Der kurze Sommer der Anarchie
auch Durruti einverstanden.
An all diesen Aufständen und Kämpfen in der Zeit der Republik war Durruti aktiv beteiligt. Er war der Ansicht, daß man die Dinge ständig vorantreiben mußte. Er hat sich sofort in die Aktion gestürzt, kaum daß er wieder in Spanien war. Deshalb ist er auch schon 1932, zusammen mit Ascaso, nach Villa Cisneros in Afrika deportiert worden. Auch danach wurde er immer wieder eingesperrt. Kaum war er wieder frei, durch eine Amnestie oder eine taktische Wendung der Regierung, mußten sie ihn von neuem festnehmen, weil er nie, unter keinen Umständen, Ruhe gab.
Durruti sagte den Arbeitern immer wieder, daß die Republikaner und die Sozialisten die Revolution verraten hatten, und daß es notwendig war, von vorne anzufangen.
Mit Perez Combina und Arturo Parera ging er in das Braunkohlenrevier von Figols. Er sagte den Bergleuten, die bürgerliche Demokratie sei bankerott, und die Zeit für die Revolution sei reif. Die Bourgeoisie müsse enteignet, der Staat müsse abgeschafft werden; nur so könne die Emanzipation der Arbeiterklasse vollendet werden. Er riet den Bergarbeitern, sich auf den Endkampf vorzubereiten, und er zeigte ihnen, wie man aus starkem Blech und Dynamit Bomben baut.
Die Agitation breitete sich über ganz Spanien aus. Die Bauern kämpften täglich gegen die Guardia Civil, die die Großgrundbesitzer verteidigte. Überall kam es zu Streiks.
Die Regierung stand vor der Wahl, entweder für die Bourgeoisie einzutreten oder sich auf die Seite der Arbeiter zu stellen. Natürlich entschied sie sich für die Bourgeoisie. Am 19. Januar 1932 begannen die Bergleute von Figols den bewaffneten Aufstand gegen die Kapitalisten. Die Bewegung ergriff die Täler von Cardoner und Alto Llobregat. Figols, Berga, Suria, Cardona, Gironella und Sallent wurden zu Brandfackeln der Revolution. In diesen Städten wurde zum ersten Mal in der Geschichte der freiheitliche Kommunismus eingeführt. Nach acht Tagen hatte die Armee die Bewegung erstickt. Bei der Unterdrückung des Aufstandes war es verhältnismäßig glimpflich zugegangen, denn die Regierungstruppen standen unter dem Befehl des Hauptmanns Humberto Gil Cabrera, eines gutmütigen Offiziers, der seitdem zum Oberstleutnant befördert worden ist und sich zu einem Freund der CNT entwickelt hat. Er konnte verhindern, daß es im Revier zu blutigen Repressalien gegen die Arbeiter kam.
Alejandro Gilabert
Am 18. Januar 1932 gingen die Grubenarbeiter des Zechenreviers von Figols im Alto-Llobregat-Tal zum offenen Aufstand über, erklärten das Privateigentum und das Geld für abgeschafft und riefen den freien Kommunismus aus.
Die Zentralregierung nannte die Aufrührer »Banditen mit Mitgliedskarten« (der CNT), und der Ministerpräsident Manuel Azana wies den Generalkapitän der Region an:
»Ich gebe Ihnen fünfzehn Minuten, vom Eintreffen der Truppe an gerechnet, um den Aufstand niederzuwerfen.« In Wirklichkeit brauchten die Soldaten dazu fünf Tage.
Jose Peirats 1/2
Fünf Tage der Anarchie - sie dauerten nicht länger als das Leben einer Blüte.
Federica Montseny 3
Die Verbannung
In Barcelona war inzwischen der Generalstreik ausgerufen worden. Es kam zu den üblichen Auseinandersetzungen und Schießereien. Hunderte von Gefangenen aus dem Grubenrevier wurden auf Schiffe im Hafen der Stadt gebracht, die zu schwimmenden Gefängnissen umgebaut worden waren. Die Welle der Repression erfaßte ganz Katalonien, die Levante-Küste und Andalusien.
Die wichtigsten Gefangenen wurden an Bord des Überseedampfers Buenos Aires gebracht, der am 10. Februar mit 104 Deportierten an Bord, darunter Durruti und Ascaso, mit Kurs auf Spanisch-Westafrika (Rio de Oro) und die Kanarischen Inseln (Fuerteventura) auslief.
Francisco Ascaso schrieb zum Abschied an seine Genossen: »Arme Bourgeoisie, die zu solchen Mitteln greifen muß, um ihr bißchen Leben weiterzufristen! Ihr Vorgehen wundert uns nicht. Es ist ihrer Natur gemäß, daß sie foltert, deportiert und mordet. Niemand stirbt, ohne sich mit einem letzten Hieb zu wehren, nicht einmal ein Tier. Daß diese letzten Zuckungen Opfer verursachen, ist traurig, besonders wenn es unsere Brüder sind, die dabei fallen. Aber es entspricht einem Gesetz, das wir nicht außer Kraft setzen können. Die Agonie dieser Klasse wird nicht mehr lange dauern, und wenn wir an sie denken, ist der stählerne Rumpf dieses Schiffes nicht stark genug, um unsere Freudeschreie zu ersticken. Unsere Leiden sind der Anfang vom Ende unseres Feindes.
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