Der Kruzifix-Killer
sollte.«
»Dass er nicht sterben sollte? Aber Sie hätten auf den falschen Knopf drücken können.«
Hunter fiel keine Erwiderung darauf ein. Er versuchte nachzudenken, doch das Hämmern in seinem Kopf behinderte ihn. Er setzte sich aufs Bett, da sich erneut das Zimmer um ihn drehte.
»Sie müssen Matt und Doyle über den Fall ins Bild setzen«, sagte der Captain jetzt in die Stille hinein.
»Was? Wovon reden Sie?«
»Ich muss Sie von dem Fall abziehen, Robert, Sie kennen doch das Protokoll. Matt und Doyle übernehmen. Ich will, dass Sie die beiden über alles unterrichten, was Sie wissen und bisher haben.«
»Protokoll? Ich scheiß auf Ihr Protokoll. Was soll das, Captain? Das ist doch Schwachsinn –«
»Sie wissen, dass ich Sie nicht an diesem Fall weiterarbeiten lassen kann. Aus irgendeinem irrsinnigen Grund hat der Killer einen Narren an Ihnen gefressen. Er ruft Sie an. Nennt Sie beim Vornamen. Treibt Mord-Spielchen und Rätselraten mit Ihnen. Als Nächstes gehen Sie wahrscheinlich einen trinken mit ihm. Es sieht so aus, als ob er Sie inzwischen einfach zu gut kennt.«
»Genau, und wenn Sie mir jetzt den Fall entziehen, versetzt ihn das womöglich noch mehr in Rage. Weiß der Teufel, was er dann macht.«
»Das weiß so oder so nur der Teufel. Robert, wir haben absolut nichts über den Kerl, und das wissen Sie genau. Drei Jahre Untersuchung, und wir stehen noch immer mit leeren Händen da. Vielleicht sind zwei frische Köpfe genau das, was diese Untersuchung braucht.«
»Das Einzige, was diese Untersuchung braucht, ist, dass ich da weitermache, wo ich aufgehört habe. Wir sind dichter dran denn je, Captain. Carlos und ich waren auf der Spur zu etwas, das uns garantiert zu ihm führen wird.«
»Bestens, dann können Sie ja Matt und Doyle gleich über diese Spur unterrichten.«
»Das ist meine Untersuchung, meine und Garcias.«
»Ja, sind Sie noch bei Trost? Hat Ihnen die Explosion das Hirn weggeblasen?«, fragte der Captain geladen zurück. »Vielleicht darf ich Sie mal kurz an die Fakten erinnern, falls Sie die vergessen haben sollten. Carlos liegt im Halbkoma auf der Intensivstation. Er wurde lebendig gekreuzigt, Robert. Eine Stacheldrahtkrone wurde ihm so fest in den Schädel gebohrt, dass die Dornen am blanken Knochen gekratzt haben. Zwei fünfzehn Zentimeter lange Nägel gingen mitten durch seine Handflächen. Es wird einige Zeit dauern, bis er überhaupt wieder einen Stift in der Hand halten kann, geschweige denn eine Waffe. Und Ihnen als Psychologen brauche ich ja wohl nicht zu erläutern, welche Traumata er zu verarbeiten haben wird, bis er seinen Job wiederaufnehmen kann, falls es überhaupt je dazu kommt. Das war sein erster Fall.«
»Glauben Sie denn, das weiß ich nicht, Captain?«
»Sie haben im Augenblick keinen Partner. Ich habe niemanden, den ich Ihnen zuweisen kann, und selbst wenn ich jemanden hätte, würde ich es nicht tun. Nicht zu diesem Zeitpunkt.«
Hunter richtete den erhobenen Zeigefinger auf Captain Bolter. »Vor ein paar Tagen erst haben Sie mir gesagt, Sie würden nicht noch einmal denselben Fehler begehen wie bei dem John-Spencer-Fall. Sie haben gesagt, Sie hätten damals auf mich hören sollen, als ich sagte, dass er seine Frau nicht umgebracht hat. Sie haben gesagt, Sie hätten mir erlauben sollen, mit der Untersuchung fortzufahren …«
»Das hier ist nicht der John-Spencer-Fall, Robert«, fiel ihm der Captain ins Wort. »Wir haben nicht einen Unschuldigen in Haft, sondern wir haben überhaupt niemanden in Haft, und genau da liegt das Scheißproblem. Wir haben nur Leichen. Und die stapeln sich verdammt noch mal immer höher.«
»Sie machen wieder einen Fehler, Captain. Entziehen Sie mir nicht den Fall.«
Captain Bolter holte tief Luft und blickte entnervt zu Boden.
»Was zum Teufel ist denn los, Captain?«
»Hören Sie, Robert. Sie wissen, dass ich Ihrem Instinkt vertraue. Manchmal hätte ich ihm mehr vertrauen sollen, ich wünschte wirklich, ich hätte es getan. Sie haben eine Art sechsten Sinn in diesen Dingen, das gebe ich zu. Aber das Ganze liegt nicht mehr in meinen Händen.«
»Was soll das heißen?«
»Dass mir sämtliche Leute über mir die Hölle heiß machen, und zwar jeder einzelne höchstpersönlich, angefangen beim Polizeipräsidenten bis hin zum Bürgermeister. Die wollen Antworten, und ich habe keine. Die kontrollieren jetzt das Spiel, ich habe da nicht mehr viel zu melden. Das Ganze ist eskaliert. Die reden bereits davon, das FBI
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