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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Asela höflich.
    »Wie das?«
    »Ich kann die Tür öffnen, aber ich will es nicht ohne Erlaubnis tun. Dies ist das Haus eines Gottes.« Sie lächelte leicht. »Man kann sagen, dass ich meinen Respekt vor Göttern zurückerlangt habe.«
    »Wenn Ihr meint, es zu können«, sagte der Hohepriester, »dann tut es.«
    »Tretet alle zurück«, meinte Asela, und wir folgten ihrer Bitte, bis wir in zehn Schritt Entfernung standen.
    »Weit genug?«, fragte Mircha. »Oder sollen wir nach Pferden fragen?«
    »Es dürfte reichen«, antwortete Asela und warf dem mürrischen Priester einen harten Blick zu. »Priester oder nicht, Bruder Mircha, Ihr seid gut beraten, mir nicht aufs Gemüt zu gehen!«
    Als der Priester den Mund öffnete, um etwas zu entgegnen, hob Asela mit einer ruckartigen Geste die Hände. Etwas Ähnliches war vorgefallen, als Desina das Bild ihrer Mutter vom Dreck befreit hatte, aber das hier war mehr. Einen Moment lang flirrte die Luft wie über heißem Wüstensand, dann schlug ein Donner über uns zusammen, der Dreck, Sand, Staub, Gräser und Blüten von der Tempeltür riss, uns fast von den Füßen warf und sogar einen Teil der grünen Patina auf den Tempeltüren davonfliegen ließ, als hätte ein mächtiger Hammer das heilige Portal getroffen. Während wir noch blinzelten und uns die Ohren klangen, drehte sich von unsichtbarer Hand der schwere Schlüssel, und die Tempeltüren flogen auf, um mit einem letzten dumpfen Schlag gegen die Säulen zu schlagen, die den Weg der Tore begrenzten.
    Hinter diesen Toren offenbarte sich uns nichts als Schatten und tiefste Dunkelheit.
    »Wenn Ihr Euch verborgen halten wollt«, meinte ich, als ich mir meine geliehene Robe zurechtzog, die mir der Windstoß fast vom Leib gerissen hatte, »dann tut Ihr das auf ungewohnte Weise, Maestra.«
    »Da habt Ihr recht«, meinte sie mit einem verhaltenen Lächeln. »Aber ich konnte nicht widerstehen.« Sie warf Bruder Mircha einen Blick zu, der mit offenem Mund von dem Tempel zu ihr sah. »Ihr kratzt in seltsamer Manier an meinem Gemüt, Priester«, teilte sie ihm mit.
    Neben mir musterte Serafine die ehemalige Eule mit einem sehr, sehr nachdenklichen Blick.
    Der Hohepriester jedoch ignorierte das Geplänkel. Es war nun spät, nach Mitternacht, und auf dem großem Platz waren nur wenige Menschen unterwegs, doch die, die in der Nähe waren, wussten spätestens seit Aselas Donnerschlag, dass hier etwas geschah, und kamen herbei, Neugierige, die herausfinden wollten, was es zu schauen gab, und eine Tenet Bullen, die mir bekannt vorkam … tatsächlich war es Sergeant Ilgar, der wohl seine Streife fortgesetzt hatte. Er kam zu uns heran, nickte mir und Serafine zu, musterte Asela neugierig und klopfte dann dem jungen Priester freundlich auf die Schulter, der dabei ein wenig die Augen rollte.
    »So spät noch unterwegs, Brüderchen?«, fragte der Sergeant, und der junge Priester seufzte, während wir ihn jetzt alle verwundert ansahen.
    »Mein älterer Bruder, Ilgar«, stellte er den Sergeanten vor.
    »Wir hatten das Vergnügen«, lächelte Serafine.
    »Wer von Euch hat den Donner gerufen?«, fragte der Sergeant höflich und sah zum sternenklaren Himmel hoch. »Es erschreckt die Leute, wenn es ohne ein Gewitter donnert.«
    »Ich ließ die Tore des Tempels öffnen«, erklärte der Hohepriester und streckte die Schultern. »Aber nicht, um hier ein Schwätzchen zu halten, Sergeant. Da Ihr aber schon hier seid, könnt Ihr Euch auch nützlich machen. Beruhigt die Leute und sorgt dafür, dass niemand außer uns den Tempel betritt.«
    »Ay, Ser!«, meinte der Sergeant, verbeugte sich tief vor dem Priester und warf dann seinem Bruder einen fragenden Blick zu.
    »Später«, meinte dieser, und wir folgten Bruder Jon in den Tempel hinein.
    Auf der Schwelle schlug uns muffige, kühle Luft entgegen, vermischt mit dem Geruch alten Weihrauchs. Ich berührte Seelenreißers Heft und konnte die Halle vor uns erahnen, doch im gleichen Moment führte der Hohepriester eine Geste aus, und um uns herum entstand ein diffuses Licht, weich und ohne Schatten, aber hell genug, um sehen zu können.
    Dieser Tempel war im Inneren weitaus schlichter gehalten als der des Soltar. Die mächtigen Mauern umschlossen eine große Halle mit einer zentralen, geschlossenen Kuppel. In einem aus dem Stein gehauenen Gitter ruhten über unseren Köpfen mächtige Blöcke aus Quarz, die im diffusen Licht glitzerten.
    Wie bei seinen Götterkindern auch stand die Statue des Allvaters auf einer

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