Der Kruzifix-Killer
dem Schlund empor.
»Er hat um ihr Leben gefleht. Er hat mir sogar seins im Austausch für ihres geboten. Das ultimative Liebesopfer. Aber was sollte ich damit? Sein Leben war sowieso schon in meiner Hand.« Eine kurze Stille folgte, bevor sie fortfuhr. »Sie starb langsam, und er heulte die ganze Zeit wie ein Baby. Ich habe ihn nicht gleich getötet, weißt du. Ich habe ihn noch ein paar Stunden leben lassen, damit er sich im Schmerz ihres Todes baden konnte. Danach brauchte ich nur noch ein paar Kanister Benzin von meinem Boot auf seines zu bringen, ein kleines Leck zu bohren, ein paar Zeitzünder zu setzen und dann … bumm! Das Feuer würde jegliche Spuren vernichten.«
Der genüssliche Ton in ihrer Stimme war geradezu arktisch.
»Aber das Beste danach war, mit anzusehen, wie du abgestürzt bist. Es war einfach herrlich. Nach ihrem Tod dachte ich, du würdest es tun – du würdest dir selbst eine Kugel durch den Kopf jagen. Du warst ziemlich nahe dran.«
Hunter brachte keine Entgegnung heraus.
»Doch dann hat man dir einen neuen Partner gegeben, und es sah so aus, als ob du wieder Tritt fassen würdest. Ich hatte noch immer zwei Opfer auf meiner Liste, von dir abgesehen, also dachte ich mir, es wäre an der Zeit, wieder mit unserem Spiel anzufangen.« Sie fuhr sich betont lässig mit der Hand durchs Haar. »An dich heranzukommen war nicht einfach. Ein Einzelgänger. Keine Frau, keine Freundin, keine Kinder, keine Geliebte und keine Familie. So habe ich Isabella erschaffen, die Schlampe, die dich in einer schummrigen Bar anmachen würde. Die dafür sorgen würde, dass du dich in sie verliebst.« Ihre Arroganz war maßlos.
»Kannst du dir eigentlich vorstellen, was es heißt, mit jemandem ins Bett zu gehen, den man verabscheut? Ihm zu erlauben, dich zu berühren, dich zu küssen?« Sie verzog angeekelt das Gesicht. »Jede Sekunde, die wir zusammen waren, ekelte mir vor dir. Jedes Mal, wenn du mich berührt hast, fühlte ich mich besudelt. Jedes Mal, nachdem du weg warst, habe ich mich stundenlang geduscht und mir die Haut geschrubbt, bis sie feuerrot und wund war.« Sie holte tief Luft, um sich unter Kontrolle zu bringen. »Du solltest dich in sie verlieben. Du solltest eigentlich für sie dein Leben riskieren. Sie sollte dir das Herz herausreißen, bevor sie dich töten würde. Siehst du die Ironie darin, Robert?«
Hunter erwiderte ihren Blick ungerührt.
»Aber du bist vor der Liebe davongerannt wie der Teufel vor dem Weihwasser«, fuhr sie mit ruhiger Stimme fort. »Du konntest ja nicht sehen, wie besonders sie war, stimmt’s? War sie dir nicht gut genug? Hast du es dir so zurechtgelegt? Dass der große Robert Hunter zu gut für die arme kleine, zerbrechliche Isabella ist? Das war es doch, nicht wahr?«, fragte sie mit gespielt traurigem Kinderstimmchen.
»Das war mein Fehler. Ich hätte mehr Zeit mit Isabella verbringen sollen.«
Brenda schaute Hunter eine Weile tief in die Augen. »Ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte sie schließlich. »Du denkst, du hättest sie schon durchschaut, wenn du nur mehr Zeit mit ihr verbracht hättest.« Sie lachte. »Da muss ich dich enttäuschen, Robert. Selbst wenn du Monate mit ihr zusammen gewesen wärst, hättest du noch immer keine Ahnung. Isabella war perfekt. Ich habe sie perfekt erschaffen. Über ein Jahr habe ich an ihr gearbeitet, habe ihr Leben gelebt, bevor ich mich an dich herangemacht habe. Ich habe mir neue Gewohnheiten und neue Gesten zugelegt. Ich habe ganz bei null angefangen. Ein neues Leben. Eine neue Wohnung. Ein neuer Job. Alles neu. Sich psychisch ganz und gar in jemand anderen hineinzuversetzen – du weißt doch, was das ist, nicht wahr, Robert? Ich bin praktisch zwei verschiedene Personen geworden. Nichts hat mich mit Isabella verbunden.«
Hunter erkannte, dass sie recht hatte. Selbst Brendas Körpersprache und ihr Gang unterschieden sich vollkommen von Isabella.
»Du magst noch so gut sein, Robert, ein Hellseher bist du nicht. Du kannst nicht etwas sehen, was gar nicht da ist. Niemand kann das. Isabella hat nichts verraten. Keine Fehler, keine Ausrutscher. Wie ich schon sagte, ich habe sie perfekt erschaffen.« Sie ließ Hunter einen Moment Zeit, ihre Worte zu verdauen. Dann fuhr sie fort. »Jedenfalls, mir lief allmählich die Zeit davon. Ich musste meinen Plan ändern. Da du dich nicht in Isabella verliebt hattest, musste ich jemand anderen finden. Jemanden, für den du bereit warst, dein Leben zu riskieren. Jemanden, der dir am
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