Der Kugelfaenger
Tante und schleppt ihn gemeinsam mit Tom in die Küche. Dort leeren sie die ganzen Flaschen im Spülbecken aus. Danach fühlt sich Evelyn großartig, Tom hingegen etwas niedergeschlagen, aufgrund der Masse des vernichteten Alkohols. Schließlich schmiert er ein paar Brote, die sie dann in der Küche essen.
***
Gerade, als Tom nahe daran ist, auf dem unbequemen Sofa in seiner Wohnung einzudösen, wird wie verrückt an die Tür gehämmert. Er rafft sich auf und macht die Tür auf. Draußen steht ein Mann in Uniform. Unten am Treppenabsatz warten ein weiterer Mann und eine Frau. „Polizei“, sagt er und hält einen Dienstausweis hoch.
Tom blinzelt ihm entgegen. „Was wollen Sie von mir?“
Der Polizist hält ihm ein Blatt Papier hin. „Sie stehen im Verdacht, unrechtmäßig im Besitz von Schusswaffen zu sein.“
„Was? Wer sagt das?“ Tom nimmt das Papier und betrachtet es aufmerksam.
„Wir haben die entsprechenden Hinweise bekommen“, sagt der Polizist unbestimmt. „Und denen werden wir nun nachgehen“, fügt er hinzu, drängt Tom zur Seite und winkt seinen zwei Kollegen, damit sie ihm folgen.
Tom steht barfuß draußen im Regen, durchweicht bis fast auf die Haut. Die Polizistin steht ebenfalls draußen, da die Wohnung zu klein ist, um von drei Menschen zur gleichen Zeit durchsucht zu werden.
Evelyn kommt mit einem Regenschirm aus dem Haus und lässt Tom unterstehen. „So weit musste es ja wohl kommen. Bei so einem Bruder“, meint sie trocken. Der Regen prasselt auf den Schirm. Schweigend sehen sie die nächsten fünfzehn Minuten zu, wie die Polizisten die Wohnung durchwühlen. Nach zwanzig Minuten sind sie damit fertig.
„Und, was interessantes gefunden?“
Die Polizisten steigen schweigend die kaputte Treppe hinunter.
„Was ist mit dem Haus? Wollen Sie das nicht auch noch durchsuchen? Wenn Sie schon mal hier sind“, meint Tom großzügig.
„Dafür haben wir keine Genehmigung“, sagt der Polizist kühl. Dann gehen sie ohne einen Gruß zurück zu ihrem Wagen und fahren.
„Illegaler Waffenbesitz“, lacht Tom und steigt die Treppe hoch. „Der Witz ist gut.“
„Was ist mit deiner Pistole in meiner Küche?“, ruft ihm Evelyn nach.
„Die hole ich nachher.“
***
„Hey, seid ihr endlich fertig?“ brüllt er nach oben. Es ist viertel nach sieben und Tom steht nervös im Flur der Familie Williams und wartet ungeduldig darauf, zu Jean Duponts Geburtstagsparty aufbrechen zu können. Evelyn und ihre Freundin Victoria sind oben und haben sich seit ungefähr einer Stunde im Badezimmer verschanzt. Ihr heiteres Kichern dringt gelegentlich zu ihm nach unten, jetzt bekommt er allerdings ein zweifaches, gedämpftes „Fast!“ aus dem oberen Stockwerk zu hören.
Catherine liegt mit einem wahnsinnigen Kater im Bett und schläft und wird das auch noch bis morgen früh tun.
Tom steht im Flur und betrachtet das hässliche Ölgemälde einer ebenso hässlichen alten Frau, das nun doch wieder über der Kommode hängt. Evelyn und ihre Tante können sich nicht entscheiden, wo der beste Platz dafür ist.
Er rückt seine Fliege zurecht. Er hat einen eleganten Smoking an, der nicht seiner ist und dazu trägt er schwarze Schuhe, die auch nicht ihm gehören. Die Sachen haben Mr. Williams gehört, der sie nun aber wohl nicht mehr braucht. Die Hose ist ihm ein wenig zu weit und die Schuhe zwicken ebenfalls am großen Zeh, aber das ist alles immer noch besser als gar nichts.
Er wandert im Flur auf und ab, tritt von einem Fuß auf den anderen und versucht die Zeit totzuschlagen. Dann stellt er sich wieder vor das Gemälde der alten Frau und studiert es aufmerksam. Es stellt Catherines Mutter dar, also Evelyns Oma. Das hat ihm George vor einer Weile erzählt. Er kann sich noch so dicht davorstellen, seine Augen zusammenkneifen oder sonst was machen – er kann beim besten Willen keine Ähnlichkeit mit Catherine entdecken. Mit Evelyn zum Glück aber auch nicht.
Er ist noch ganz im Betrachten des Bildes versunken, als er neben dem Holzrahmen etwas entdeckt. Es sieht aus, als würde ein Blatt Papier unten hervorlugen. Geistesgegenwärtig streckt er die Hand aus und greift danach. Als er seine Hand betrachtet, hat er plötzlich ein Stück Tapete in der Hand. Die Tapete ist so alt, dass sich der Kleister aufgelöst hat und sie sich stellenweise schon von selbst von der Wand löst.
„Scheiße“, flucht er. Mit dem Loch unter dem Gemälde sieht der Schimmelkäse an der Wand noch hässlicher aus. Er sieht sich
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