Der Kruzifix-Killer
wolltest.«
Hunter grinste. Ihre Unverblümtheit imponierte ihm. »Deshalb hast du dich für die Lunch-Variante entschieden. Das eskaliert nicht so leicht wie ein Abendessen.«
»Richtig. Lunch-Dates sind ungefährlicher«, stimmte Isabella zu.
»Und auf die Art kannst du dir noch einmal einen Eindruck von mir verschaffen.«
»Was meinst du damit?« Sie stellte sich dumm.
»Wir hatten neulich Nacht beide ein paar Drinks mehr als geplant. Das kann die Wahrnehmung … nun ja, ein wenig trüben. Du warst dir wahrscheinlich nicht mehr so ganz sicher, wie ich eigentlich aussehe und ob es sich überhaupt lohnt, sich auf ein Date einzulassen. Bei so einem harmlosen Mittagessen lässt sich das alles rasch klären.«
Isabella biss sich auf die Lippe.
Hunter wusste, dass er richtig getippt hatte.
»Trotzdem erinnere ich mich offenbar noch an deutlich mehr als du«, sagte sie und spielte erneut mit ihren Haaren.
»Stimmt«, gab Hunter zu. »Aber diese Nacht war untypisch für mich. Ich trinke eigentlich nie so viel, dass ich einen völligen Filmriss habe.« Er nahm einen Schluck Cola. »Und, bestehe ich nun den Lunch-Date-Test?«
Isabella nickte. »Mit Leichtigkeit. Und ich?«
Hunter wies die Frage mit einem empörten Stirnrunzeln von sich.
»Ach, komm schon. Du bist doch mit genau derselben Absicht hergekommen. Auch du wolltest dir garantiert noch mal einen Eindruck verschaffen. Du hast doch selbst gesagt, dass du dich kaum noch an was erinnerst.«
Hunter genoss ihre Gesellschaft. Isabella war anders als die meisten Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. Ihr Humor, ihre messerscharfen Entgegnungen und ihre respektlose Art gefielen ihm. Eine Weile blickten sie sich wortlos an, und Hunter merkte, dass er sich in ihrer Gegenwart selbst dann wohl fühlte, wenn sie beide schwiegen.
Luigi brachte die Pasta, und Hunter sah zu, wie sich Isabella die Serviette in den Blusenkragen drapierte wie eine echte Italienerin. Er tat es ihr gleich.
»Wow, das schmeckt absolut himmlisch«, sagte er nach seiner ersten Gabel voll.
»Ich hab dir ja gesagt, das ist echt italienisches Essen. Deswegen ist hier auch immer was los.«
»Ich wette, du isst hier andauernd. Würde ich jedenfalls tun.«
»Nicht so oft, wie ich wollen würde. Ich muss ein wenig auf meine Figur aufpassen.« Sie warf einen skeptischen Blick auf ihre Hüfte hinunter.
»Nun, was du auch machst, du scheinst gut damit zu fahren«, sagte er mit einem Lächeln.
Bevor sie ihm für das Kompliment danken konnte, klingelte sein Handy. Er wusste, dass es unhöflich war, das Handy im Restaurant anzulassen, doch ihm blieb keine andere Wahl.
»Tut mir leid«, sagte er, halb entschuldigend, halb verlegen, und hob das Telefon ans Ohr. Isabella schien es nicht zu stören.
»Detective Hunter hier.« Er hörte ein leises Klicken in der Leitung.
»Folge der Camp Road im Griffith Park. Kurz vor dem Ende macht sie eine scharfe Kurve nach rechts. Nimm nicht die Kurve, sondern folge dem schmalen Schotterweg in südlicher Richtung bis zu den hohen Bäumen. Dort steht ein M-Klasse-Mercedes. Darin findest du das Resultat unseres gestrigen Spiels.« Noch bevor Hunter etwas sagen konnte, legte die roboterhafte Stimme auf.
Hunter blickte auf und begegnete Isabellas gebanntem Blick. Es bedurfte keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu merken, dass etwas mit ihm nicht stimmte. »Was ist los?«, fragte sie beunruhigt.
Hunter holte tief Luft. »Ich muss los … Sorry!«
Isabella sah ihm zu, wie er aufstand und sich seine Jacke von der Stuhllehne griff.
»Es tut mir wirklich leid, dass ich schon wieder mitten in einem Date wegrennen muss.«
»Ist schon gut, ehrlich.« Sie stand auch auf, ging einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn zum Abschied auf die Wangen.
Hunter zog zwei Zwanzig-Dollar-Scheine aus seiner Brieftasche und legte sie auf den Tisch. »Darf ich dich wieder anrufen?«
»Natürlich.« Mit einem unsicheren Lächeln sah Isabella ihm nach, als er aus dem Restaurant eilte.
26
A uf dem Weg zum Griffith Park rief Hunter Garcia an und bat ihn, die Spurensicherung und die Special Tactics Unit des LAPD zu verständigen. Er war sich zwar sicher, dass der Killer nicht mehr vor Ort sein würde, doch er musste sich ans Protokoll halten, und dies sah vor, dass zuerst eine Spezialeinheit die Gegend sicherte.
Der Griffith Park ist mit über 1600 Hektar der größte Stadtpark in den USA. Seinen Bewuchs bilden kalifornische Eichen, wilder Salbei und
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