Der Kugelfaenger
verschiedenen Käsesorten belegt. Unter anderem ist aber auch eine große Auswahl an Sushi zu finden.
Sie sieht zu den Getränken. Da ist noch mehr Champagner. Flaschenweise.
„Jean hat sich wirklich nicht lumpen lassen. Geht nur noch der Kaviar ab.“ Sie dreht sich um. Der eigentlich recht große Festsaal des Hotels wirkt ziemlich klein. Und er ist brechend voll. Jean hat alle möglichen Leute eingeladen. Hin und wieder kann man ein aus Film und Fernsehen bekanntes Gesicht ausmachen. Die Altersspanne der Gäste reicht von unter fünfundzwanzig bis weit jenseits der Sechzig. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen Menschen, die erstaunlich gut zusammenpassen.
Fünfzehn Minuten später.
„Meine Damen und Herren“, ertönt es von der Bühne. Alle Anwesenden wenden ihre Häupter und applaudieren. Jean steht vor einem am Boden befestigten Mikrofon und lächelt unsicher in die Menge. Neben ihm steht in einem wallenden, bodenlangen, blauen Kleid seine sechsundzwanzigjährige Freundin Susan. Bereits seine zweite unter dreißigjährige Freundin in diesem Jahr.
„Oh Mann, seine Rede!“, flüstert Evelyn, verdreht die Augen und kichert.
„Das will ich hören“, meint Tom und zieht sie vom Rand des Buffets in die Mitte des Raumes. Jetzt sind sie zwischen einigen anderen Gästen eingekeilt.
Jean bittet um Ruhe. Dann beginnt er lächelnd mit seiner Rede. „Eigentlich habe ich mir ja vorgenommen, heute keine lange Rede zu halten ...“
Die ersten Lacher sind zu vernehmen.
„… aber ich glaube das schaffe ich schon, wenn ich einiges aus der Fassung meiner Assistentin weglasse.“
Das Gelächter wird lauter. Seine Assistentin, die ein paar Schritte hinter ihm steht, läuft knallrot an.
„Aber erstmal muss ich mich für eure lieben Glückwünsche bedanken ...“
„Bei mir sicher nicht“, meint Evelyn. „Ich habe ihm noch nicht gratuliert.“
„... Und natürlich dafür, dass ihr alle den Weg zu mir gefunden habt …“
Erheitertes Auflachen.
„Gibt’s Probleme?“, fragt Tom, ohne seinen Kopf von Jean abzuwenden.
„… Euer Nachhauseweg wird wahrscheinlich schon etwas beschwerlicher werden …“
„Ich habe ihm gesagt, dass ich die Zusammenarbeit mit seinem Label beenden möchte.“
Tom sieht sie von der Seite her prüfend an. „Ich dachte, ihr beide seid ein Herz und eine Seele.“
„… Und bevor ich nun das Buffet eröffne und das Fest beginnen kann, möchte ich …“
Evelyn verdreht die Augen. „Die Jahre bei BÄNNY B. haben mich karrieremäßig sehr weit nach vorne gebracht. Aber jetzt ist an der Zeit, dass ich mich anderen Projekten widme.“
„Schscht!“, macht eine Frau neben ihnen.
Tom schenkt ihr keine große Beachtung.
„... Ihnen noch eine freudige Nachricht überbringen …“ Es wird ruhiger im Festsaal.
„Ich nehme an, Jean ist davon begeistert.“
„... Und zwar betrifft das ...“
Evelyn lächelt. „Ja und zwar gleich so begeistert, dass er dafür zwei Millionen bar auf die Kralle haben will.“
Tom staunt. So viel hat er in seinem ganzen Leben noch nicht auf einem Haufen gesehen.
Die „Schscht“-Dame wirft ihnen einen bösen Blick zu.
Tom und Evelyn konzentrieren sich wieder auf Jeans Rede, von der sie bis jetzt noch nicht viel mitgekriegt haben.
„… eine ganz bestimmte Person. Also ausnahmsweise mal nicht mich.“
Die Gäste johlen vor lachen. Evelyn lacht auch ein wenig mit, ohne jedoch wirklich mitbekommen zu haben, wovon Jean eigentlich spricht. Sie mustert nämlich lieber die Leute um sich herum.
Jean fährt mit seiner Rede fort. „Und bei dieser Person handelt es sich um …“ Er lässt die Spannung steigen. „… um das fantastische Werbegesicht meiner Modefirma, um Evelyn Williams!“ Jean lächelt und bleckt dabei seine strahlend weißen Zähne.
Wie elektrisiert dreht Evelyn ruckartig ihren Kopf in Jeans Richtung. Sie hat zwar nur mit halbem Ohr zugehört, aber das hat schon ausgereicht, um ihren Puls in schwindelnde Höhen zu treiben. Irritiert starrt sie Jean an.
Der meint weiter: „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, meine lieben Gäste, wie sehr ich mich freue, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Evelyn ihren Vertrag als Model für BÄNNY B. um weitere zwei Jahre verlängert hat!“
Tosender Applaus brandet auf.
Evelyn fühlt sich, als hätte ihr jemand in die Magengrube geschlagen.
Um zwei Jahre verlängert?
Zwei Jahre?
Hier läuft etwas falsch, aber gehörig.
„Evelyn?“, fragt Jean scheinheilig durchs Mikrofon. „Evelyn, ich
Weitere Kostenlose Bücher