Der Kruzifix-Killer
man.«
»Ich hatte schon vor, mir neue zu kaufen«, log er.
»Solltest du auch. In Italien sagt man, dass man einen Menschen nach seinen Schuhen beurteilen kann.«
»Verdammt, dann bin ich also alt und … schmutzig?«
Sie lachte ein ansteckendes Lachen. »Wie auch immer, das Frühstück ist gleich fertig.«
Hunter hatte gerade seinen Orangensaft ausgetrunken, als Isabella mit dem Frühstückstablett wieder ins Wohnzimmer kam. Rühreier, Bratkartoffeln, gerösteter Toast und frisch gebrühter Kaffee.
»Kaffee? Ich dachte, du hättest nur Tee.«
»Stimmt, letzte Woche hatte ich auch nur Tee. Aber ich hatte so eine Ahnung, dass du heute Nacht bleiben würdest, also habe ich Kaffee gekauft. Ich hoffe, er schmeckt. Ich bin eigentlich keine Kaffeetrinkerin und weiß nicht, ob es eine gute Sorte ist.«
»Er ist bestimmt perfekt … riecht jedenfalls toll«, beruhigte er sie.
»Was ist das?«, fragte sie und deutete auf ein Stück Papier, das vor ihm lag.
Hunter hatte unbewusst angefangen, auf einem Stück Papier herumzukritzeln, während er auf das Frühstück wartete. Inmitten der willkürlichen Linien und Kringel, die er gezeichnet hatte, war eine Skizze des Doppelkreuz-Symbols zu sehen.
»Oh, nichts, gar nichts.«
»Komisch.«
»Was ist komisch?«
»Das Ding, das du da gezeichnet hast. Das hab ich schon mal gesehen. Ich dachte, es müsste irgendwas bedeuten.«
36
L os Angeles ist eine richtige Party-Stadt. Rockstars, Filmstars, Prominente, Politiker, Millionäre, egal wer – sie alle haben eines gemeinsam: ihre Vorliebe für Partys, ihr Bedürfnis, gesehen zu werden.
Martin Young war ein sechsunddreißigjähriger Unternehmer, der seine Millionen im Immobiliengeschäft gemacht hatte. Seine Firma, Young Estates, hatte sich auf Immobilien für Superreiche spezialisiert: vorwiegend in Beverly Hills, Bel Air, Malibu und Venice Beach. Martin war schon mit allerlei berühmten Leuten zusammengetroffen. Madonna hatte eines ihrer Anwesen in L.A. über Martins Firma verkauft, bevor sie nach London zog. Es dauerte gerade mal ein halbes Jahr, bis Young Estates seinem Besitzer die erste Million Gewinn einbrachte. Zwei Jahre später hätte sich Martin eigentlich zur Ruhe setzen können, doch inzwischen hatte ihn die Geldgier gepackt – je mehr Geld er besaß, umso mehr wollte er. Er entwickelte sich zu einem rücksichtslosen Geschäftsmann, dessen Leben sich fast ausschließlich um seine Firma drehte – bis auf die Wochenenden. Für Martin galt, dass Wochenenden zum Feiern da waren, und dabei mochte er es gern heftig. Einmal im Monat mietete er irgendein extravagantes Haus im näheren Umkreis der Stadt, lud ein paar gute Freunde ein, mietete einige Prostituierte und füllte die Bude bis oben hin mit allen erdenklichen Drogen. So auch gestern Nacht.
Als Martin die Augen aufschlug, dauerte es eine Weile, bis ihm dämmerte, wo er war. Er fühlte sich benommen. Was auch immer er gestern Abend eingeworfen hatte, wirkte noch nach. Martin sah sich in dem Raum um und nahm verwundert das eigenartige mittelalterliche Dekor zur Kenntnis. Er blinzelte ein paarmal, um klarer zu sehen, und allmählich kam er wieder zu sich. An einer Wand, über einem edlen marmornen Kaminsims, hing ein Ritter-Schild über zwei gekreuzten Schwertern. Rechts neben dem Kamin stand eine komplette Rüstung. Der Boden war mit Perserteppichen ausgelegt und die Wände dicht bestückt mit Wandteppichen und Gemälden von englischen Lords, Herzögen, Königen und Königinnen.
Mit großer Mühe setzte er sich auf. Sein Schädel brummte, und er hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er in einem Himmelbett auf seidenen Laken und Kissen geschlafen hatte. Verdammt, ich bin auf dem Set von ›King Arthur‹ eingeschlafen , dachte er und musste grinsen. Auf dem Nachttisch lagen mehrere Pillen und ein Tütchen mit weißem Pulver.
Genau das brauche ich jetzt, bevor der Come Down einsetzt , sagte er sich. Ohne sich darum zu scheren, was für Pillen es waren, warf er sich ein paar davon in den Mund. Er sah sich nach etwas zum Hinunterspülen um. Eine halbvolle Champagnerflasche stand neben dem Bett auf dem Boden. Er nahm einen kräftigen Schluck davon und legte den Kopf in den Nacken, damit das abgestandene Getränk seine Kehle hinunterrinnen konnte. Er wartete ein paar Minuten, bis die Pillen zu wirken begannen, dann stand er auf, um die Lage im Haus zu erkunden.
Vom oberen Treppenabsatz aus hatte Martin einen
Weitere Kostenlose Bücher