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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Zehntel einer Kerze vergangen.
    Dort, wo der Armbrustbolzen mich am Arm getroffen hatte, juckte es bereits, wie so oft, wenn Seelenreißer mich heilte. Wer diese Männer gewesen waren, war nicht schwer zu erraten, alleine die Wyvern war genug dafür.
    »Sie sind alle kräftig und gut in Form«, stellte Serafine leise fest. »Soldaten, würde ich meinen.«
    »Aber kein Seelenreiter unter ihnen«, meinte ich und musterte den Mann mit dem Bolzen im Gesicht. Ich zog Seelenreißer und legte die Klinge an das bleiche Gesicht, von dem aus sich eine dünne Blutspur durch den Staub gegraben hatte, doch es geschah nichts. Keine Seelen stiegen auf, es war keiner der Verfluchten. Die misstrauischen Blicke der Soldaten mahnten mich dazu, Seelenreißer möglichst schnell wieder in seine Scheide zu führen.
    Einer der Soldaten trat an uns heran und reichte uns zwei Becher gewässerten Wein, dankend nahmen wir sie an und spülten uns Staub und Trockenheit aus den Mündern.
    Mittlerweile war auch ein Eselskarren herangekommen, ein Mann mit einem Schlapphut saß auf dem Kutschbock und rauchte seine Pfeife … er schien alle Zeit der Welt zu haben.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte ich den Leutnant.
    »Die zweite Tenet der Achten bleibt hier, bis Pertok oder einer der anderen Inquisitoren gekommen ist, die dritte Tenet führt die Streife derweil fort«, erklärte mir der Leutnant und musterte mich neugierig. Unausgesprochen blieb seine Frage, warum ich das nicht wusste. Wahrscheinlich stand es in diesen Dienstbüchern!
    »Was ist mit uns?«, fragte ich. »Wir waren auf dem Weg zum Tempel des Soltars.«
    »Ihr werdet gehen können, sobald der Hochinquisitor es Euch gestattet.« Er musterte uns beide, verdreckt, blutig und staubig, wie wir waren. »Ihr hattet sehr viel Glück«, stellte er dann fest. »Grund genug, beten zu gehen. Der Inquisitor wird Euch nicht lange aufhalten. Denke ich.«
    Wir warteten.
     
    »Es muss alles sehr schnell gegangen sein«, stellte Serafine leise fest, während sie sich Staub aus dem Gesicht wischte und ihre Kleidung abklopfte, die ordentlich gelitten hatte. Weniger als die meine, das war gewiss. Hätte ich meine neue Rüstung getragen, wäre ich wohl ohne einen Kratzer davongekommen. Vielleicht hatte so viel Stahl auch sein Gutes. Oder aber ich hätte einfach nur die Schildkröte gegeben. »Sie müssen gesehen haben, dass wir aus dem Tor der Zitadelle kamen. Als sicher war, welche Straße wir nehmen würden, sind sie in das Haus eingebrochen, haben die Bewohner getötet und den Hinterhalt vorbereitet. Viel Zeit hatten sie nicht dafür, dennoch war es gut ausgeführt. Diese Armbrustschützen waren zu gut, die beiden ersten Schüsse hätten unser Ende sein sollen.« Sie sah nachdenklich zu mir auf. »Havald, ich habe keine Warnung gehört.«
    Ich nickte. »Ich kann es nicht erklären. Als das Pferd wieherte, erinnerte ich mich daran, dass jemand sagte, dass ich mich ducken sollte, wenn es wiehert. Nur … ich kann mich nicht daran erinnern, wer es zu mir sagte, oder wann und wo. Nur, dass es schon länger her ist. Ich frage mich, woher er es wusste.«
    »Er, an den du dich nicht erinnerst?«, fragte sie leise. Ich nickte.
    »Es gibt ganz offensichtlich noch viel, das ich nicht weiß … oder vergessen habe«, stellte ich bitter fest. Ich sah mich um, die saubere breite Straße mit den ordentlichen Häusern links und rechts davon, das zerstörte Haus, das bis vor Kurzem einer Familie eine Heimat und Zuflucht gewesen war, die Leute, die noch immer gafften oder von den Soldaten der Wache befragt wurden. Eine ruhige Straße an einem kühlen Frühlingsabend. Wahrscheinlich hatte die Familie das Abendmahl zu sich genommen, nicht ahnend, dass sie bald in Soltars Hallen stehen würde.
    »Sie haben schon Nachtfalken gegen uns geschickt«, sagte ich grimmig. »Und mit den verfluchten Seelenreitern haben wir uns auch herumgeschlagen … aber in einem hatte der Kerl recht! So schwer ist es nicht.« Ich seufzte. »Es braucht wahrlich keine Magie oder dunklen Kräfte, um uns zu töten. Ein Armbrustbolzen in den Kopf reicht wahrscheinlich auch!«
    Tatsächlich hatte mich dieser Anschlag erschüttert. Der Hinterhalt war perfekt gelungen, und ich konnte diesen Armbrustbolzen noch immer sehen , wie er knapp über Serafines Kopf hinweggegangen war, so knapp, dass er ihre Haare streifte. Alleine bei der Erinnerung verkrampfte sich mein Magen.
    »Hättest du überlebt?«, fragte sie mich leise.
    »Ich weiß es nicht. Ich

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