Der Kruzifix-Killer
musste lachen. »Werde ich, ich will nur noch ein paar Sachen durchsehen. Abendessen, ja? Ist sie hübsch?«
»Ziemlich. Sehr sexy«, sagte Hunter und zuckte lässig mit den Achseln.
»Na dann, viel Spaß. Wir sehen uns also morgen.« Garcia machte sich noch einmal über ein paar Akten her. An der Tür blieb Hunter stehen und betrachtete seinen neuen Partner. Es war, als blicke er in der Zeit zurück, nur mit dem Unterschied, dass in seiner Erinnerung er selbst auf Garcias Platz saß und Scott auf dem bei der Tür. Er spürte in Garcia denselben Biss, denselben Hunger nach der Wahrheit, der auch in ihm nach wie vor brannte, denselben Drang, zum Ziel zu gelangen, der ihn fast bis an den Wahnsinn getrieben hatte, doch im Gegensatz zu Garcia hatte er inzwischen gelernt, ihn zu kontrollieren.
»Geh nach Hause, Grünschnabel. Das ist es nicht wert. Wir machen morgen weiter.«
»Zehn Minuten noch, nicht mehr.« Garcia zwinkerte Hunter freundlich zu und widmete sich dann wieder seinen Akten.
35
H unter hasste es, zu spät zu kommen, doch schon beim Verlassen des Büros war ihm klar, dass er es nicht mehr pünktlich schaffen würde. Sich über sein Outfit groß Gedanken zu machen war noch nie seine Art gewesen, aber heute probierte er sämtliche sieben Ausgehhemden, die er besaß, gleich zweimal an, und seine Unentschlossenheit kostete ihn mindestens eine Stunde. Am Ende entschied er sich für sein dunkelblaues Baumwollhemd, die schwarze Levis-Jeans und seinen neuen Lederblazer. Das Hauptproblem waren jedoch die Schuhe. Er besaß genau drei Paar, und alle waren gut und gern zehn Jahre alt. Er konnte es nicht fassen, dass er so viel Zeit mit der Klamottenauswahl vergeudete. Nachdem er sich eine Handvoll Rasierwasser ins Gesicht und den Nacken gespritzt hatte, war er endlich bereit.
Unterwegs hielt er bei einem Liquor-Store an, um eine Flasche Wein mitzunehmen. Da sich seine Kenntnisse in Sachen Alkohol auf Single-Malt-Whiskys beschränkten, verließ er sich auf die Empfehlung des Verkäufers und nahm eine Flasche Mas de Daumas Gassac, Jahrgang 1992 , in der Hoffnung, dass sie passen würde, egal was Isabella kochte. Für den Preis sollte sie das auch.
Die Eingangshalle von Isabellas Wohnhaus in Glendale war einladend gestaltet. Echte Ölgemälde hingen an den Wänden, und auf einem quadratischen Glastischchen mitten im Flur stand ein schön arrangierter Blumenstrauß. Hunter erhaschte einen Blick auf sich in dem Spiegel rechts neben der Eingangstür und prüfte noch einmal seine Frisur. Er zog den Kragen seines Leder-Blazers zurecht und stieg dann die Treppen in den zweiten Stock hinauf. Vor der Nummer 214 blieb er stehen und hielt einen Moment inne. Von drinnen war Musik zu hören. Ein getragener Beat mit kräftigem Bass und rauchigen Saxophonklängen – zeitgenössischer Jazz. Sie hatte Geschmack. Das gefiel ihm. Er drückte auf die Klingel.
Isabella hatte sich die Haare locker nach hinten gesteckt. Einzelne Strähnen fielen ihr lose auf die Schultern und umrahmten ihr Gesicht. Ihr hellroter Lippenstift und die dezent geschminkten Augen bildeten einen perfekten Kontrast zu dem olivfarbenen Ton ihrer gebräunten Haut und unterstrichen ihre europäischen Gesichtszüge. Sie trug ein enges, rotes Charmeuse-Top, schwarze Jeans und weder Schuhe noch Socken. Es bedurfte keines Röntgenblicks, um zu bemerken, dass sie auch auf einen BH verzichtet hatte.
»Hallo. Verspätet, wie es sich gehört«, sagte sie, beugte sich vor und gab ihm ein Küsschen auf die Lippen.
»Tut mir leid. Hab mit meiner Frisur gekämpft.«
»Ach, du auch?« Sie lachte und zeigte dabei auf ihre Haare. »Komm rein«, sagte sie, fasste ihn an der Hand und zog ihn ins Wohnzimmer. Ein angenehmer, exotischer Duft zog durch die Wohnung. Eine Stehlampe, die neben einem bequem wirkenden Ledersessel in einer Ecke stand, sorgte für sanfte Beleuchtung.
»Ich hoffe, das passt zum Essen. Leider bin ich kein Weinexperte, deshalb musste ich mich auf die Empfehlung des Verkäufers verlassen«, sagte er und reichte ihr die Flasche.
Isabella nahm sie in beide Hände und hielt sie ins Licht, um das Etikett lesen zu können. »Oh, du meine Güte! Mas de Daumas Gassac … und ein 92 er noch dazu. Ich bin beeindruckt. Das passt garantiert zu allem. Wie wär’s mit einem Glas davon als Aperitif?«
»Klingt gut.«
»Na dann. Gläser stehen schon auf dem Tisch, und der Korkenzieher liegt da drüben.« Sie deutete auf eine kleine Vitrine mit alkoholischen
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