Der Kruzifix-Killer
vielleicht, aber er wusste, dass Worte in solchen Augenblicken immer hohl und leer klangen.
Garcia biss sich auf die Lippe und schwieg.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Hunter sich wieder gefasst hatte. »Schätze, wir sollten langsam gehen«, sagte er und stand auf.
»Ja, sicher.« Garcia trank seinen Whisky auf einen Zug.
Die Luft draußen war beinahe unangenehm warm.
»Wir könnten einfach den Abschleppdienst der Polizei rufen«, schlug Garcia vor, als sie Hunters Wagen erreichten.
»Nicht nötig.« Hunter drehte den Zündschlüssel um, und der Wagen sprang sofort an.
»Ich glaub’s nicht.«
»Ich hab doch gesagt, es ist ein großartiges Auto. Nur ein bisschen launisch.« Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen fuhr Hunter los.
20
H unters Shirt war klitschnass, als er um fünf Uhr morgens erneut aus einem grellen Alptraum erwachte.
Er setzte sich im Bett auf und atmete schwer. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, und er zitterte am ganzen Körper. Wann würden diese Träume endlich aufhören? Seit Scotts Tod begleiteten sie ihn praktisch jede Nacht. Er wusste, dass er jetzt sowieso nicht mehr schlafen konnte, also stand er auf, ging ins Bad und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Sein Atem ging inzwischen wieder ruhiger, doch seine Hände zitterten noch immer. Sein Gesicht im Spiegel sah beunruhigend aus: Die Ringe unter den Augen schienen noch dunkler, die Haut noch bleicher als sonst.
Er ging in die Küche, blieb eine Weile im Dunkeln sitzen und hing seinen Sorgen nach. Sein Blick fiel auf die Pinnwand, und die Notiz, die er vor ein paar Tagen dort hingehängt hatte – Isabella.
Hunter hatte die Begegnung komplett vergessen. Er nahm den Zettel von der Wand und las ihn. Ohne dass er sich dessen bewusst war, breitete sich ein genüssliches Lächeln auf seinen Lippen aus. Einen flüchtigen Moment lang vergaß er den ganzen Kruzifix-Killer-Fall und dachte nur noch daran, wie sie ihn zum Lächeln gebracht hatte. Er erinnerte sich noch, wie er an jenem Morgen am liebsten sofort wieder zu ihr ins Bett gestiegen wäre.
Hunter holte das Handy aus seiner Jackentasche, speicherte ihre Nummer und programmierte einen Erinnerungsanruf an sich selbst um 12.30 Uhr.
Als Hunter um acht im Morddezernat eintraf, saß Garcia bereits an seinem Schreibtisch. Sie verbrachten den Vormittag damit, das Computerbild des Opfers an Modelund Schauspiel-Agenturen zu faxen und Informationen über D-King zu sammeln. Hunter wusste aus Erfahrung, dass man eine Befragung niemals unvorbereitet durchführen sollte, schon gar nicht, wenn es sich um einen selbsternannten König der Unterwelt handelte.
»O ja, sieht so aus, als ob wir es da mit einem ziemlich gerissenen Mistkerl zu tun haben«, sagte Garcia und hielt ein Fax hoch, das er eben erhalten hatte.
»War mir klar. Und was hast du?«
»Wie du schon sagtest, scheint unser Kerl mit praktisch allem zu dealen, was er in die Finger kriegt – Drogen, Waffen, Prostituierte, Diebesgut …« Garcia machte eine Geste mit der Hand, aus der hervorging, dass die Liste endlos war. »Und du hattest auch recht damit, dass er einem durch die Finger glitscht wie ein Aal. Er war schon ein paarmal vor Gericht …«
»Lass mich raten: jedes Mal Freispruch mangels Beweisen?«
»Ganz genau.«
»Wie zu erwarten war. Woher stammen diese Infos?«
»Vom Büro des Bezirksstaatsanwalts.«
»Und mehr haben die uns nicht geschickt?«, fragte Hunter mit gerunzelter Stirn.
»Nope.«
»Ruf noch mal an und frag nach der kompletten Akte. Die haben normalerweise ziemlich viel Material über die Leute, hinter denen sie her sind.«
»Bin schon dran.« Garcia suchte auf seinem Schreibtisch nach der Telefonnummer des Staatsanwaltsbüros. Vor einer Minute hatte er sie noch irgendwo gehabt.
Hunter spürte das Vibrieren seines Handys, noch bevor der Ton kam – » 12.30 Uhr: Isabella anrufen«.
»Bin gleich zurück, muss nur mal schnell einen privaten Anruf machen.« Er ging auf den leeren Flur hinaus und schloss die Tür hinter sich, während Garcia immer noch nach der Telefonnummer suchte.
Er holte die Nummer von Isabella auf das Display und wählte sie an. Es klingelte dreimal.
»Hallo?«
»Hi … Isabella?«
»Ja, hier ist Isabella.«
»Hallo, hier ist Robert. Robert Hunter.« Er konnte sich nicht erinnern, ob er ihr eigentlich seinen Namen gesagt hatte. »Wir haben uns am Wochenende in der Hideout Bar getroffen.«
»Jetzt, letztes Wochenende?« Sie klang
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