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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Mit der Naseauf dem Boden zog Fidget den königlichen Agenten in eine Seitenstraße und von dort aus in die Tiefen des Viertels.
    Burton erkannte, dass der Weg, dem der Basset folgte, des Nachts wahrscheinlich verlassen war, doch jetzt, am Nachmittag, waren die Straßen voller Menschen. Mann und Hund bahnten sich ihren Weg durch die Menge, überquerten eine Straße nach der anderen, aus Southwark hinaus und nach Lambeth hinein, durch Lambeth hindurch und weiter nach Vauxhall, bis sie schließlich auf die Nine Elms Road abbogen. Hier verließ die Spur die Straße durch ein Loch in einem Holzzaun. Parallel zur Verkehrsstraße lief sie weiter, und langsam ahnte Burton, wohin die Reise gehen würde, denn vor ihnen erhoben sich vier riesige schlotähnliche Rohre in den Himmel.

    Swinburne konnte nicht aufhören zu lachen.
    Sein gesamter Körper schmerzte. Er war voller Blutergüsse und Schnitte, und jede Verletzung sandte einen Schauer der Erregung durch seine Nervenbahnen.
    Laurence Oliphant raste vor Wut. Er hatte seinen Stockdegen weggeworfen, das Jackett ausgezogen und fallengelassen, die Hemdsärmel aufgerollt und setzte dem Dichter mit unerbittlicher Grausamkeit nach.
    Oh ja, er würden den kleinen Mann umbringen, aber verdammt sollte er sein, wenn er es dem rotschöpfigen Dreikäsehoch leichtmachen würde! Nein, ein langer, langsamer, entsetzlicher Tod, das war es, was Swinburne erwartete.
    Also gestattete er es seiner Beute immer und immer wieder, die lockende, offene Tür zu erreichen. Und immer und immer wieder sprang er ihn in letzter Sekunde an und riss ihn zurück in den Hof.
    Und Swinburne lachte.
    Oliphant umkreiste den Dichter, grinste teuflisch, sprang vorund schlug zu. Swinburne flog hoch in die Luft und fiel hart wieder zu Boden, die Kleider in Fetzen, ebenso wie die Haut darunter.
    Er kroch über das Pflaster, blutig und zerschlagen, die Augen wild und mit röchelndem Lachen, weil ihm das Blut aus der Nase und den gesprungenen Lippen in den Rachen lief.
    Mit vier großen Schritten war Oliphant an seiner Seite.
    »Was bist du?«, keuchte Swinburne. »Eines von Schwester Nightingales missglückten Experimenten?«
    »Halt den Mund!«
    »Was hat sie dir angetan, Oliphant?«
    »Sie hat mich gerettet.«
    »Wovor?«
    »Vor dem Tod, Swinburne, vor dem Tod. Ich hatte mich dem Opium hingegeben, bin süchtig geworden und in einer Drogenhöhle in Limehouse ins Koma gefallen. Miss Nightingale hat die funktionstüchtigen Teile meines Gehirns gerettet und sie mit denen eines humanisierten Tiers verschmolzen.«
    »Was für einem Tier?«
    »Meinem weißen Panther.«
    »Ah, das erklärt es!«
    »Das erklärt was?«
    »Den Geruch von Katzenpisse, den ich jedes Mal rieche, wenn du näher kommst.«
    Oliphant stieß ein wütendes Fauchen aus, packte den Dichter mit einer Hand im Genick, mit der anderen am rechten Oberschenkel, hob ihn hoch, wirbelte ihn herum und schleuderte ihn hoch in die Luft. Swinburne prallte gegen das Fundament der hohen Mauer, fiel zu Boden, rollte noch ein Stück weiter und lag dann still, die grünen Augen auf Höhe der herankommenden Schuhe des Albinos.
    Blutspuckend krächzte er:
    »Du hast gesiegt, oh Galiläer;
    Dein Atem der Welt verblichene Hülle;
    Wir tranken vom Lethischen Meer
    Und speisten des Todes Fülle.«
    Oliphant beugte sich über ihn.
    »Flieh, kleiner Mann«, flüsterte er. »Flieh zur Tür.«
    Swinburne rollte sich auf den Rücken und blickte hinauf in die bösartigen, pinken Augen.
    »Danke«, murmelte er. »Aber ich gedenke, hier zu liegen und mir ein oder zwei Gedichte einfallen zu lassen, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Es macht mir etwas aus«, antwortete Oliphant. Er packte den Dichter an der Kehle und riss ihn hoch. Dann hob er ihn von den Füßen, die Finger fest um den dünnen Hals geschlossen, und beobachtete mit Interesse, wie das Gesicht seines Opfers eine dunkle Färbung annahm.
    Swinburne trat um sich und zappelte, umklammerte die Handgelenke seines Angreifers, konnte sich aber nicht befreien.
    Dann sah er etwas hinter Oliphants Schulter und entspannte sich plötzlich. Bewegungslos hing er herab. Irgendwie brachte er ein Lächeln zustande.
    Oliphant starrte ihn verwundert an.
    Eine tiefe, herrische Stimme erklang. »Lass ihn los.«
    Der Albino fuhr herum.
    Im Torbogen stand Sir Richard Francis Burton. Er hatte Oliphants Stock aufgehoben und hielt die gezogene Klinge in der Hand. Zu den Füßen des Entdeckers duckte sich ein kleiner Hund rückwärts Richtung Tür,

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