Der Kruzifix-Killer
Datenbank abgleichen?«, fragte Ricardo.
»Nein, mit dem hier.« Dr. Winston reichte ihm einen kleinen USB-Stick mit der digitalisierten Version der Fingerabdrücke des ersten Opfers.
Ricardo lud die Datei mit den Abdrücken auf die Festplatte und hatte im Nu beide Abdrücke nebeneinander auf dem Bildschirm. Er klickte auf »Vergleichen«, und die Software startete den Vorgang.
Auf den Digitalbildern der beiden Abdrücke erschienen mehrere rote Punkte, die Übereinstimmungen markierten. Es dauerte nicht einmal fünf Sekunden, bis unten an der Bildschirmansicht das Wort »Übereinstimmung« erschien.
»Ja, es ist dieselbe Person«, bestätigte Pinheiro.
»Dann ist es also offiziell, das Opfer ist identifiziert«, stellte Dr. Winston fest. »Wer war sie noch mal?«
»Sie hieß Victoria Baker. Kanadierin … lebte seit vier Jahren in L.A.«, gab Garcia zur Antwort.
Hunters Blick hing immer noch an den Fingerabdrücken auf dem Bildschirm. »Wir vergleichen die anderen Abdrücke sicherheitshalber noch mit der Polizeidatenbank«, sagte er schließlich. Etwas schien an ihm zu nagen. Doch er redete erst wieder, als sie in Garcias Wagen saßen.
»Was die Verbindungen zwischen den Opfern angeht, stehen wir jetzt wieder ganz am Anfang. Unsere Sex-Party-Theorie ist damit hinfällig. George Slater hatte vermutlich noch nie von Victoria Baker gehört.«
Garcia fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und rieb sich die Augen. »Ich weiß.«
»Wir müssen herausfinden, wo sie entführt wurde. Vielleicht gibt uns der Ort irgendeinen Hinweis. Allerdings wird es bis morgen dauern, bis wir den Durchsuchungsbeschluss haben.«
Garcia stimmte zu. »Außerdem müssen wir ihre Familie in Kanada verständigen.«
Hunter nickte langsam. Das war eine der Aufgaben, auf die sie beide gerne verzichtet hätten.
»Ich erledige das im Lauf des Abends«, sagte Hunter.
Als Garcia beim Morddezernat seinen Wagen abstellte, fragte sich Hunter, ob er genauso mitgenommen aussah wie sein Partner.
»Ich rede gleich mit Captain Bolter über den Durchsuchungsbeschluss, hoffentlich haben wir ihn dann morgen früh«, sagte Hunter. »Treffen wir uns hier um halb elf. Ich will erst noch ins nächste Krankenhaus und eine Patientenliste von dort besorgen.«
Garcia legte den Kopf erschöpft an der Kopfstütze ab und holte tief Luft.
»Fahr nach Hause, Grünschnabel«, sagte Hunter und warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist noch nicht mal neun. Verbring den Abend mit deiner Frau. Du hast es dringend nötig, und deine Frau sicher auch. Es gibt nichts mehr, was wir heute Abend noch tun könnten.«
Im Büro gab es zwar immer irgendetwas zu tun, doch Hunter hatte recht. Sie würden an diesem Abend sowieso nichts mehr voranbringen. Garcia dachte an den vorherigen Abend mit Anna und fand selbst, dass er wenigstens einmal die Woche zu Hause sein sollte, bevor sie zu Bett ging. Seit Wochen arbeiteten sie jetzt schon, ohne auf die Uhr zu schauen. Eine Pause würde ihnen guttun, selbst wenn es nur eine kurze war.
»Ja, Anna wird es zu schätzen wissen, wenn ich mal ein wenig früher nach Hause komme.«
»Ganz sicher«, stimmte Hunter zu. »Kauf ihr doch ein paar Blumen auf dem Heimweg. Nicht irgend so einen Billigstrauß vom Supermarkt, sondern was richtig Schönes. Denk daran: Jemandem ein Geschenk zu machen zeigt, wie gut man diesen Menschen kennt. Also kauf ihr was, von dem du weißt, dass es ihr gefällt«, sagte er mit einem aufmunternden Lächeln.
53
G arcia beschloss, Hunters Rat zu befolgen, und hielt auf dem Nachhauseweg bei Markey’s, einem kleinen Laden am North Rampant Boulevard. Hier gab es fast alles zu kaufen, von Blumen bis Schnaps, und die selbstgemachten Sandwichs mit Hackfleischbällchen und der Kaffee dort waren auch nicht zu verachten. In seinen Tagen als Detective beim LAPD hatte er hier oft vorbeigeschaut. Jetzt war es zwar ein kleiner Umweg, doch Anna würde sich über die Aufmerksamkeit freuen.
Die große, ziemlich hübsche Blondine hinter der Ladentheke begrüßte Garcia mit einem breiten Lächeln, das ihre makellos geformten Zähne entblößte. Garcia erwiderte das Lächeln und fuhr sich mit der Hand durch die Haare in der Hoffnung, halbwegs vorzeigbar zu erscheinen.
Garcia beschloss, zusätzlich zu den Blumen noch eine schöne Flasche Rotwein mitzunehmen. Es war schon eine ziemliche Weile her, seit Anna und er zu zweit eine Flasche getrunken hatten. Rioja mochte sie besonders. Die Blumen standen direkt am Eingang des
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