Der kurze Sommer der Anarchie
kündigten einen Streik an. Ein solcher Ausstand hätte die Wirtschaft und die Politik des Landes ins Chaos gestoßen; deshalb drohte die Regierung, die Eisenbahnen unter militärische Aufsicht zu stellen. Garcia Oliver entwarf einen Plan für den Aufstand; der Eisenbahnerstreik sollte die Revolution in ganz Spanien auslösen. Ascaso, Durruti, Aurelio Fernandez, Ricardo Sanz, Dionisio Eroles, Jover und andere stimmten dem Plan zu. Ein Zufall beschleunigte die Aktion. Zwei Anarchisten namens Hilario Esteban und Meier, die später, im Bürgerkrieg, an der Aragon-Front eine führende Rolle gespielt haben, hatten im Clot-Viertel von Barcelona eine Bombenwerkstatt eingerichtet. Die Polizei entdeckte das Sprengstofflager, weil es durch ein Versehen zu einer Explosion gekommen war. Wenn die Polizei sich nicht des gesamten Arsenals der Anarchisten bemächtigen sollte, mußte der Aufstand unverzüglich versucht werden. Deshalb griffen die Aktionsgruppen und die Verteidigungskader der FAI am 8. Januar 1933 die Kasernen von Barcelona an.
In allen Teilen Spaniens folgten bewaffnete Aktionen. Es gelang der Regierung auch diesmal, den Aufstand niederzuwerfen.
Alejandro Gilabert
Nach dem Scheitern des Januar-Aufstandes wurden Durruti und Ascaso von neuem eingesperrt; diesmal brachten sie sechs Monate im Gefängnis von Puerto de Santa Maria zu. Kaum daß er entlassen war, machte sich Durruti mit seiner gewohnten Zähigkeit wieder an die Arbeit.
Diego Abad de Santillan
Nach der Ausrufung der Republik haben die CNT und die FAI eine Lawine von Verleumdungen und Beleidigungen erfahren. Wir erinnern uns noch an die Schlagzeilen auf der ersten Seite der kommunistischen Zeitung La Batalla: »FAI-ismus = Faschismus«, und an die Erklärungen von Fabra Rivas, einem führenden Sozialdemokraten, der als erster Berater von Largo Caballero tätig war:
»Anarchisten wie Ascaso und Durruti sind schwachsinnige Verrückte. Von solchen Irren muß man sich lossagen. Mit ihnen ist nicht zu diskutieren. Am liebsten wäre es mir, diese Überbleibsel der Vergangenheit auf der Stelle zu erschießen.«
Luz de Alba
Ich erinnere mich, eines Tages haben die Behörden, das war schon unter der Republik, unsere Druckerei beschlagnahmt: die Rotationspressen unserer Zeitung, der Solidaridad Obrera. Ich weiß nicht mehr, warum. Irgendwelche Anzeigen, Anstiftung zu irgend etwas. Die Zeitung konnte nicht mehr erscheinen. Die Maschinen kamen zur Zwangsversteigerung, und dort erschienen viele Geschäftsleute und boten. Aber sie blieben nicht allein. Auch wir erschienen im Versteigerungslokal, mit mindestens zwanzig Mann, darunter auch Durruti und Ascaso. Durruti stand auf und bot zwanzig Peseten für die Rotationspresse. Das war natürlich soviel wie nichts. Die Geschäftsleute sprangen auf und schrien: »Tausend Peseten!« Aber kaum hatte der erste sein Angebot gemacht, da spürte er schon etwas Kaltes, Stählernes zwischen den Rippen, und er zog natürlich schleunigst sein Gebot zurück. Dann war Ascaso an der Reihe. Er rief: »Vier Duros!« Das waren wieder zwanzig Peseten. Wer ihn überbieten wollte, spürte den Revolver in der Seite und hielt lieber den Mund. Schließlich blieb dem Versteigerer nichts anderes übrig: er nahm sein Hämmerchen und schlug uns die Maschine zu, für zwanzig Peseten, ein Butterbrot.
Zwischen damals und heute, das ist gar kein Vergleich. Was wir hier in Paris machen, in der Druckerei des CNT im Exil, das ist ja ganz kleinkariert. Da fehlt es hinten und vorne. Unsere Maschinen sind schon fast schrottreif. Wir brauchten eine moderne Ausrüstung. Aber heute arbeiten wir ja legal, und legal arbeiten heißt, mit Schrott arbeiten. Ja, wenn wir einen Durruti, einen Ascaso hätten, dann wäre eine neue Druckerei nicht schwer zu kriegen. Das wäre die Lösung für uns!
Juan Ferrer
Über Betriebsarbeit
Eine Republik der Arbeiter nannte sich das, und was haben sie mit Durruti gemacht? Sie haben ihn nach Bata deportiert, wegen Landstreicherei. Ascaso und Durruti und hundert andere, die ihr Leben lang ihr Brot in der Fabrik verdient haben. Das waren keine Funktionäre, die saßen nicht im Büro und ließen sich von der Gewerkschaft bezahlen. Durruti war das Gegenteil eines Bonzen, er hat nie fünf Pfennig von der CNT oder von der FAI genommen.
Manuel Hernandez
In der Brauerei Damm in Barcelona streikten eines Tages die Arbeiter, weil sie zu schlecht bezahlt wurden. Die Unternehmer gaben nicht nach, sie entließen sogar ein paar
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