Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
ihre Todesecho-Synästhesie nicht geholfen hatte, eine tiefgreifendere Verbindung zu ihrem alten Ich herzustellen. Dafür war er nun endgültig von ihrer Begabung überzeugt. Er musste an die Chevron-Tankstelle denken, an der sie heute auf dem Rückweg von seiner Tante vorbeigefahren waren, und an das gelbe Schild, das ihren Abriss verkündete. Was hätte Jane Doe wohl gespürt, wenn er angehalten und sie in den Tankstellen-Shop geführt hätte? Hätte sie die fehlenden Minuten füllen können, die ihn seit all den Jahren verfolgten? Und das Wichtigste: Hatte er den Mut es herauszufinden?
Noch nicht, entschied er und schob den Gedanken weg. Jordaches Anruf hatte sehr viel dringendere Bedenken aufkommen lassen: Wie zum Teufel konnte Jane Doe mit den drei Morden in Verbindung stehen? Nachdem er sie in Tranquil Waters abgeliefert hatte, fuhr er weiter, um den Detective zu treffen. Der hatte ihn zum Grand Hotel Excelsior ein paar Blocks vom Willamette River entfernt delegiert, einer abgeranzten Absteige, in der die Zimmer stundenweise vermietet wurden. Als Fox seinen Wagen abstellte, war er froh über den ramponierten Zustand seines alten silbernen Porsche. Das hier war keine Gegend, in der man ein teures Auto allein ließ. Das » G« in » Grand« und das » E« in » Excelsior« auf der Leuchtreklame des Hotels waren durchgebrannt, und Fox fragte sich, warum die schmierigsten Absteigen eigentlich so häufig mit den prunkvollsten Namen prahlten. Eine Gruppe von Reportern hatte sich bereits versammelt, als Detective Phil Kostakis ihn durch die Absperrung ließ.
Jordache empfing ihn in der Lobby, führte ihn über einen dunklen Korridor, der nach Hoffnungslosigkeit roch, und erklärte ihm kurz das Wichtigste zu den Morden. » Das hier ist der Letzte. Wir hatten drei in drei Tagen, alle mit derselben Handschrift.«
» Und worin besteht die Verbindung zu Jane Doe?«
» Ich zeig’s dir. Schau dir den Tatort an, als ihr Seelenklempner und als Forensiker. Ich muss wissen, warum dieser Kerl das tut. Es gibt kein sichtbares finanzielles Motiv, keine Hinweise auf sexuelle Aktivitäten und keine wirkliche Verbindung zwischen den Opfern, mal davon abgesehen, dass alle männlich waren, älter als fünfzig und Arschlöcher.« Jordache zeigte auf eine offene Tür, um die man gelbes Absperrband geklebt hatte. Daneben befand sich ein Notausgang, der auf direktem Weg nach draußen führte. Die Männer von der Spurensicherung in ihren weißen Overalls waren bereits da. » Der Kerl an der Rezeption kann sich vage an einen großen Mann erinnern, der das Zimmer bar bezahlt hat.«
» Gibt es noch mehr Informationen über den Täter?«
» Das hier ist nicht gerade das Four Seasons, Nathan. Die Angestellten hier legen Wert darauf, dass sie sich nicht an ihre Gäste erinnern, und der Mann trug einen breitkrempigen Hut, der einen großen Teil seines Gesichts verdeckt hat.« Jordache warf einen Blick in seinen Bericht. » Alles, an was der Typ an der Rezeption sich erinnert, ist, dass der Kerl helle Haut hatte, auffallende Augen und eine tiefe grollende Stimme. Das stimmt mit einer anderen Beschreibung überein, die wir zu einem der ersten Morde haben.« Er las Fox die Aussage der Zeugin aus dem Second-Hand-Laden vor.
» Was ist mit dem unangenehmen Geruch?«
» Der Kerl hier an der Rezeption war erkältet und hat nichts bemerkt. Der Geruch könnte auch eine Sackgasse sein. Vielleicht ist der Mörder in irgendwas reingetreten oder hatte was zu essen dabei, das nicht mehr okay war.« Jordache zeigte auf den Notausgang. Wir nehmen an, der Mörder hat das Gebäude hier vorher ausgekundschaftet, für die Zimmerschlüssel bezahlt und sein Opfer dann über die Feuertreppe reingetragen.«
» Reingetragen?«
» Jepp. Der Pathologe hat eine Blutprobe genommen und wieder Spuren von Ketamin gefunden. Der Kerl wartet also, bis sein Opfer im Zimmer aufwacht, und bringt es dann um.« Der Detective öffnete das Absperrband und ließ Fox eintreten.
Das Erste, was der Psychiater sah, war das Blut. Hier brauchte man kein Luminol. Klebriges Blut überzog den fadenscheinigen Teppich und die Möbel. Ein Teil des Kiefernschranks in der Ecke war vom Blut so dunkel gefärbt wie Mahagoniholz. » Wo ist die Leiche?«
Jordache wies auf das kleine angrenzende Badezimmer. Die Tür stand offen, und ein Fotograf der Polizei schoss gerade ein paar Aufnahmen. » Hier drin.«
Fox trat ein und sah, dass man den nackten Körper des Toten in die Badewanne gesteckt und
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