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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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zugeben kann.
    Sie hat zwar versucht, diesem Mädchen zu helfen, aber sie weiß ganz genau, dass sie genauso gedacht hat, wie die anderen. Und auch immer noch so denkt. Geholfen hat sie dem Mädchen damit überhaupt nicht. Und indem sie sich selbst und alle anderen belogen hat, hat sie sich zum Affen gemacht.
    Kurz bevor sie in einen nur wenig erholsamen Schlaf gleitet, fragt sie sich, ob ihr jetzt jedes Mal schlecht werden wird, wenn sie in den Spiegel sieht.

16. Kapitel
    News
    Ungelöste Strand-Morde

    Von unserer Mitarbeiterin Eliza O’Donnell
     
    Nach Angaben eines Polizeisprechers, sollen die Ermittlungen der vor rund einem Jahr an einem Strand gefundenen Leichenteile einer Frau und eines Mannes nun endgültig eingestellt werden.
    Wie der leitende Ermittler erst kürzlich mitteilte, sei eine Lösung des Mordfalles sehr unwahrscheinlich.
    Die Leichen, die beide eine Stichverletzung am Hals, sowie starke Verätzungen im Gesicht aufwiesen, waren vor einem Jahr ohne Kleidung und mit abgetrennten Köpfen, Armen und Beinen in schwarzen Müllbeuteln am Strand entdeckt worden und hatten große Beunruhigung und Entsetzen in der Bevölkerung verursacht. Bisherige Abgleiche mit Vermisstenanzeigen haben keine Ergebnisse gebracht, ebenso wie eine gerichtsmedizinische Untersuchung der stark verwesten und entstellten Leichen. Auch die Auswertung von Hinweisen aus der Bevölkerung ist bis zuletzt ohne Ergebnis geblieben. Es wird angenommen, dass es sich bei den Toten eventuell um illegale Einwanderer handeln könnte.

     

17. Kapitel
    Mittwoch, 21. Juli
     
    Es ist ein ganz gewöhnliches, schweigsames Frühstück im Hause Williams. Catherine hantiert am Herd herum und plappert über die ach-so-grässliche Zeit mit George, Evelyn und Tom schweigen sich an und beachten sich nicht. Also alles eigentlich so wie immer. Nur, dass heute das Schweigen noch hartnäckiger in der Küche hängt als sonst und keiner der beiden Catherine zuhört, die folglich Selbstgespräche zu führen scheint.
    Evelyn klopft angespannt mit den Fingernägeln auf den Tisch und Tom schaufelt schon den fünften Löffel Zucker in seinen Kaffee, als sie schließlich die Arme auf dem Tisch verschränkt und Tom forschend anstarrt. „Bist du mir böse?“
    Er blickt von seiner Kaffeetasse auf und sieht sie kurz an. „Nein“, sagt er und lehnt sich zurück. „Eigentlich nicht. Es geht dir ja augenscheinlich gut, niemand hat dich umgebracht. Also kein Grund, um auf dich böse zu sein. Was auch immer gestern passiert ist, ist jetzt allein deine Sache.“
    Evelyn lehnt sich nun ebenfalls in ihrem Stuhl zurück. Irgendwie ist sie unzufrieden, verdrängt dieses Gefühl aber sofort wieder. „Gut“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Wann fliegst du zurück?“
    „Morgen Mittag“, sagt er.
    Ihre Augen weiten sich.
    „Was ist? Passt dir das nicht?“ Er mustert sie eingehend.
    „Oh, nein, nein, das ist prima“, sagt sie. „Ich bin nur erstaunt, dass du’s so eilig hast, von hier wegzukommen. Das ist alles.“
    „Will irgendjemand Kuchen?“, zwitschert Catherine fröhlich und stellt einen Teller auf den Tisch. Sie hat nicht gemerkt, dass ihr in den letzten fünfzehn Minuten niemand zugehört hat.
    ***
    Sie steht in Regenjacke und Flip-Flops im Garten und drischt mit einem Spaten auf den vom Regen matschigen Rasen ein. Neben ihren Füßen häuft sich die nasse Erde zu einem kleinen Hügel an. Sie ist verrückt, denkt er irgendwann und kann ihr nicht mehr länger durch das Fenster zusehen, also zieht er sich an und geht zu ihr nach draußen in den kühlen, englischen Regen.
    „Was machst du da?“, fragt er und guckt in das kleine Loch.
    „Ich grabe ein Loch“, sagt sie.
    „Und warum machst du das?“ Er nimmt sich eine Schaufel, die neben ihren nassen Füßen im Gras liegt.
    Sie hebt ihren Blick und sieht ihn an, als könnte er keine blödere Frage stellen als diese. „Das wird später mal ein kleiner Teich, mit Goldfischen und allem drum und dran.“
    „Wie groß soll denn der Teich eigentlich werden?“, fragt Tom, als er mit einer Schaufel Erde nach oben befördert.
    „Keine Ahnung. Es soll halt was Platz haben.“
    Sie graben eine Weile. Die Grube wird immer größer und die beiden immer nässer.
    „Ich weiß ja nicht, welche Fische du da hineinwerfen willst, aber für Goldfische würde es mit Sicherheit schon reichen“, sagt er. Der Regen hat seine Kleidung komplett durchtränkt.
    Evelyn zuckt die Schultern und rammt ihren Spaten knapp

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