Der Kruzifix-Killer
Hunter und reichte Anna die Schachtel.
»Oh! Danke sehr!«, sagte sie, nahm das Geschenk entgegen und drückte Hunter ein Begrüßungsküsschen auf die Wange.
»Was ist denn hier los?«, fragte Garcia. »Pralinen, Küsschen … als Nächstes kommst du wahrscheinlich zu mir nach Hause zum Abendessen.«
»Und ob er das wird«, bestätigte Anna. »Ich habe ihn schon eingeladen. Sobald du wieder zu Hause bist.« Sie lächelte so liebevoll, dass das ganze Zimmer heller zu werden schien.
»Wie geht’s dir, Partner?«, fragte Hunter.
Garcia schaute auf seine bandagierten Hände hinunter. »Nun, abgesehen von den unbeabsichtigten Löchern in meinen Händen, den tiefen Kratzern an meinem Kopf und davon, dass ich mich fühle, als wäre ich von der Golden Gate Bridge gefallen, prächtig. Und dir?«
»Vermutlich in etwa genauso«, erwiderte Hunter ohne Überzeugung.
Garcia warf Anna einen Blick zu, den sie sofort verstand.
»Ich lasse euch beide mal einen Augenblick allein. Ich will sowieso in die Cafeteria hinunter«, sagte sie und beugte sich über Garcia, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu geben. »Muss mich doch um meine Pralinen kümmern«, zog sie ihn auf.
»Heb mir ein paar auf«, sagte Garcia mit einem Augenzwinkern.
Als sie hinausgegangen war, sprach Garcia als Erster.
»Ich hab gehört, du hast ihn gekriegt.«
»Ich habe gehört, du erinnerst dich kaum an etwas«, erwiderte Hunter.
Garcia schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann mich an nichts Konkretes erinnern. Vereinzelte Erinnerungssplitter, aber ich wäre nicht einmal in der Lage, den Killer zu identifizieren, wenn ich müsste.«
Hunter nickte, und Garcia bemerkte einen Anflug von Bedrücktheit in seinem Blick. »Ich habe zwar alles herausgefunden, aber gekriegt habe ich sie nicht«, sagte er und trat näher an Garcias Bett.
»Wie bist du draufgekommen?«
»Joe Bowman …«
Garcia runzelte die Stirn und versuchte, sich an den Namen zu erinnern. »Der Fitnessstudio-Manager? Der Bodybuilder?«
Hunter nickte. »Ich wusste, dass ich ihn schon mal irgendwo gesehen hatte, aber er redete mir ein, dass es in einem Fitnessmagazin gewesen sein müsse. Der Groschen ist erst gefallen, als D-King etwas von Geschworenen, Richtern und Vollstreckern sagte.«
»D-King?«, fragte Garcia überrascht nach. »Der Drogen-Dealer?«
»Lange Geschichte. Erzähl ich dir später mal. Jedenfalls hat mich das auf den Spencer-Fall gebracht. Bowman war einer der Geschworenen. Er sah damals noch ganz anders aus, kein Bodybuilding, viel schmaler. Aber als es mir wieder einfiel, war ich mir ganz sicher.«
Garcias Miene bedeutete Hunter weiterzuerzählen.
»Danach fand ich heraus, dass alle Opfer irgendeine Beziehung zu Geschworenen aus dem Spencer-Fall hatten: Manche waren mit ihnen verwandt, manche waren heimliche Geliebte, so wie Victoria Baker. Du weißt ja, sie war Joe Bowmans Geliebte, er ist verheiratet.«
Garcia nickte schweigend. »Und George Slater?«
»Er hatte einen homosexuellen Liebhaber, Rafael, der Geschworener war. Wir haben gestern mit ihm gesprochen.«
»Weiß es seine Frau?«
»Ich denke nicht. Und ich denke, sie braucht es auch nicht zu erfahren. Das würde ihr nur noch mehr zusetzen.«
»Stimmt. Das heißt, wir lagen richtig mit unserer Vermutung, dass er eine Affäre hatte.«
Hunter nickte. »Mein Problem war, herauszufinden, wer nun der Killer war. Ganz offensichtlich ging es um den John-Spencer-Fall, um Rache – aber wer war es?«
»Jemand aus der Familie«, sagte Garcia.
»Nichts ist stärker als Familienbande«, sagte Hunter mit einem Nicken. »Als ich dann weiterrecherchierte, stellte sich aber heraus, dass er nur noch eine Schwester hatte … eine Adoptivschwester.«
»Adoptivschwester?«
Noch ein Nicken. »Brenda wurde mit neun Jahren von der Familie adoptiert. Nicht, weil sie ein Waisenkind war, sondern weil ihre biologischen Eltern sie misshandelten und das Jugendamt sie aus der Familie geholt hatte. Die Spencers adoptierten sie und gaben ihr die Liebe, die sie nie bekommen hatte. Sie fühlte sich bei ihnen sicher und behütet. Die Spencers wurden ihre eigentliche Familie. Der Tod ihrer Ersatzeltern und ihres Bruders muss in ihrem Unterbewusstsein etwas ausgelöst haben. Vielleicht das beängstigende Gefühl, wieder allein zu sein. Vielleicht die Erinnerungen an die Misshandlungen, die ihr als Kind widerfahren waren. Vielleicht auch die Angst, wieder in ihre ursprüngliche Familie zurückgeschickt zu werden.«
Garcia machte ein
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