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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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eine gewisse Ahnung von Sprengstoffen musste der Killer schon haben, um das Ganze zusammenzubauen und den Zündmechanismus zu basteln, aber ein Experte muss man dafür nicht sein.«
    »Und wo zum Teufel kriegt er den Sprengstoff her?«
    »Wir leben hier in Amerika, Captain«, antwortete Hunter mit sarkastischem Lacher. »Das Land, in dem man mit Geld alles bekommen kann. Mit den richtigen Kontakten und barem Geld kriegen Sie hier eine Flugabwehrrakete, ganz zu schweigen von einer kleinen Menge Sprengstoff, um einen Raum in die Luft zu jagen. Und wenn der Killer ein bisschen Ahnung von Chemie hat, kann er sich das Zeug sogar aus ein paar leicht zu beschaffenden Chemikalien selbst zusammenbasteln.«
    Der Captain schüttelte schweigend den Kopf. »Wir können den Fall nicht länger geheim halten, das wissen Sie, oder? Die Presse stürzt sich bereits auf das hier. Eine Explosion, ein lebendig gekreuzigter Detective. Das ist der reinste Zirkus da draußen, und wir sind die Clowns.«
    Hunter wusste darauf nichts zu sagen. Inzwischen hatte das Zimmer aufgehört, sich dauernd zu drehen, so dass er erneut einen Aufstehversuch wagte. Als seine Füße den Boden berührten, stöhnte er vor Schmerzen. Seine neuen Schuhe hatten ihm gründlich die Füße wundgescheuert.
    »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass Sie jetzt irgendwo hingehen können?«, fragte der Captain.
    »Ich muss Carlos sehen. Wo liegt er?«
    Der Captain fuhr sich mit der Hand über den Schnauzbart und musterte Hunter mit scharfem Blick. »Wie ich schon sagte, auf der Intensivstation. Kommen Sie, ich bringe Sie hin.«
    Als er an dem kleinen Spiegel links an der Zimmerwand vorbeikam, blieb Hunter kurz stehen, um einen Blick auf sich zu werfen. Er sah aus wie der Tod. Sein müdes, bleiches Gesicht war mit Hunderten von winzigen Schnittwunden übersät, seine Augen blutunterlaufen. Seine Unterlippe war angeschwollen und entstellt. Ein getrockneter Blutpfropfen hing in seinem linken Mundwinkel. Er war an einem einzigen Nachmittag um zehn Jahre gealtert.
    »Sie müssen Anna sein«, sagte Hunter, als er das L-förmige Zimmer der Intensivstation betrat.
    Eine junge, nicht allzu große, schwarzhaarige Frau saß an Garcias Bett. Ihr Gesicht wirkte bleiern, die Augen waren verquollen vom Weinen.
    »Und Sie sind wohl Robert?« Ihre Stimme klang leise und niedergeschlagen.
    Hunter versuchte ein Lächeln, doch seine Wangenmuskeln gehorchten nicht. »Tut mir leid, dass wir uns so kennenlernen.« Er reichte ihr zitternd die Hand.
    Sie schüttelte sie ganz sanft, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Schweigend schauten sie alle drei auf den bewusstlosen Garcia hinunter. Er lag flach unter einer dünnen Decke. Aus Mund, Nase und Armen hingen Schläuche, die sich durch das Bettgestell schlängelten und in zwei separate Maschinen mündeten. Hände und Kopf waren dick bandagiert und sein Gesicht voller Blutergüsse und Schnittwunden. Ein Herzmonitor in der Ecke des Raums piepte gleichmäßig vor sich hin. Der Anblick ließ Hunter frösteln.
    Garcia wirkte beinahe friedlich, wie er so dalag, aber auch zerbrechlich. Hunter trat näher und berührte ihn sanft am Arm.
    »Komm, Grünschnabel, du schaffst das. Ist doch eine Kleinigkeit für dich«, flüsterte er zärtlich. »Das Schlimmste ist überstanden. Wir haben es da rausgeschafft. Wir haben ihn geschlagen. Wir haben ihn bei seinem eigenen Spiel geschlagen … du und ich.«
    Hunter ließ die Hand noch eine Weile auf Garcias Arm, bevor er sich wieder zu Anna umwandte. »Er ist stark, er wird das locker überstehen. Schläft sich wahrscheinlich nur mal eine Runde aus.«
    Anna hatte keine Antwort darauf. Tränen liefen ihr über die Wangen. Hunter wandte sich wieder zu Garcia um. Er beugte sich tief über ihn, als suchte er nach etwas.
    »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte Captain Bolter.
    Hunter schüttelte den Kopf und drückte ihn neben Garcia aufs Kopfkissen. Ganz vorsichtig, um Garcia nicht zu stören, fuhr er ihm mit dem Finger über den Nacken.
    »Kommen Sie, er braucht Ruhe, und Sie auch«, sagte der Captain und wandte sich zur Tür. Hunter wollte irgendetwas zu Anna sagen, doch er fand keine Worte. Also folgte er einfach dem Captain, und keiner sprach, bis sie wieder in Hunters Zimmer waren.
    »Er hatte kein Zeichen«, sagte Hunter schließlich.
    »Wie bitte?«
    »Auf Carlos’ Nacken war kein Zeichen eingeritzt. Der Killer hat ihn nicht markiert.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass er nicht sterben

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