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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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widerwillig. Sie hätte auch gern Varosch genommen, doch der ist ebenfalls nicht frei. Orikes wird ihr jemanden zur Verfügung stellen, von dem er schwört, dass er vertrauenswürdig ist. Sieglinde hat jetzt auch den Auftrag, in der Heimat nach denen Ausschau zu halten, die Leandra hier haben möchte. Sie hat eine Liste zusammengestellt, aber sie fürchtet, dass die meisten tot sind, versprengt oder hinter den Mauern Illians gefangen.«
    »Hm. Hoffen wir, dass Sieglinde Glück hat«, sagte ich. »Wo ist sie jetzt?«
    »Sieglinde oder Leandra?«
    »Leandra.«
    »Beim Haus des Boron, sie will ihre Krönung dort offiziell nachholen und trifft Vorbereitungen. Sie sagt, sie will uns bei sich haben. Der Termin ist in zehn Tagen, zwei Tage später beginnt der Kronrat.«
    »Ich glaube, es gibt wenig, was mich davon abhalten kann, dort zu sein.«
    Während wir sprachen, hängte ich Seelenreißer aus und reichte ihr das Schwert. Sie zögerte ein wenig, dann nahm sie es und wog es in der Hand.
    »Steinherz ist anders«, befand sie. »Man spürt es. Seelenreißer ist verhaltener.« Entschlossen griff sie nach der Klinge und zog. Seelenreißer sprang so leicht heraus, dass sie mich beinahe mit der Spitze getroffen hätte, wenn ich nicht beiseitegesprungen wäre.
    »Oh, Verzeihung«, sagte sie hastig. »Ich hätte nicht gedacht, dass er so leichtgängig und schnell ist.«
    »Und so scharf, dass man sich damit rasieren könnte.« Es war mir entschieden zu knapp gewesen, ich wollte nicht wissen, wie es sich anfühlte, auf Seelenreißers Klinge zu enden. »Bist du sicher, dass du mit einem Schwert umgehen kannst?«, fragte ich zweifelnd, denn üblicherweise benutzte Serafine Dolche. Wie Nataliya auch.
    »Besser als du.« Sie lachte und betrachtete bewundernd die fein gearbeitete Klinge. »Es ist prachtvoll«, stellte sie fest. »Askannon war wirklich ein Meisterschmied. Aber ich spüre diese Wahrnehmung nicht, von der du berichtet hast. Es ist für mich nur ein sehr gutes Schwert.« Sie sah zu mir hoch. »Muss ich ihm jetzt Blut geben, um es wieder in die Scheide zu führen?«
    »Nein«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Seitdem er Nataliyas Blut getrunken hat, ist er nicht mehr durstig.«
    Mir fehlte jetzt schon sein Gewicht an meiner Seite, aber bei Serafine war er in guten Händen. Sorgsam führte sie ihn in die Scheide zurück und hängte ihn an ihrem Gurt ein.
    »Weißt du, wann Sieglinde durch das Tor gehen wird?«, fragte ich. »Ich will mich gern noch von ihr verabschieden.«
    »Sie wird erst in der Nacht gehen, also hat es keine Eile.«
    Ich zögerte noch einen Moment, aber es war wohl Zeit. »Ich muss zu diesem Generalsergeanten«, teilte ich ihr mit. »Ich nehme an, dass wir uns am Abend sehen können.«
    »Wir werden uns finden«, lächelte sie.
     
    Der untere Ring der Zitadelle war zumeist den Federn vorbehalten, die in den breiten Gängen geschäftig ihrem Dienst nachgingen. Hier herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, und fast jeder hier führte anstelle eines Schwerts flache Ledermappen mit sich, auf denen die Macht des Alten Reichs zu fußen schien. Wissen war oftmals mächtiger als das Schwert.
    In die weißen Steine des Gangs waren Symbole eingearbeitet, und für die, die des Lesens mächtig waren, gab es auch Schilder. Dort war die Feder abgebildet, darunter ein Schild mit Orikes’ Namen und Rang, zwei Türen weiter erblickte ich erst das Zeichen der Ersten Legion, dann das der Zweiten, und davor blieb ich stehen. »Amaranis Kasale, Generalsergeant, Zweite Legion« stand darauf, darunter zwei weitere Namen, beides Stabssergeanten. Durch die geschlossene Tür drangen leise Stimmen. Ich zögerte einen Moment und öffnete die Tür.
    Ich fand einen großen Raum mit Bänken vor, von dem im Hintergrund zwei weitere Türen abgingen, davor ein Schreibtisch, an dem ein Soldat in der Uniform der Bullen saß, mit dem Zeichen der Zweiten an seinem Ärmel. Neben ihm saß ein Schreiber der Federn, der gerade in einen Stapel Akten vertieft war.
    Gut zwei Dutzend Männer und Frauen hockten hier auf den Bänken; einige schauten auf, als ich die Tür öffnete, andere schienen vor sich hin zu dösen.
    Der Soldat am Tisch warf mir einen kurzen Blick zu. »Habt Ihr Eure Akte dabei?«, fragte er. Jeder der hier Wartenden trug ein Schreibbrett mit einem Lederdeckel bei sich.
    »Nein, Ser«, antwortete ich höflich.
    »Dann seid Ihr hier falsch«, teilte er mir in leicht entnervtem Tonfall mit. »Wenn Ihr der Legion beitreten

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