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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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der erste berittene Bulle herangeritten, den ich jemals gesehen hatte. Ich wusste nicht, was mich mehr beeindruckte, die Größe des Pferds, oder die Leichtigkeit, mit der dieser Mann trotz der Rüstung aus dem Sattel glitt.
    Sergeant Ilgar salutierte vor dem Leutnant der Bullen, der nun mit großen Schritten zu uns kam und Serafine und mich mit einem prüfenden Blick bedachte, während der Sergeant ihm Meldung machte. »Der Lanzengeneral und sein Adjutant wünschen keine Sonderbehandlung«, teilte er dem Leutnant noch mit.
    »Stabsleutnant Remlin«, stellte sich der Offizier der Wache vor und nickte uns zu, weiter kümmerte er sich nicht um uns, sondern wandte sich wieder direkt an den Sergeanten.
    »Der Leichenputzer ist schon unterwegs?«
    »Ay, Ser. Ich habe auch Meldung an die Federn gegeben.« Die beiden Männer sahen zum Haus hin, wo soeben die nächste Leiche herausgetragen wurde.
    »Keine Magie im Spiel«, stellte der Leutnant fest. »Das bedeutet, dass sich Pertok um die Angelegenheit kümmern wird.« Er wandte sich nun doch uns zu. »Hochinquisitor Pertok ist ein Pedant … ich fürchte, Ihr werdet warten müssen, bis er eintrifft.«
    Ich sah Serafine fragend an, doch sie zuckte mit den Schultern. Sie hatte mittlerweile den letzten Splitter entfernt, und ich zog mir das zurecht, was mir von meiner Kleidung noch geblieben war. »Wer ist dieser Hochinquisitor?«, fragte ich.
    Wenn der Leutnant verwundert über mein Unwissen war, zeigte er es nicht.
    »Er ist der höchste Ermittler des Reichs, mit ähnlichen Vollmachten ausgerüstet wie eine Eule. Nur ist er zugleich auch Hochrichter des Reichs, Ankläger … und wenn es sein muss, auch der Henker.« Ein leichtes Schmunzeln war auf den Lippen des Leutnants zu erkennen. »In manchen Kreisen fürchtet man ihn mehr als Boron selbst, dessen Adept er ebenfalls ist. Nur der Kommandant und Boron selbst stehen über ihm, geht es um die Aufklärung eines Verbrechens, ist Pertok jedem gegenüber weisungsberechtigt … also auch Euch.«
    »Und er kümmert sich um jedes Verbrechen?«, fragte ich überrascht. In einer Stadt von dieser Größe hätte er da viel zu tun.
    »Nein. Nur um solche, die ihn interessieren.« Der Leutnant warf einen Blick zurück zum Haus, wo nun unter Tüchern fünf Körper lagen, einer davon so klein, dass er kaum auffiel. Die Attentäter waren nicht bedeckt und in einer zweiten Reihe vor dem Haus ausgelegt. Mittlerweile war ihre Zahl auf sieben angestiegen, die vier auf der Straße und drei, die schon aus dem Haus gebracht worden waren. »Dies ist das Händlerviertel, hier geschehen solche Dinge nicht«, fuhr der Leutnant grimmig fort. »Er wird wissen wollen, was sich hier abgespielt hat.«
    »Hier sind noch zwei!«, rief ein Soldat von dem zerstörten Dach herab. Mittlerweile hatten die Soldaten dort feste Seile gespannt, um den Leuten beim Besteigen der Trümmer Halt zu geben. An einem anderen Seil wurde nun die nächste Leiche herabgelassen.
    Als man den Mann auf der Straße auslegte, trat ich an ihn heran. Ich verstand zuerst nicht, warum er hier lag, ich konnte mich nicht erinnern, ihn vor meiner Klinge gehabt zu haben, doch dann sah ich den Schaum vor seinem Mund und die blauen Lippen.
    »Er hat sich selbst gerichtet«, stellte der Leutnant verwundert fest, nahm den Helm ab und kratzte sich am Hinterkopf. Er bedachte mich mit einem weiteren nachdenklichen Blick. »Jetzt bin ich mir sicher, dass sich Pertok um den Fall kümmern wird!«
     
    Soweit es möglich war, wurde das Haus durchsucht, vielleicht lag ja noch jemand unter den Trümmern, aber im Moment war nicht mehr möglich. Die Familie, die hier wohnte, war vollständig ausgelöscht, jedem Einzelnen, vom Kleinkind bis zur Großmutter, war mit einem tiefen Schnitt die Kehle durchtrennt worden. Sieben Körper lagen nun unter diesen Tüchern, einer der Soldaten hatte auch die Stoffpuppe geborgen und sie zu dem kleinsten der Körper gelegt, eine Geste, die mich arg rührte. Manche der Soldaten sahen derart grimmig drein, dass es deutlich war, wie sehr sie es bedauerten, die Angreifer nur tot vorzufinden.
    Insgesamt acht Angreifer lagen jetzt auf der Straße, zwei davon von Gift getötet, ihr Anführer durch diesen genauen Schuss aus der Armbrust des Sergeanten. Drei der Toten waren Seelenreißer zum Opfer gefallen, zwei starben an Serafines Dolchen. Von dem Moment, in dem man den Angriff eröffnete, bis zu dem, als der Sergeant diesen letzten Schuss absetzte, war kaum mehr als ein

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