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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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hatte. Aus Gewohnheit sah er auf das Display seines Handys, doch es gab keine Anrufe oder Nachrichten in Abwesenheit. Er bestellte sich eine Cola light und schaute kurz auf die Speisekarte, während ihm flüchtig der Gedanke durch den Kopf ging, ob er Isabella wohl wiedererkennen würde. Seine Erinnerung an das Wochenende war ziemlich verschwommen.
    Die Ereignisse des vergangenen Tages gingen ihm immer noch durch den Kopf. Warum ein Hunderennen? Wenn der Killer spielen wollte, warum dann nicht Pferderennen oder Roulette oder etwas ähnlich Geläufiges? Lag hinter alldem eine versteckte Bedeutung? Und, wie der Captain schon gefragt hatte, warum fing der Killer jetzt auf einmal an zu spielen? Schuld? Reue? Hunter überzeugte das nicht. Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als der Kellner mit seinem Getränk an den Tisch trat und es in ein eisgekühltes Glas goss. Während Hunter einen ersten Schluck nahm, fiel sein Blick auf die Tür.
    Isabella war noch hübscher, als er sie in Erinnerung hatte. Sie war lässig gekleidet: eine dünne weiße Baumwollbluse, die in eine eng sitzende, ausgewaschene Jeans gesteckt war, dazu schwarze Cowboystiefel und ein passender Ledergürtel. Ihre langen schwarzen Haare trug sie offen, und in ihren olivgrünen Augen lag ein faszinierendes Glitzern.
    Hunter hob die Hand, um sie auf sich aufmerksam zu machen, doch sie hatte ihn bereits entdeckt. Mit einem heiteren Lächeln kam sie auf ihn zu. Hunter stand auf und wollte ihr die Hand zum Gruß reichen, doch sie kam ihm zuvor, indem sie sich vorbeugte und ihn mit einem Kuss auf jede Wange begrüßte. Ihr Parfüm roch zitronig, aber dezent. Er rückte ihr einen Stuhl zurecht, eine galante Geste, die alles andere als typisch für ihn war. Erst als sie sich gesetzt hatte, nahm auch er wieder Platz.
    »Und, hast du es gleich gefunden?«, fragte sie in munterem Ton.
    »Ja, kein Problem. Scheint ein recht nettes Restaurant zu sein«, sagte er mit einem Blick in den Raum.
    »O ja.« Sie lächelte erneut. »Und das Essen ist wirklich lecker .«
    Touché , dachte er. »Sorry, der Satz gestern klang etwas albern. Manchmal bin ich mit dem Hirn schneller als mit dem Mund. Dann sage ich etwas, was ganz anders herüberkommt, als ich es meine.«
    »Ist schon okay. Ich musste darüber lachen.«
    »Du arbeitest also an der Uni?«, fragte Hunter, um das Thema zu wechseln.
    »Ja.«
    »Medizin oder Biologie?«
    Isabella wirkte einen Augenblick lang verblüfft. »Biomedizinische Forschung. Aber woher weißt du das? O Gott! Sag jetzt bitte nicht, dass ich nach Formaldehyd rieche.« Sie hielt sich dezent das rechte Handgelenk an die Nase.
    Hunter lachte. »Keine Sorge. Du riechst toll, um ehrlich zu sein.«
    »Danke, nett von dir. Aber jetzt sag, wie hast du das erraten?«
    »Oh, nur ein wenig Beobachtungsgabe.« Hunter bemühte sich, die Sache herunterzuspielen.
    »Beobachtungsgabe? Und was heißt das jetzt genau?«
    »Na ja, mir fallen eben so kleine Dinge auf, die andere gewöhnlich übersehen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Etwas oberhalb deiner Handgelenke verläuft jeweils eine kleine Rille um deinen Arm«, erklärte er und deutete mit seitlich geneigtem Kopf auf ihre Hände. »So als hättest du Gummiringe um die Handgelenke getragen. Die weißen Puderrückstände an den Nagelhäuten sehen nach Stärkepuder aus, das bekanntermaßen in OP-Handschuhen verwendet wird. Meine Vermutung ist, dass du den ganzen Vormittag OP-Handschuhe getragen hast.«
    »Wow. Nicht schlecht.« Sie blickte ein paar Sekunden auf ihre Hände hinunter. »Aber das weiße Puder an meinen Fingern könnte auch Kreide sein. Ich könnte also auch Professorin an der Uni sein und als solche jedes xbeliebige Fach unterrichten, nicht nur Biologie«, wandte sie ein.
    »Kreiderückstände sehen anders aus«, erwiderte Hunter ohne Zögern. »Stärkepuder ist viel feiner und lässt sich viel schwerer abwaschen, deshalb auch die Rückstände an den Nagelhäuten, nicht aber an den Fingern. Außerdem ist das weiße Puder an beiden Händen. Wenn du also nicht gerade eine beidhändig schreibende Dozentin bist, bleibe ich bei meiner OP-Handschuh-Theorie.«
    Sie schaute ihn schweigend an. Ein nervöses Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Der andere Hinweis ist, dass die UCLA Medical School gleich hier um die Ecke liegt«, fügte er hinzu und blickte sie mit zur Seite geneigtem Kopf verschmitzt an.
    Isabella zögerte einen Augenblick. »Also, du bist wirklich gut. Ich habe tatsächlich den ganzen Vormittag

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