Der Kronrat (German Edition)
wusste, war Askir das einzige Reich, das diese Art von Einheiten ins Feld werfen konnte. Der Grund lag auf der Hand. In meiner Heimat hatte ich vor vielen Jahren eine Rüstung für das Pferdestechen erstanden, sie hatte mich gut und gern zweihundert Goldstücke gekostet, und der Rüstungsschmied hatte ein Jahr seines Lebens darauf verwendet, sie mir auf den Leib zu fertigen. Nur Adlige und reiche Herren konnten sich so etwas leisten.
Im Feld war eine solche Rüstung schwer zu überwinden, im Nahkampf konnte nur ein Rabenschnabel sie durchschlagen, eine schwere Axt mit Dorn, oder eine Reiterlanze. Eine schwere Armbrust war ebenfalls dazu in der Lage, allerdings waren die nicht sehr weit verbreitet. Eine Arbaleste war dazu genauso imstande, doch es brauchte zwei Soldaten, um einen solchen Bolzenwerfer zu bedienen.
Wenn man derart schwer gerüstete Soldaten in Reihen aufstellte, sie zudem noch mit Schwert, Schild oder Spieß ausstattete, dann gab es wenig, das eine Lanze Bullen aufhalten konnte. »Wo wir stehen, da weichen wir nicht«, das war der Wahlspruch der Bullen.
Nur allzu verständlich. Mit diesem Gewicht auf den Schultern war an Zurückweichen oder gar Flucht nicht mal zu denken.
Was mich betraf, so reichte mir die Lektion schon, als der Zeugwart mir den schweren Helm aufgesetzt und ihn gedreht hatte, bis er am Nackenschutz einrastete.
Ich wusste, dass man in diesen Rüstungen gehen, sogar rennen konnte. Ich hatte es selbst gesehen, auch Kasale trug die Rüstung so, als würde sie dadurch kaum behindert werden. Ich jedoch hatte Angst, auch nur einen Schritt zu tun.
Den Zeugwart hatte ich in den Kellern der Zitadelle gefunden, und ich erfuhr, dass diese bis tief in den Grund gebaut waren und es mindestens sieben weitere Untergeschosse gab. Das Rüstlager war von außen durch eine Rampe, die zum Kellergeschoss hinabging, zu erreichen, sodass auch Rüstwagen vorfahren konnten, schwere stabile Reisewagen, die von vier Ochsen gezogen wurden.
Im Zeuglager der Zitadelle herrschte reger Betrieb. Es gab Gitter mit Aussparungen für die Warenausgabe, acht davon insgesamt, und jeder der Plätze war besetzt. Nur zwei Zeugwarte waren frei, als ich ankam, der eine ein junger Mann, kaum alt genug für einen Bart, der andere ein grauhaariger Veteran, dem zwei Finger an der linken Hand und ein Ohr fehlten. Er bedachte mich mit einem missmutigen Blick, der mich warnen sollte, nur nicht auf den abwegigen Gedanken zu kommen, ihn zu belästigen.
Die Wahl war einfach.
»Rellin schickt dich, huh?«, sagte der Veteran, nachdem er meine Akte entgegengenommen und einen Blick darauf geworfen hatte. Offenbar gefiel ihm nicht, was er las, denn er runzelte die Stirn. Dann musterte er mich sorgsam von den Zehenspitzen bis zum kurzen Haar und seufzte.
»Komm mit«, sagte er und öffnete die Gittertür an seiner Ausgabe. »Bei deiner Größe müssen wir wohl etwas wühlen gehen.«
Das Geheimnis, wie man Bullen ausrüstete, wurde in diesen Zeuglagern gehütet. Und das gute Augenmaß des Zeugwarts wachte darüber. Der größte Teil meiner Ausrüstung lag bereits in einem schweren Sack aus mit Leder verstärktem Leinen griffbereit; der Mann warf einen solchen Sack achtlos auf den kleinen Wagen, den er hinter sich herzog. Er enthielt, wie ich später herausfand, solche Dinge wie Rasiermesser, Feldflasche, Nähzeug, weite Leinenhemden und anderes. Der Mann hieß mich, den Arm auszustrecken, warf einen Blick darauf, grummelte kurz und warf ein Schwert und ein Schild auf den Wagen, dann führte er mich tiefer in das Lager, bis wir vor großen Regalen standen, die sich scheinbar endlos in die Dunkelheit erstreckten.
An jeder Stirnseite der Regale hingen Öllampen, doch meist wurden sie nicht gebraucht, in eisernen Käfigen leuchteten magische Globen an der Decke und spendeten ein fahles Licht.
Viele von ihnen fehlten, waren zersprungen oder leuchteten nicht mehr, dennoch waren es genug, um uns genügend Licht zu geben.
Hier in diesen Regalen stapelten sich Hunderte, vielleicht Tausende von diesen schweren Brustpanzern, sauber ineinander gestapelt und mit Nummern und Zeichen versehen.
Der Zeugwart nahm mit einem Band Maß an mir, schüttelte den Kopf und marschierte tiefer in das Lager hinein, wies jetzt mich an, den Wagen zu ziehen. Das Fach, vor dem er nun stehen blieb, wies nur wenige der Brustschalen auf, kaum ein Dutzend, mehr mochten es nicht sein.
»Deine Größe kriegen wir selten genug zu Gesicht«, meinte er, als er die
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