Der Kruzifix-Killer
schinden. »Willst du denn nicht wissen, wo du einen Fehler gemacht hast? Willst du nicht wissen, weshalb du verlieren wirst?«
Er spürte, wie die Klinge von seinem Nacken weggezogen wurde. Ihr irres Lachen hallte durch sein Wohnzimmer. »Du kannst nicht mal richtig bluffen, Hunter. Ich habe keinen Fehler gemacht. Ich habe nie irgendetwas liegenlassen. Mein Plan war makellos«, sagte sie mit herablassender Arroganz. »Und ich glaube, du phantasierst allmählich. Darf ich dir mal die Fakten in Erinnerung rufen? Ich habe dich an einen Stuhl gefesselt. Du bist allein und schwach wie ein verwundetes Tier. Ich bin diejenige, die das Messer in der Hand hält, und du glaubst, ich werde verlieren?«
»Nun, du hast beinahe recht«, sagte er und hob den Kopf. Er spürte das Brennen der Fleischwunde in seinem Nacken. »Aber gestern Nacht, als ich alles herausfand – deinen Rachefeldzug gegen die Geschworenen, und wer du wirklich bist –, da bin ich auch darauf gestoßen, dass heute der Geburtstag deines Bruders wäre.«
Brenda kam hinter dem Stuhl hervor und stellte sich wieder vor Hunter. In der rechten Hand hielt sie eine blitzende Klinge, auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Faszination.
»Und da konnte ich mir ausrechnen, dass du es genauso willst«, fuhr Hunter fort. »Der letzte Akt deiner Rache am Geburtstag deines Bruders. Das perfekte Finale.«
»Sehr gut, Robert«, sagte sie und klatschte in die Hände. »Zu dumm, dass du ausgerechnet an deinem Todestag damit anfängst, endlich mal anständig deine Polizeiarbeit zu machen.«
»Deshalb …«, fuhr Hunter rasch fort, »habe ich, bevor ich das Morddezernat verließ, den Captain angerufen und ihm von meinen Entdeckungen erzählt, woraufhin er mich überwachen ließ.«
Brenda runzelte die Stirn. In ihren Augen lag ein Hauch von Zweifel.
»Als ich nach Hause kam, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich wusste, dass jemand hier gewesen war. Und dass dieser Jemand du warst. Du wusstest, dass ich mir einen Drink oder zwei genehmigen würde, also hast du sämtliche Whiskyflaschen in meiner Bar mit Betäubungsmittel versetzt, weil du ja nicht wusstest, für welchen ich mich entscheiden würde. Allerdings hättest du sie wieder in der richtigen Reihenfolge zurückstellen sollen.«
Brendas Blick zuckte zu Hunters Bar hinüber und wieder zu ihm zurück.
»Sie stehen seit Jahren in genau derselben Reihenfolge. Ich stelle sie nie um.«
»Wenn du wusstest, dass die Flaschen präpariert waren, warum hast du dann trotzdem ein Glas getrunken?«, fragte sie in herrischem Ton.
»Weil ich wusste, dass du mich nicht auf diese Art umbringen willst. Das wäre nicht dein Stil. Es wäre ja keine Rache, wenn ich nicht einmal wüsste, wofür ich sterbe.«
Hunter spürte, dass Brenda unruhig wurde. Sein eigenes Herz raste, doch er versuchte, seine Stimme ruhig zu halten.
»Ich wusste, dass du in meiner Wohnung warst, ich konnte deine Gegenwart förmlich spüren. Ich wusste, dass du mich beobachten würdest, also tat ich so, als überprüfe ich nur die Nachrichten an meinem Telefon, während ich in Wirklichkeit den Captain anrief. Sieh in meine Jackentasche. Du wirst feststellen, dass mein Handy an ist. Und mit einem Blick aus dem Fenster wirst du sehen, dass das Gebäude umstellt ist. Du kommst hier nicht mehr raus. Das Spiel ist vorbei.«
Ihr Blick ruhte auf dem Fenster hinter Hunters Rücken. Auf ihrem Gesicht lag ein angespannter, verunsicherter Ausdruck. Sie hatte ihn unterschätzt, und sie wusste es.
»Du bluffst«, sagte sie mit nervöser Stimme.
»Geh zum Fenster«, wiederholte er lapidar.
Sie rührte sich nicht von der Stelle. Ihre Hand zitterte von dem Adrenalin, das ihr durch den Körper jagte. »Nichts ist vorbei«, schrie sie auf einmal zornig auf und trat wieder hinter Hunters Stuhl.
Vollkommen unerwartet und mit lautem Krachen flog Hunters Wohnzimmertür auf, von den geborstenen Scharnieren segelten Holzsplitter durch die Luft. In einem Sekundenbruchteil waren drei Sondereinsatzkräfte der STU im Zimmer. Ihre Lasersichtgeräte warfen drei rote Punkte auf Brendas Brust, direkt über ihrem Herzen.
»Lassen Sie das Messer fallen! Sofort«, rief der Mann, der das Kommando hatte, im Befehlston. Doch Brenda hatte sich bereits hinter Hunter geduckt und praktisch ihren ganzen Körper hinter ihm in Deckung gebracht. Das Messer, das sie in der rechten Hand gehabt hatte, hielt sie nun mit beiden Händen, die Klinge horizontal gegen Hunters Kehle gepresst, als
Weitere Kostenlose Bücher