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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Astarte sein«, flüsterte ich zurück. »Sie ist seine Tochter …«
    In Zokoras dunkler Heimat war Solante die Göttin von Kriegerinnen, doch für uns Menschen stand sie für die hehren Ideale der Menschen. Während ihre Brüder Wunden schlugen, stand sie für Vergebung und Heilung allen Leids. Sie war die friedfertigste von allen Göttern, und doch war die dunkle Solante ihr Aspekt. War sie es, die den Nekromantenkaiser erschlagen würde? Aber dann hätte Kolaron es nicht nötig, alle Frauen zu unterjochen, die ihm nahe kamen.
    Der gleiche schwere Schlüssel, der uns die Tore dieses alten Tempels geöffnet hatte, passte auch in die schwere Tür hinter dem Altarstein.
    Asela war sehr still geworden, als sie den Gott dort hatte stehen sehen, und ich konnte es ihr nachempfinden. Dies war der Gott selbst, der Göttervater. Wenn man es wagen würde, die Treppe hochzusteigen, konnte man ihn berühren. Keine Lichtgestalt, die irgendwo im Firmament ihre Heimat hatte, sondern ein Wesen, das hier existierte, an das man nicht glauben musste. Es reichte, es zu sehen. Was war also mit seinen Kindern? Waren sie nur eine Idee, ein Glaube, oder existierten sie ebenfalls? Konnte man sie ansehen und berühren? Wenn er dort stand und wahrhaftig der Gott war, dann folgte daraus, dass auch Soltar in einer solchen Gestalt existierte. Sahen die priesterlichen Steinmetze, die in ihrer Trance unseren Göttern immer wieder die gleichen Züge gaben, die Götter vor sich, wenn sie ihre Meißel ansetzten? Wandelten sie gar unerkannt unter uns, wie es manche Schriften sagten? Saß Soltar irgendwo in einer Taverne und betrachtete das Leben um sich herum, sah den Kummer und die Sorgen, das Leid und die Freuden des Lebens, über das er gebot? War tatsächlich einst ein Mann zu einem Stamm der Menschen gekommen, mit einem brennenden Ast in den Händen und Worten, die ihnen die Angst vor der Nacht und der Dunkelheit genommen hatten?
    Schweigend folgten wir dem Hohepriester in den dunklen Gang, der zu etwas hinführte, das Schrecken enthielt. Denn unter dem muffigem Geruch und dem alten Weihrauch bemerkte ich etwas, das ich zu oft gerochen hatte, um mich darin zu irren: alten Tod.
    Es mochte sein, dass der Tempel Soltars keine geheimen Keller oder Katakomben enthielt, aber hier war das anders. Der Tempel Nertons glich einem Fuchsbau, mit langen Gängen und Kammern, Räumen und Hallen, allesamt aus dem harten Gestein gehauen, auf dem die Stadt ruhte. In manchen der Zellen standen verfallene Betten und Möbel. Hier hatten einst die Priester des Gottes gelebt, aber manche der Betten waren zu groß für einen Menschen, andere wieder zu klein und seltsam geformt.
    In die Wände aus Stein waren Reliefs geschlagen, Darstellungen aus einer Zeit, die schon vergangen war, bevor es die Elfen gab. Sie zeigten Riesen und Titanen, Echsenwesen und andere, und dann an einer Stelle eine einzelne Figur, die einem Menschen glich und zugleich einem Elfen. Vielleicht war das einer der Alten, von denen die Elfen sprachen. Vielleicht auch nicht.
    Immer tiefer folgten wir dem Licht in die Katakomben des alten Tempels bis in einen langen tiefen Gang, an dessen Ende wir eine große Tür mit zwei Flügeln vorfanden. Sie zeigte einen aus Gold getriebenen Menschen im Detail. Er stand vor uns mit gesenktem Haupt, die Arme leicht abgewinkelt, die Handflächen offen, seine Robe schlicht und nur von einer Schnur um die Hüften gehalten. Um ihn herum waren Sterne aus Gold und Diamanten in den dunklen Basalt gesetzt worden.
    »Soltar«, flüsterte der Hohepriester und legte sanft die Hand auf diese Tür, die sich lautlos vor uns öffnete und nach innen schwang.
    Vor uns lag ein großer Raum, kreisrund, mit einer Decke, die gut vier Schritt hoch war, doch wegen der gut dreißig Schritt, die dieser Raum im Durchmesser maß, niedrig wirkte.
    Hier hatte der Geruch nach Tod seinen Ursprung, und dort auf einem großen Block aus dunkelstem Basalt, der das Licht aufzusaugen schien, lag, in eine halb zerfallene Robe gewandet, ein verbranntes Skelett, von Agonie gekrümmt, den Kopf mit aufgerissenem Mund nach hinten geworfen, erstarrt in einem letzten gequälten Schrei. Goldene Fesseln hielten das Gerippe, Fesseln, die vor geheimnisvollen Runen schimmerten. Vier Lanzen aus Stahl, Silber und Obsidian waren durch seine Hand- und Fußgelenke in den Basalt getrieben, eine fünfte Lanze durchbohrte seinen Hals. Als sei das nicht genug, ragte ein Schwert mit fahler Klinge aus dem Brustkorb des

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