Der Kronrat (German Edition)
Vorderschale vom Regal wuchtete. »Arme ausstrecken!«, hieß er mich barsch, ich tat es, er hielt die Panzerung gegen meine Brust, nickte zufrieden und warf sie scheppernd auf den Wagen, den weiterhin ich zu ziehen hatte.
So ging es weiter, bis alle Teile der Rüstung zusammengesucht waren, nur zweimal passte etwas nicht gleich beim ersten Versuch, am schwierigsten gestalteten sich Fußkappen und Schulterpanzerung, Letztere vor allem, weil, wie er mir erklärte, es darauf ankam, dass die Bewegungsfähigkeit erhalten blieb.
Tatsächlich war meine alte Reiterrüstung in der Bewegung eingeschränkter, mehr als auf dem Pferd zu sitzen, brauchte ich damals nicht, mit dieser Rüstung jedoch sollten auch lange Märsche und jede Art von Bewegung möglich sein.
Es dauerte über eine Kerzenlänge, bis alle Teile richtig zusammengestellt waren, jede einzelne Schnalle überprüft und eingestellt war, jedes Teil so saß, dass es dem Zeugmeister recht war. Der jüngere Zeugwart, der mir zuvor aufgefallen war, hatte in der Zeit gleich drei Rekruten der Bullen mit ihrem neuen Panzer versehen.
Wie die Götter mich erschaffen hatten, wog ich etwas über zweihundertvierzig Pfund, also ziemlich genau sechs Steine. Der Zeugwart wog die Rüstung zum Schluss, dreiundfünfzig Pfund brachte sie auf die Waage und war damit leichter als meine alte Rüstung für das Reiterstechen. Dann ließ er mich allerlei Verrenkungen machen, Kniebeugen und Liegestützen.
»Du hast die Muskeln dafür, mein Junge«, teilte er mir wohlwollend mit, als ich mich keuchend und mühsam wieder in die aufrechte Position begab. »Was dir noch fehlt, ist die Gewöhnung.«
Das mochte sein, aber ich wusste, warum ich schwere Rüstungen nicht mochte. Sie schützten, ganz ohne Zweifel, aber sie machten einen auch langsam, und gerade mit Seelenreißer kam es bei meiner Art von Schwertkampf mehr auf Geschwindigkeit an.
Zur Rüstung gehörten zwei Helme, einer geschlossen und mit einem Visier versehen, der andere offen in der Art eines Reiterhelms, der mit einer stählernen Gesichtsmaske ausgestattet war. Der schwere Helm diente für die Feldschlacht, der leichtere war für Streifengänge gedacht.
Ich erfuhr, dass diese Rüstungen hier in der Kaiserstadt in der Schmiede am Arsenalplatz gefertigt wurden und ihnen angeblich eine Art Magie innewohnte, aber selbst der Zeugwart konnte mir nicht sagen, wie genau sie beschaffen war. Dass mir die Namen der Soldaten jeweils auf ihren Brustplatten erschienen, mochte Teil davon sein.
»Vielleicht geht es einfach nur darum, sich schnell an den schweren Stahl zu gewöhnen«, spekulierte der Mann und klopfte mir zum Schluss auf die stählerne Schulter. Es dröhnte hohl. »Der Götter Glück mit Euch, Soldat.«
Damit legte ich mir den schweren Sack über die Schulter, atmete tief und blechern durch und stapfte mühsam davon. Serafine hatte eine solche Rüstung jahrelang getragen. Was sie konnte, konnte ich auch. Was mich daran erinnerte, dass sie sich oft körperlich übte und mich mehr als einmal wegen meiner Faulheit aufgezogen hatte, ihr es nicht gleichzutun.
»Üblicherweise würde ich dir jetzt ein Quartier in den Baracken zuteilen, nur etwas sagt mir, dass das nicht nötig ist, Lanzengeneral Roderic Graf Thurgau«, sagte Rellin zur Begrüßung und mit einem Blick auf meinen schweren Sack, den ich mit Erleichterung auf den Boden ihres Amtsraums fallen ließ. Sie trug ebenfalls ihre Rüstung, nur den Helm hatte sie nicht auf. Ich löste etwas mühsam den Helm aus der Verankerung an den Nackenschützern, sie dienten dazu, dass der Helm auch einen schweren Schlag von der Seite aushielt, und nahm Haltung an, den Helm links unter den Arm genommen, wie ich es bei einigen Bullen schon gesehen hatte.
»Nehmt Ihr Rücksicht auf mich?«, fragte ich sie überrascht.
»Du bist ein Rekrut für mich«, teilte mir Rellin kühl mit. »Für die nächsten Tage gehörst du mir. Komme bloß nicht auf den Gedanken, dass ich dich jetzt schonen werde, eher werde ich mich bemühen, dich so zu schleifen, dass du es dein Leben lang nicht vergisst. Aber es zeigt mir auch, dass ich es anders angehen muss. Für die praktische Erfahrung fehlt die Zeit, doch du musst lernen, zu verstehen, was es bedeutet, ein Bulle zu sein! Folge mir!«
Sie marschierte voran, ich schepperte hinter ihr her.
Es ging durch das Osttor der Zitadelle hinaus, unser Ziel war nicht zu übersehen, zur rechten Hand lag ein Legionslager, wie das in Gasalabad, groß genug, um
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