Der krumme Hund
wollte. Jetzt saßen sie im Wohnzimmer um das Kaminfeuer herum, mit Teetassen in der Hand, Hoddy im besten Sessel rechts vom Feuer, Claud und Clarice auf dem Sofa, in geziemendem Abstand. Die jüngere Tochter, Ada, saß auf einem gewöhnlichen Stuhl zur Linken; sie bildeten also einen kleinen Halbkreis ums Kaminfeuer, während sie da steif und zimperlich ihren Tee schlürften.
«Gewiß, Herr Hoddy», ließ Claud sich eben vernehmen, «Sie können es mir glauben, Gordon und ich haben schon jetzt eine ganze Anzahl hübscher kleiner Einfälle auf Lager. Es handelt sich nur darum, abzuwarten und zu sehen, was sich am ehesten lohnt.»
«Was für Einfälle?» fragte Hoddy, wobei er seinen mißbilligenden Blick auf Claud heftete.
«Ah, das ist es eben, nicht wahr.» Unbehaglich rutschte Claud auf dem Sofa umher. Sein blauer Anzug war eng um die Brust und spannte zwischen den Beinen, doch getraute er sich nicht, die Hosenbeine herunterzuzupfen.
«Dieser Mann, Gordon, sagten Sie, ich dachte, der habe hier ohnehin ein gutes Auskommen», bemerkte Hoddy. «Warum will er etwas anderes?»
«Ganz richtig, Herr Hoddy. Es ist eine erstklassige Existenz. Anderseits ist es immer gut, an Erweiterung zu denken. Man muß sich etwas einfallen lassen. Etwas, woran ich mich beteiligen kann, damit für mich auch etwas abfällt.»
«Zum Beispiel?»
Hoddy verzehrte ein Stück Napfkuchen, das er ringsum anknabberte; sein kleiner Mund war wie der einer Raupe, die vom Rand eines Blattes ein winziges, halbrundes Scheibchen herausbeißt.
«Zum Beispiel?» fragte er nochmals.
«Täglich, Herr Hoddy, halten Gordon und ich lange Besprechungen über diese verschiedenen Angelegenheiten ab.»
«Zum Beispiel?» wiederholte Hoddy unerbittlich.
Clarice warf Claud von der Seite her einen ermunternden Blick zu. Claud sah Hoddy groß an und schwieg. Er schätzte es gar nicht, so herumgeschubst und ausgefragt zu werden, als wäre er ein kleines Würstchen.
«Zum Beispiel?» fragte Hoddy schon wieder, und diesmal merkte Claud, daß er sich nicht mehr drücken konnte. Auch warnte ihn sein Spürsinn, daß der andere eine Entscheidung herbeiführen wollte.
«Na ja», sagte er und holte Atem. «Auf Einzelheiten möchte ich eigentlich nicht eingehen, bevor wir uns im klaren sind. Vorläufig lassen wir uns einfach dies und das durch den Kopf gehen.»
«Ich möchte ja nur wissen», sagte Hoddy gereizt, «um welche Art von Geschäften es sich handelt. Hoffentlich keine Schiebung.»
«Aber ich bitte Sie, Herr Hoddy! Sie glauben doch nicht, daß wir etwas Unrechtmäßiges auch nur in Betracht ziehen?»
Hoddy schnaubte, wobei er bedächtig in seinem Tee rührte und Claud nicht aus den Augen ließ. Clarice saß stumm und verängstigt da und schaute ins Feuer.
«Ich war nie dafür, einen eigenen Laden aufzumachen», erklärte Hoddy, um seinen eigenen Mangel an Unternehmungsgeist zu rechtfertigen. «Eine gute, geachtete Stellung ist alles, was einer braucht. Eine anständige Stellung in anständigen Verhältnissen. Zuviel Hokuspokus im Geschäftsleben, nach meinem Geschmack.»
«Die Sache ist die», sagte Claud aufs Geratewohl, «ich will ja nur, daß ich meiner Frau einmal alles verschaffen kann, was sie sich wünscht. Ein eigenes Heim und Möbel und einen Blumengarten und eine Waschmaschine und überhaupt alles, was gut und teuer ist. Das ist es, was ich anstrebe, und mit einem gewöhnlichen Salär läßt sich das nicht machen, nicht? Man kann unmöglich genug Geld verdienen, wenn man nicht einen eigenen Handel aufzieht, Herr Hoddy. Das werden Sie doch zugeben?»
Hoddy, der seiner Lebtag für ein gewöhnliches Salär gearbeitet hatte, vermochte diesem Gesichtspunkt nicht viel abzugewinnen.
«Wollen Sie damit sagen, daß ich meiner Familie nicht alles verschaffe, was sie braucht?»
«Oh, doch, und noch einiges dazu», bestätigte Claud eiligst. «Aber Sie haben ja auch eine sehr gehobene Stellung, Herr Hoddy, und das ist natürlich etwas anderes.»
«Was für eine Art von Handel haben Sie denn im Auge?»
Claud schlürfte seinen Tee, um noch etwas Zeit zu gewinnen, und fragte sich unwillkürlich, was für ein Gesicht der alte Korinthenkacker machen würde, wenn er einfach mit der Wahrheit herausrückte und ihm sagte, ‹was wir haben, Herr Hoddy, wenn Sie es unbedingt wissen wollen, das ist ein Paar Windhunde, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen, und mit denen werden wir das größte Ding drehen, das es in der Geschichte der Hunderennen je gegeben
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