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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Etwas bricht zusammen und stirbt. Sein Tod ist unser Leben, unsere Befreiung!
Wir grüßen euch, und das ist kein Abschied für immer. Bald sind wir wieder bei euch. Francisco Ascaso.«
    Jose Peirats 2

    Damals, als die Genossen nach Afrika deportiert wurden, fuhren sie in einem Bananendampfer nach Bata am Golf von Guinea. Natürlich hat man sie in den Laderaum gesteckt, hundertsechzig Mann, und es gab nur eine einzige kleine Luke. Sie wollten raus, sie wollten an Deck. Ascaso sagt:
»Ich habe das satt«, und steigt die Treppe hinauf. Die Wache zieht die Pistole und ruft: »Zurück!« Aber ihr kennt Ascaso, das war ein Mann, der sich nicht so leicht aufhalten ließ. Er ging einfach weiter. Der Wachmann zielt, und Ascaso sagt zu ihm: »Schieß doch, du feiges Schwein, denn wenn du mich jetzt nicht umbringst und ich treff dich wieder auf der Straße, dann mach ich dich fertig wie einen Hund!« Der Sergeant wurde unsicher. Er geriet ins Zittern. Er wußte ja nicht, was passieren würde, wenn er Ascaso umbrachte, und ließ ihn vorbei. Dann war kein Halten mehr. Alle liefen an Deck.
Der Kapitän mußte den Zerstörer herbeirufen, der das Schiff begleitete. Die Matrosen enterten mit entsicherten Gewehren den Dampfer, um die Meuterei niederzuschlagen. Es war eine richtige Meuterei daraus geworden.
Durruti tritt vor und reißt sich das Hemd auf, er muß damals mindestens neunzig Kilo gewogen haben, und er ruft den Matrosen zu: »Jetzt könnt ihr es riskieren, weil wir unbewaffnet sind, aber ihr werdet sehen, was in Spanien passiert, wenn ihr uns umbringt.« Da entschlossen sich die Offiziere, lieber zu verhandeln. Bei den Verhandlungen kam heraus: Von Meuterei soll keine Rede mehr sein; die Gefangenen können sich jederzeit an Deck aufhalten. So sind sie nach Bata gekommen.
Als die Buenos Aires, ein schrottreifer Kahn, der bei der Überfahrt fast gesunken wäre, in Rio de Oro anlegte, weigerte sich der Gouverneur von Villa Cisneros, Durruti aufzunehmen. Niemand konnte die Gründe für sein Verhalten verstehen. Durruti wurde, zusammen mit einigen seiner Genossen, von den andern Deportierten getrennt und nach Fuerteventura auf den Kanarischen Inseln gebracht. Später stellte sich heraus, daß der Gouverneur von Villa Cisneros, ein Mann namens Regueral, der Sohn des früheren Gouverneurs von Bilbao war. Dieser Beamte war der anarchistischen Bewegung mit grausamen Mitteln entgegengetreten und nach seinem Rücktritt an einem Feiertag nachts auf den Straßen von Leon durch Pistolenschüsse hingerichtet worden. Sein Sohn soll erklärt haben, er sei überzeugt, daß Durruti mit einigen Genossen seinen Vater erschossen habe, und deshalb habe er sich geweigert, ihn in seiner Kolonie aufzunehmen.
    Ricardo Sanz 3

    Die Unruhe
    Die CNT beantwortete die Deportationen mit einem neuen Generalstreik. In der Stadt Tarrasa stürmten die Anarchisten das Rathaus und hißten die schwarzrote Fahne. Sie belagerten die Kaserne, bis aus Sabadell Verstärkungen anrückten. Nach erbittertem Kampf mußten sich die Anarchisten ergeben. Im darauf folgenden Prozeß wurden Zuchthausstrafen von vier bis zwanzig Jahren verhängt.
Die Proteste gegen die Deportationen hielten jedoch an. Am 29. Mai erreichten sie mit Massenkundgebungen, bewaffneten Zusammenstößen und Sabotageakten ihren Höhepunkt. Die Gefängnisse waren mit Häftlingen überfüllt. In Barcelona meuterten die Gefangenen und steckten das Zuchthaus in Brand. Der Gefängnisdirektor, der die Meuterei niederschlug, wurde wenige Tage später auf offener Straße erschossen.
Ende November 1932 kehrten die Deportierten aus Afrika zurück. Die republikanisch-sozialdemokratische Regierung setzte die Verfolgung der CNT fort. Daraufhin organisierte die FAI eine Versammlung im Palast der Schönen Künste im Montjuich-Park von Barcelona. Dort hielt Durruti seine erste Rede nach der Rückkehr aus der Verbannung. Die Zahl der Zuhörer wurde auf hunderttausend geschätzt. Er sprach offen aus, daß er täglich mit der Revolution rechne. Die Polizei hatte eine große Zahl von Maschinengewehren rund um den Palast aufgestellt.
Die katalanische Bourgeoisie zitterte; ihre Presse forderte die Regierung zum Durchgreifen gegen die Anarchisten auf. Die Gewerkschaften der CNT wurden geschlossen, ihre Tageszeitung, die Solidaridad Obrera, verboten. Hunderte von politisch Aktiven wurden eingesperrt. Unter den Anarchisten gewann der Gedanke, der Repression mit Gewalt entgegenzutreten, immer mehr Anhänger. Die Eisenbahner

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