Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)
Rücken an ein Bücherregal stieß und sich nicht mehr frei bewegen konnte. Und schlimmer noch: Er wurde müde. In den pinkfarbenen Augen sah er, dass Oliphant diese Tatsache nicht verborgen blieb.
Er leitete ein Täuschungsmanöver ein, umging den Gegenangriff und stieß seine Klinge nach vorn.
Auf Oliphants Wange erschien ein roter Strich, und Blut schoss unter Burtons aufblitzender Klinge hervor.
»Auge um Auge!«, zischte er. Als er sah, dass sein Gegner vorübergehend aus dem Tritt gebracht war, versuchte er es mit der zweiten seiner eigenen Attacken, der Une-Deux, die jedem gewöhnlichen Gegner die Waffe aus der Hand gerissen und ihm das Handgelenk gebrochen hätte.
Aber Laurence Oliphant war kein gewöhnlicher Gegner.
Mit einem wütenden Heulen trotzte er Burtons Angriff und ging erneut auf ihn los. Die tödliche Spitze des Degens drang von allen Richtungen auf Burton ein. Sein Fechtarm schien in Flammen zu stehen, und mit dem Regal im Rücken klafften immer größere Lücken in seiner Verteidigung. Die ersten Kratzer erschienen auf seinen Unterarmen, im Stoff seines Schlafanzuges tauchten wie durch Magie Schnitte auf, am Hals blutete er aus einer Stichwunde.
Sein Atem ging schwer, und langsam wurde ihm schwindlig. Immer wieder stieß seine linke Hand, seitlich nach unten ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu wahren, gegen einen Widerstand. Eine unnötige Irritation und Ablenkung, die mit der zunehmenden Schwäche seiner Verteidigung immer gefährlicher wurde. Wieder und wieder fand Oliphants Degen sein Ziel.
In dem Moment, in dem er in den Augen seines Gegners erkannte, dass dieser zum Todesstoß ansetzte, schloss sich seine Hand um einen Gegenstand, den er ertastet hatte, und riss ihn nach oben. Eine zweite Klinge durchschnitt die Luft. James Tuckeys Bericht einer Expedition zur Erkundung des Flusses Zaire löste sich von der Spitze des Rapiers und traf Oliphant hart auf den Nasenrücken.
Der Albino taumelte zurück.
Als Burtons neue Waffe nach unten fuhr, schwang seine erste nach oben, und diesmal hatte sein Une-Deux Erfolg. Oliphants Klinge landete neben einem der Fenster. Sofort ließ der Agent des Königs beide Waffen fallen, sprang nach vorn und rammte seinem Gegner mit brutaler Gewalt die rechte Faust gegen die Schläfe.
Der Kopf des Eindringlings wurde zur Seite geschleudert. Oliphant stürzte, warf einen Tisch um und landete auf einem Stuhl, der unter der Wucht des Aufpralls krachend zerbarst.
Oliphant kam auf die Knie, duckte sich unter einem zweiten Schlag hinweg und brachte eine Hand nach oben. Scharfe Klauen zerrissen den Pyjamastoff und schnitten in die darunterliegende Haut.
Burton griff nach dem Arm seines Gegners und wollte ihn in den indischen Jambuvanthi-Ringergriff ziehen, doch sein nackter Fuß landete auf einem spitzen Holzsplitter. Er stolperte und verlor das Gleichgewicht.
Der Albino trat nach oben, seine Absätze trafen Burton hart an der Hüfte. Der Agent des Königs taumelte mit lautem Krachen nach hinten gegen ein Regal. Zahllose Bücher regneten auf ihn herab. Er fiel zu Boden, packte eines der zersplitterten Stuhlbeine und kam gerade rechtzeitig wieder auf die Beine, um zu sehen, wie sein Feind mit einem Sprung in den hinteren Teil des Raums die Flucht ergriff.
Laurence Oliphant griff nach seiner Waffe, ließ sie in die Scheide seines Gehstocks gleiten und warf sich durch das geschlossene Fenster. Dem lauten Aufprall folgte das Klirren von Glas, als die Splitter der Fensterscheibe auf das Pflaster der Straße regneten.
Burton rannte zum Fenster und sah hinaus. Kein normaler Mensch hätte diesen Sturz überlebt, und doch – dort war Oliphant, ohne Hut und blutbefleckt, und rannte zum westlichen Ende des Montagu Place. Er sprintete an einer Baustelle vorbei, die am vorangegangenen Abend auf der Straße aufgetaucht war, und verschwand um eine Ecke.
Sir Richard Francis Burton, die Kleidung in Fetzen, aus zahllosen Wunden blutend, trat an seinen Sekretär und goss sich ein großes Glas Brandy ein, das er in einem Zug leerte.
Er ging hinüber zum Kamin, ließ sich in seinen Lehnstuhl fallen und stieß einen Seufzer aus, nur um sogleich wieder aufzuspringen und sich zu fragen, wie zum Teufel Oliphant ins Haus gekommen war.
Einige Minuten später fand er die Antwort: Der Dienstboteneingang im Kellergeschoss stand weit offen, und im Flur daneben stand, im Nachthemd, Mrs Iris Angell.
Ihre Augen waren weit aufgerissen, der Blick starr und leer auf die Wand
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