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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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suchen.« Hunter schwieg ein paar Sekunden. »Es gibt immer irgendwas. Ganz egal wie böse oder wahnsinnig jemand ist. Es gibt immer einen Grund für einen Mord. Meistens ist es ein unlogischer, aber es ist dennoch ein Grund. Wir waren drauf und dran, verrückt zu werden, wir prüften die absurdesten Theorien.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Garcia neugierig.
    »Ach, wir fahndeten nach Sachen wie, ob sie alle die gleiche Kinderkrankheit hatten oder denselben Urlaubsort oder Allergien – einfach alles, was uns in den Sinn kam. Und dann …«
    »Und dann kam der Durchbruch.«
    »Und dann kam der Durchbruch – die Verhaftung Mike Farloes. Für Scott war es ein Segen.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Ich wette, wenn der Fall noch ein paar Monate so weitergegangen wäre, hätte Amanda ihn verlassen, und Scott wäre in der Klapse gelandet.«
    »Und was passierte nach der Verhaftung?«
    »Wie gesagt: Man hat uns in Urlaub geschickt. Wobei es dazu nicht viel Überredung brauchte«, merkte Hunter
    mit einem trockenen Lacher an.
    »Das glaube ich aufs Wort.«
    »Scotts große Leidenschaft galt seinem Boot. Er hatte jahrelang gespart, um es sich leisten zu können.« Noch ein Nippen am Whisky. »Er brauchte dringend Zeit mit Amanda, nur sie beide allein, um wieder zueinanderzufinden. Ein Segelurlaub schien da genau richtig.«
    »Es war ein Segelboot?« Garcias Interesse wuchs.
    »Ja, so ein … Catarina 30 .«
    Garcia lachte. »Du meinst ›Catalina 30 ‹.«
    Hunters Blick suchte den von Garcia. »Ja, genau. Woher weißt du das?«
    »Ich bin praktisch mit Segelbooten aufgewachsen. Mein Vater war total vernarrt in Segelboote.«
    »Ha! Das ist ein Ding! Also, jedenfalls war anscheinend irgendwo an Bord Treibstoff ausgelaufen. Irgendwo gab’s einen Funken, und ohne Vorwarnung flog alles in die Luft. Die beiden sind im Schlaf gestorben.«
    »Treibstoff ausgelaufen?« Garcia klang überrascht.
    »Genau«, bestätigte Hunter. Er bemerkte Garcias skeptischen Blick. »Ich weiß, was du denkst.«
    Garcia hob die Augenbrauen.
    »Auf Segelbooten gibt’s nicht viel Treibstoff. Wieso auch? Sie haben ja Segel. Und dass das ganze Boot in die Luft fliegt, dafür musste schon ganz schön viel Benzin ausgelaufen sein.«
    Garcia nickte.
    »Ja, auch mir kam das nicht ganz geheuer vor, weshalb ich ein paar eigene Nachforschungen angestellt habe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so Gewissenhaftes wie Scott ausgerechnet bei dem Boot, das doch sein ganzer Stolz war, einen Defekt übersehen hätte. So ein Schnitzer wäre ihm nie im Leben unterlaufen.« Hunter nippte erneut an seinem Whisky. »Das Leck war nicht am Motor. Es war an einem der Benzinfässer.«
    »Benzinfässer?«
    »Aus irgendeinem Grund, der mir wohl ewig verborgen bleiben wird, hatte Scott mehr Benzin an Bord genommen als sonst. Ein paar Fässer.«
    »Hatte er eine längere Fahrt geplant?«
    »Keine Ahnung, und wie gesagt, wahrscheinlich finde ich das nie heraus.«
    Garcia schaute Hunter nachdenklich zu, wie der schweigend seinen restlichen Whisky kippte. »Hat er geraucht?«
    »Beide waren Raucher, und darauf lief auch der offizielle Bericht hinaus. Aber ich hab das nie wirklich geschluckt.« Hunter schüttelte den Kopf. »Nie im Leben lasse ich mir einreden, dass wegen einer Zigarette das ganze Boot in die Luft flog. Nicht mit Scott an Bord. Solche Fehler machte er nicht.«
    Sie blickten einander wortlos an.
    »Ich hab erst zwei Wochen später davon erfahren, als ich wieder im Morddezernat auftauchte.«
    Garcia konnte den Schmerz seines Partners regelrecht spüren. »Ich nehme an, sein Fall gilt als abgeschlossen.«
    Hunter nickte. »Sie sahen keinen Grund, weitere Nachforschungen anzustellen.«
    »Tut mir leid.«
    »Wenn ich meinen Partner bei der Arbeit verloren hätte, dann, vielleicht …« Hunter hielt inne und krümmte den Zeigefinger um den Stiel des inzwischen leeren Glases. »Aber so … Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Ein verrückter Unfall, und auf einmal sind zwei Menschen aus meinem Leben verschwunden, die mir sehr wichtig
    waren.«
    »Zwei?«
    Hunter rieb sich die Augen und ließ sich Zeit mit der Antwort. »Amanda war meine einzige Cousine. Ich hatte die beiden miteinander bekannt gemacht.« Seine Stimme war voller Trauer. Es war offensichtlich, dass Hunter mit seinen Gefühlen rang. Dies war das erste Mal, dass er mit jemandem über die Sache sprach, und irgendwie tat es ihm gut. Er merkte, dass Garcia etwas sagen wollte, etwas Tröstendes

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