Der Kruzifix-Killer
unsicher.
»Ja, genau. Am Ende sind wir bei dir gelandet. Ich musste um drei Uhr nachts ziemlich plötzlich weg, erinnerst du dich?«
Sie lachte. »Ja, allerdings erinnere ich mich – der Typ mit der Teddybärunterwäsche, der mich für eine Nutte hielt, stimmt’s?«
Hunter verzog gequält das Gesicht, als hätte er sich eine Ohrfeige eingefangen. »Ja, genau der bin ich.«
»Rufst du an, um dich noch einmal zu entschuldigen?«, fragte sie halb lachend.
»Eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir uns vielleicht mal wiedersehen. Zum Lunch oder zum Dinner.« Direkt zum Punkt zu kommen fiel Hunter wesentlich leichter.
»Na, das ist jetzt aber ein großer Schritt. Mich für eine Prostituierte zu halten und mitten in der Nacht abzuhauen und beim nächsten Mal gleich eine Essenseinladung. Was für eine Überraschung.«
»Ich bin ein Mann voller Überraschungen«, witzelte Hunter.
»Ach, tatsächlich?«
»Hör zu, ich habe mich wie ein Idiot benommen, und es tut mir leid. Ich war halb betrunken und noch halb im Schlaf, und so, wie du ausgesehen hast – das erschien mir einfach zu gut, um wahr zu sein.« Hunter biss sich auf die Lippe und hoffte, dass die Schmeichelei zog.
»War das jetzt ein Kompliment, oder soll das heißen, dass die einzig attraktiven Frauen, mit denen du ausgehst, Nutten sind?«
»Himmel, nein! Mensch, dieses Gespräch läuft ja total schief.« Hunter hörte sie lachen. »Wie wär’s, wenn wir einfach diese erste Nacht vergessen und noch mal von vorn anfangen?«
Ein paar Sekunden vergingen in Schweigen. »Okay«, sagte sie schließlich. »Sekunde mal.« Hunter hörte, wie irgendwelche Seiten umgeblättert wurden. »Ist einiges los bei mir in nächster Zeit, aber ein kurzer Lunch morgen Mittag ginge, wenn dir das passt.«
»Lunch morgen Mittag klingt prima«, sagte Hunter lässig. »Sagen wir ein Uhr?«
»Ja, perfekt.«
»Da deine Zeit anscheinend knapp bemessen ist, könnten wir uns ja in der Nähe deiner Arbeit treffen.«
»Sicher. Ich arbeite an der Uni. Isst du gern Italienisch?«
»Klar, Italienisch ist lecker.«
»Ich schätze, das kann man so sagen«, erwiderte sie mit belustigtem Unterton. »Es gibt einen tollen kleinen Italiener, das Pancetta, in der Weyburn Avenue, nur ein paar Blocks von der Uni. Treffen wir uns dort um eins?«
»Ich freu mich drauf.« Hunter steckte sein Handy in die Jackentasche. »Italienisch ist lecker?«, wiederholte er laut und schüttelte dazu den Kopf. »Was hab ich mir bloß dabei gedacht?«
21
D ie haben eine Akte über D-King und sind bereit, sie uns zur Verfügung zu stellen, allerdings unter einer Bedingung«, sagte Garcia, als Hunter wieder hereinkam.
»Und die wäre?«
»Dass wir es genauso halten. Wir geben ihnen alles, was wir über D-King herausfinden.«
»Klingt doch akzeptabel.«
»Fand ich auch. Deshalb habe ich eingeschlagen und vereinbart, dass wir heute Nachmittag vorbeikommen und uns die Akte holen.«
»Bestens.«
Hunters Handy vibrierte erneut, und kurz darauf kam der Klingelton.
»Detective Hunter.«
»Hallo, Robert.« Hunter hatte sofort einen Kloß im Hals. Er schnippte zweimal mit den Fingern, um seinen Partner zu alarmieren. Garcia kapierte sofort, was los war.
»Diesmal gebe ich dir noch eine Chance.«
»Ich höre.«
»Ganz bestimmt tust du das. Bist du ein Spieler, Robert?«
»Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.« Hunters Stimme war ruhig.
»Nun, du findest bestimmt jemanden, der dir hilft. Vielleicht dein neuer Partner.«
Hunter runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie …«
Die metallische Stimme schnitt ihm das Wort ab. »In ungefähr vier Minuten beginnt im Jefferson County Kennel Club ein Windhundrennen. Ich will, dass du mir den Sieger nennst.«
»Ein Hunderennen?«
»Genau, Robert. Ich lege das Leben eines Menschen in deine Hände. Wenn du auf den falschen Hund setzt, stirbt er.«
Hunter warf Garcia einen verstörten Blick zu.
»Zwanzig Sekunden, bevor das Rennen beginnt, rufe ich wieder an, um deinen Tipp entgegenzunehmen. Sei bereit.«
»Warten Sie!« Doch die Leitung war bereits tot.
»Was hat er gesagt?«, fragte Garcia gebannt, noch bevor Hunter sein Handy zugeklappt hatte.
»Verstehst du irgendwas von Hunderennen?« Hunter klang verzweifelt.
»Was?«
»Hunderennen … Windhunde. Kennst du dich damit aus? Wettest du?«, rief er angespannt.
»Nein. Noch nie.«
»Shit!« Hunter kratzte sich an der Stirn und überlegte einen Moment. »Wir müssen runter zu den
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