Der Kruzifix-Killer
überzogen große, dunkle Blasen wie von einer Verbrennung und ein sonnenbrandähnlicher Ausschlag. Einige der Blasen waren aufgeplatzt und sonderten eine dicke, gelbliche Flüssigkeit ab.
»Ist das Eiter?«, fragte der zweite Polizist, der inzwischen ebenfalls bei der Autotür stand. Dr. Winstons Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an, als er die Frage hörte.
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich bin kein Arzt«, gab Thornton angespannt zurück, während er die Hand an den Hals des Opfers führte, um die Herzschlagader zu ertasten.
»Ich spüre keinen Puls«, rief er nach ein paar Sekunden.
Plötzlich und ohne Vorwarnung hustete der Mann auf, gleichzeitig wurde sein Kopf nach vorn katapultiert, und aus seinem Mund ergoss sich ein Schwall Blut über Lenkrad, Armaturen und Windschutzscheibe. Thornton taumelte entsetzt zurück, stolperte und fiel rückwärts zu Boden.
»Himmel! Der lebt noch!« In seiner Stimme schwang pures Entsetzen.
Der zweite Beamte, der den plötzlich zum Leben Erwachten beinahe vor Schreck erschossen hätte, eilte zu der offenen Wagentür. »Notarzt!«
Alle standen wie unter Schock herum. Im nächsten Augenblick stürzten Hunter und Garcia zu dem Wagen, dicht gefolgt von Captain Bolter und Dr. Winston.
»Wir brauchen hier Notarzt und Krankenwagen, sofort.« Thornton hatte sich wieder aufgerafft und stand, immer noch schwer atmend, neben seinem Kollegen an der Fahrertür.
»Wir müssen ihn losschneiden«, sagte er und zog sein MOD-Messer aus dem Gürtel.
»Sir, können Sie mich verstehen?«, fragte er, doch der Mann auf dem Fahrersitz hatte bereits wieder das Bewusstsein verloren.
»Bewegen Sie sich nicht. Ich werde jetzt Ihre Hände vom Lenkrad losschneiden, dann bringen wir Sie in ein Krankenhaus. Es wird alles gut. Halten Sie durch.«
Thornton durchtrennte vorsichtig die blutige Fessel, mit der die linke Hand des Mannes am Lenkrad befestigt war. Die Hand fiel leblos in seinen Schoß. Thornton wiederholte die Prozedur an der anderen Hand, und der Mann war frei.
Währenddessen hielt sein Kollege nach dem Notarzt und den Sanitätern Ausschau, die noch immer nicht am Wagen angelangt waren. Im nächsten Moment wurde der Mann auf dem Fahrersitz erneut von Husten geschüttelt. Diesmal spuckte er Blut auf Thorntons STU-Uniform.
»Wo zum Teufel bleibt der verdammte Notarzt?«, schrie Thornton wütend.
»Wir sind schon da.« Der Notarzt drängte sich an Thornton vorbei zur Fahrertür. Wenige Augenblicke später waren auch die Sanitäter mit einer Trage da.
Hunter, Garcia, Captain Bolter und Dr. Winston sahen schweigend zu, wie der Notarzt und die Sanitäter den Mann vom Fahrersitz hievten, auf die Trage legten und zum Krankenwagen transportierten. Der bestialische Gestank löste bei allen Umstehenden einen Würgereiz aus.
»Wohin wird er gebracht?«, fragte Hunter einen der Sanitäter.
»Ins Good Samaritan Hospital. Das ist das nächstgelegene mit einer Notaufnahme.«
»Das Opfer lebt noch …?«, fragte Captain Bolter in skeptischem Ton. »Zuerst spielt er Spielchen mit uns, und dann überlässt er uns sein Opfer lebend? Was zum Teufel hat der Kerl vor? Wird er jetzt auf einmal nachlässig?«
Hunter schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, aber mit Nachlässigkeit hat das hier garantiert nichts zu tun. Vielleicht gehört es zu seinem Spiel.«
»Kann es sein, dass der Killer gestört wurde? Von einem vorbeikommenden Spaziergänger oder so?«, fragte der Captain und blickte sich dabei um, als halte er nach jemandem Ausschau.
»Nein«, widersprach Hunter fest. »Dann hätte er uns nicht zu diesem Zeitpunkt angerufen. Das, was wir hier vorfinden, ist genau das, was er beabsichtigt hat.«
»Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass er womöglich Gewissensbisse kriegt und nach dem ganzen Drama von gestern sein Opfer am Leben lassen wollte.«
»Keine Ahnung, Captain«, erwiderte Hunter gereizt. »Aber wir werden es ja bald herausfinden.« Er wandte sich an Garcia. »Was haben wir zu dem Wagen?«
»Er gehört einem … George Slater, dreiunddreißig, Anwalt in der Kanzlei Tale & Josh in Central Los Angeles«, las Garcia von einem Fax ab, das soeben eingetroffen war. »Er wurde von seiner Frau Catherine Slater als vermisst gemeldet. Anscheinend ist er Dienstagabend von seinem allwöchentlichen Pokerabend nicht nach Hause gekommen.«
»Gibt es ein Foto?«
»Ja, seine Frau hatte eins dabei.« Garcia zog einen Schwarzweiß-Ausdruck des Fotos hinter dem Fax hervor.
»Zeig mal.«
Der Mann
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