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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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wurde, und erinnert sich, dass das Blut wie roter Sirup von den Kartons tropfte. Sorcha hat bereits eine Hand an die Wand gedrückt. Langsam und konzentriert geht sie hinüber zu der Wand, vor der seine Familie erschossen wurde. Und er mit dem Leben davonkam.
    Plötzlich überkommt ihn die Angst. Was wird sie finden? » Spürst du etwas?« Sie nickt schweigend. Eine ganze Weile sieht er ihr zu, während sie an der Wand entlanggeht und immer wieder den Kopf schüttelt. Er kann sehen, wie sie mit den Tränen kämpft.
    » Was ist los?«, fragt er und wünscht sich plötzlich, er hätte sich auf diese Sache nicht eingelassen.
    » Keine Sorge«, sagt sie. » Es ist alles okay.«
    » Sag mir, was du siehst. Sag mir, was du fühlst.«
    » Es sind viele einzelne Bruchstücke, aber wenn ich sie zusammensetze, ist ziemlich klar, was passiert ist.« Sorcha nimmt seine Hand und führt ihn an der Wand entlang. » Nach dem Kassierer wurde zuerst deine Mutter erschossen. Du hast gesehen, wie die Kugel sie getroffen hat, und deine Berührungs-Synästhesie hat dazu geführt, dass du die Kugel und den Schmerz ebenso heftig gespürt hast wie sie. Du bist vor Schock ohnmächtig geworden, aber nur kurz. Als du wieder zu dir kamst, hast du gesehen, wie dein Vater erschossen wurde, und auch diesmal hast du den Schmerz so heftig gespürt, als wäre er dein eigener. Der Kerl mit der Kapuze hat gelacht, als du erneut in Ohnmacht gefallen bist, und dich ›einen verdammten Schachtelteufel‹ genannt.
    » Als du wieder zu dir kamst, hast du versucht, dich vor deine Schwester zu werfen, aber der Killer hat dich zur Seite gestoßen und sie erschossen. Wieder hast du zugeschaut, als wolltest du ihren Schmerz teilen und ihn damit für sie erträglicher machen. Als du erneut ohnmächtig wurdest, hat der Kerl sich über dich gestellt und darauf gewartet, dass du wieder aufwachst. Sobald du die Augen geöffnet hast, hat er abgedrückt. Aber nichts ist passiert. Die Pistole hatte eine Ladehemmung.
    » Du hast den Kerl einfach ignoriert und bist zu deiner Mutter gekrabbelt, um nach ihr zu sehen. Du hast versucht, das Blut aufzuhalten, das aus ihrer Wunde floss, während der Mann dir seine Waffe ganz nah an den Kopf gehalten und noch vier Mal abgedrückt hat. Jedes Mal hatte die Pistole eine Ladehemmung. Das Letzte, was er zu dir gesagt hat, war: » Ich hab keine Ahnung, ob du ein Schwein bist wie die anderen, oder ein Unsterblicher wie wir. Aber was auch immer du bist, Junge, du hast Schwein gehabt.« Das war das Letzte, was deine Familie gehört hat, bevor sie gestorben ist. Die letzten Worte deiner Mutter an dich waren: » Mein guter Junge. Ich liebe dich.« Als sie tot war, hast du versucht, deinem Vater zu helfen, und dann deiner Schwester, aber du konntest sie nicht retten.
    » Weißt du, Nathan, ich kann spüren, dass das Wissen, dass du überlebt hast, es ihnen leichter gemacht hat, zu sterben. Ich spüre ihre Liebe so viel deutlicher als ihr Leid oder ihren Schmerz. Du solltest dich nicht schuldig fühlen, weil du am Leben bist. Du solltest froh sein.« Wieder kämpfte sie mit den Tränen. » Du hast Glück gehabt, aber du warst auch sehr tapfer. Damals warst du erst zehn Jahre alt, aber du hast jeden ihrer Tode geteilt und versucht sie zu retten. Niemand hätte mehr tun können, als du getan hast. Kein Wunder, dass deine Erinnerung sich abgeschaltet hat.«
    Dann nimmt sie Fox in ihre Arme und hält ihn ganz fest. Anfangs versucht er noch, sie von sich wegzudrücken, aber als die Schuld von ihm abfällt, spürt er, wie die Tränen ihn übermannen. Zum ersten Mal seit ihrem Tod lässt er alle Kontrolle fahren, sinkt in Sorchas Arme und weint – weint. Heftige Schluchzer durchzucken ihn, als wollten sie seinen Körper von Jahren aufgestauter Trauer befreien.
    Schließlich versiegen die Tränen, und er spürt, wie eine tonnenschwere Last von ihm genommen wird. Er steht da und bedankt sich bei Sorcha, dann nimmt er ihre Hand und geht hinaus. Nachdem sie ihre Helme wieder abgegeben haben, stehen sie neben dem Auto und sehen zu, wie die Bulldozer die Tankstelle dem Erdboden gleichmachen. Er spürt nichts, als das Gebäude in sich zusammenfällt. Nur das Gefühl, dass ein Teil seiner Vergangenheit, der verloren gegangen war, wieder an seinen Platz zurückgekehrt ist.
    In diesem Moment fährt ein Streifenwagen auf das Gelände und hält neben ihnen an. Karl Jordache springt aus dem Wagen und eilt zu ihnen herüber. » Ich hab euch überall

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