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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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sagte er.
    Sie beglückwünschte sich. Wie recht sie doch mit ihrer Einschätzung von ihm gehabt hatte. Dieser Mann hielt sich nicht lange mit Erklärungen auf. Der bestimmte einfach, was jetzt gemacht wurde. Ihr konnte das in diesem Fall nur recht sein.
    “Es sind noch ein paar Sachen zu besorgen”, erwiderte sie, “Vorräte, Ausrüstung …”
    Rand deutete stumm über die Schulter auf den blauen Pick-up mit angekoppeltem Pferdeanhänger, in dem zwei Pferde standen.
    “Lange zu fackeln liegt Ihnen wohl nicht, was?”
    “Wenn ich mich mal zu etwas entschlossen habe, nicht.”
    Fünf Minuten später hatte Grace Tom ein zweites Mal angerufen und ihn über den neuen Stand ihres Unternehmens informiert, ihre Sachen zusammengepackt und die Übernachtung bezahlt. Sie brachten den Jeep zur Autovermietung zurück, Grace stieg in Rands Pick-up, und es ging los.
    Hoch stand die Mittagssonne am Himmel. Die Hitze flimmerte auf dem Asphaltband, das sich endlos durch die karge Ebene zog, in der nur hier und da einige Kakteen, Steppenläufer und dürre Grasbüschel dem Auge Abwechslung boten. Rand war solche Strecken gewohnt. Bis Austin war es jetzt nicht mehr weit. Aber dort wollte er sich nicht lange aufhalten, sondern möglichst noch vor Einbruch der Dunkelheit Dallas erreichen, damit Grace und er die Pferde versorgen konnten und noch eine Nacht Schlaf bekamen, bevor es am nächsten Morgen in aller Frühe weiterging.
    “Soll ich Sie beim Fahren nicht mal ablösen?”, bot Grace an.
    Er warf ihr einen Blick von der Seite zu. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und sich bequem zurückgelehnt. Der Sicherheitsgurt lag zwischen ihren Brüsten und ließ sie deutlich unter der weißen Bluse hervortreten. Rand musste sich zusammennehmen, um seine Aufmerksamkeit wieder auf die Fahrbahn zu lenken. Ihm ging das Bild nicht aus dem Kopf, wie sie heute Morgen halb angezogen und mit zerzausten Locken in der Tür gestanden hatte. Er hatte sich eingebildet, noch die Wärme des Bettes zu spüren, aus dem sie gerade gekommen war, und große Lust gehabt, sie an sich zu ziehen und sich mit ihr wieder in dieses Bett zu legen. Während er jetzt daran dachte, überkam ihn diese Lust erneut.
    Rand schüttelte den Gedanken ab. “Haben Sie denn schon mal einen Pick-up mit Anhänger gefahren?”, fragte er.
    “Na klar”, antwortete Grace. “Zu dem Ranchset von meinen Barbiepuppen gehörte auch ein schicker schwarzer Pick-up mit Pferdeanhänger.”
    Der Blick, den Rand ihr daraufhin zuwarf, sprach Bände.
    Ihre Augen blitzten. Sie lachte in sich hinein. “Nein, im Ernst. Ich habe auch schon einen richtigen Pick-up mit Hänger gefahren. Allerdings nur über kürzere Strecken, wenn ich eines unserer Pferde zu seinem neuen Besitzer gebracht habe.”
    “Wie funktioniert das eigentlich genau – die Vermittlung Ihrer Pferde meine ich?”
    “Wir nennen das Adoption. Größtenteils läuft es über Internet. Außerdem gibt es alle zwei Monate eine Auktion. Die findet bei uns auf der Triple-S-Ranch statt, in der Nähe von Dallas, auf der wir die Pferde halten und trainieren, die wir entweder selbst aufbringen oder die zu uns gebracht werden.”
    “Die zu Ihnen gebracht werden?”
    “Ja. Pferde, die aus irgendwelchen Gründen von ihren bisherigen Besitzern nicht mehr gehalten werden können. Jedes Tier wird geschätzt und bekommt eine Benotung auf unserer Adoptionsskala.”
    Rand zuckte innerlich zusammen. ‘Adoptionsskala’ – das Wort berührte ihn unangenehm. Es mochte übertrieben sein, diesen Vergleich zu ziehen, aber war er so abwegig? War er damals vor dreiundzwanzig Jahren nicht auch taxiert worden? Und Seth und Lizzie, wie er nun erfahren hatte, ebenfalls? Vielleicht war das der Grund gewesen, warum man sie, die Geschwister, getrennt hatte – um ihren Kurs auf der ‘Adoptionsskala’ höher zu treiben. Für Lizzie, zum Beispiel, hatte man auf dieser Skala sicher Höchstnoten erzielen können. Die süße kleine Lizzie mit ihren braunen Locken und den großen blauen Augen, die von ihnen ihrer walisischen Mutter am ähnlichsten sah. Jeder würde sich um so ein Kind reißen. Aber nicht, wenn es nur ‘im Paket’ mit noch zwei Jungen zu haben war. Und weil sie einzeln auf der ‘Adoptionsskala’ hatten höher gehandelt werden können, hatte man ihn die ganzen Jahre mit der Lüge leben lassen, seine Geschwister seien tot.
    Kalte Wut packte Rand, und er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

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