat nur keine Geduld für Unvermögen oder Dummheit.«
»Das«, meinte er, »kann ich sehr gut nachvollziehen. Gut, ich werde Eurem Rat folgen. Nehmt auch meinen Rat: Rellin ist die beste Ausbilderin, die wir in den Legionen haben, nur Euer eigener Generalsergeant, Kasale, kommt an sie heran. Also hört auf Rellin, es wird Euch nicht schaden.« Er sah mir in die Augen. »Habt keine Sorge, Lanzengeneral, wir werden Eure Talente nicht verschwenden, doch in den Stiefeln derer zu gehen, die Ihr kommandieren sollt, wird Euch wohl nicht schaden.«
Ich nickte, denn er hatte recht. »Darf ich fragen, wie es bei der Aushebung der Legion vorangeht?«
»Selbstverständlich. Ich werde Orikes anweisen, Euch die Berichte zukommen zu lassen. Kasale hat überall gewildert, wo sie konnte, und hat es so vermocht, verdiente Veteranen für die zweite Legion zu gewinnen. Im Moment sind weniger als zweitausend Soldaten einsatzfähig, doch die Rekrutierung schreitet schnell voran. Allein hier in Askir haben sich annähernd sechstausend Freiwillige gemeldet. Die Besten unter ihnen werden in Kürze nach Gasalabad verschifft werden, es geht also gut voran. Es dauert sonst ein Jahr, eine volle Legion auszuheben, doch Kasale scheint wild entschlossen, es in der Hälfte der Zeit zu schaffen. Tut mir einen Gefallen: Wenn Ihr sie wiederseht, richtet ihr aus, dass ich es nicht sonderlich erbaulich finde, dass sie mir die besten Offiziere aus meinen anderen Legionen stiehlt.«
Ich könnte ihr das sagen, allerdings vermutete ich, dass ich es an dem nötigen Nachdruck mangeln lassen würde. Gute Offiziere waren ihr Gewicht in Gold wert, und je mehr von ihnen sie stehlen konnte, desto lieber war es mir.
Er hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie, der Mann besaß einen kräftigen Händedruck.
»Wenn Ihr weitere Fragen habt, wendet Euch an Orikes. Ansonsten, General, denke ich, dass es Zeit für Euch ist, ein Bulle zu werden!«
Serafine wartete im Gang vor dem Vorzimmer des Adjutanten. »Was wollte er?«, fragte sie neugierig, als ich herauskam.
»Er hat mich nur zusammengefaltet, dass es eine wahre Pracht war«, erklärte ich und musste dabei schmunzeln. »Von dem Mann kann man etwas lernen! Er hat mich überzeugt, den Ring des Generals anzunehmen, und zugleich dazu verdonnert, ein Bulle zu werden.«
Sie nickte langsam und lächelte. »Ich glaube, dass du bald keine Zeit mehr haben wirst, dich über Untätigkeit zu beschweren.«
Diese Befürchtung hatte ich auch.
»Kannst du so lange Seelenreißer in Verwahrung nehmen?«, bat ich sie. »Die Ausbilderin weiß nicht, wer ich bin, und der Kommandant wünscht, dass es so bleiben soll, also kann ich das Schwert nicht mit mir führen.«
Sie blickte zweifelnd auf meine Klinge herab. »Ich sehe keinen Sinn darin, eine Waffe zu tragen, die ich nicht verwenden kann.«
Ich hielt ihr Seelenreißer hin. »Versuch es.«
Sie warf einen Blick auf die Wachen vor der Tür des Kommandanten. »Gehen wir in dein Quartier«, schlug sie vor. »Es gibt strikte Anweisungen für den Fall, dass jemand hier ein Schwert zieht.«
12. Die Dritte Legion
In meinem Quartier angekommen, stellte ich fest, dass Leandras Sachen sich nicht mehr dort befanden. Ich fragte Serafine danach.
»Sie hat ein eigenes Quartier erhalten, drei Türen weiter«, erklärte sie. »Es gibt hier genügend leere Gemächer, sie sind hohen Gästen oder den Oberbefehlshabern der anderen Legionen vorbehalten.«
Wenigstens war Leandra nicht weit weg untergebracht. In anderer Hinsicht gab es jetzt eine Entfernung zwischen uns, die mir wenig behagte, auch wenn es meine Entscheidung gewesen war. Serafine sprach weiter und unterbrach diesen bedrückenden Gedanken. »Zur Zeit ist sie auf der Suche nach einem geeigneten Haus, um daraus eine Botschaft zu machen. Es scheint, dass sie selbst ein paar Empfänge geben muss.« Sie sah hoch zu mir. »Es ist auch für sie keine Freude. Sie ist mindestens so ungeduldig wie du, aber es gibt Traditionen und Regeln, an die sie sich halten muss. Die meiste Arbeit wird, wie du selbst gesagt hast, im Vorfeld getan. Sie hat mich übrigens gefragt, ob ich ihre Botschafterin sein will.«
»Dich?«, fragte ich erstaunt. »Fühlst du dich nicht Bessarein zugehörig?«
»Eher dem Reich als Ganzem. Sie hat mich gefragt, weil sie mir vertraut. Aber es war nicht der Grund, aus dem ich abgelehnt habe.«
»Du hast abgelehnt? Warum?«
»Ich habe andere Pläne, und sie sah es ein, wenn auch
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