Der kurze Sommer der Anarchie
den »linken« Parteien zu erklären, daß sie ihren Wahlsieg uns zu verdanken haben. Die CNT und die Anarchisten sind am Wahltag auf die Straße gegangen. Sie haben damit einen Staatsstreich derer verhindert, die in den Ministerien und Behörden sitzen und die den Willen des Volkes auf keinen Fall respektieren wollten. Und was die gegenwärtigen Arbeitskonflikte bei der Straßenbahn und in der Textilindustrie betrifft: es sind die Herren von der Regierung, die daran schuld sind. Wir haben ihre Manöver schon lange vor der Wahl durchschaut, wir haben sehr wohl verstanden, daß sie die CNT vom Weg der Revolution abbringen wollten. Wir haben vor den Wahlen den Mund gehalten, damit es nicht wieder heißen soll, wir seien schuld, wenn die politischen Gefangenen nicht befreit werden. Das Volk hat nicht für die Politiker, sondern für die Gefangenen gestimmt. Zur Frage der Streiks aber sagen wir den Herrschaften hier in Barcelona und denen in Madrid: Laßt uns endlich zufrieden, wir werden die Konflikte selber austragen, mit den Textilfabriken und mit der Trambahngesellschaft.
Die Regierung soll sich da ja nicht einmischen!
Die Männer von der Generalität verdanken es der Großmut des Volkes, daß sie aus dem Gefängnis befreit worden sind. Wenn sie aber die CNT nicht in Ruhe lassen, dann werden sie bald wieder dort enden, wo sie hergekommen sind! Wir verlangen, daß die Regierung uns freie Hand gibt gegen die Offensive der Kapitalisten! Das ist das mindeste, was wir verlangen! Angesichts der Aussperrungen, angesichts der Kapitalflucht ins Ausland sagen wir der Bourgeoisie: Unseretwegen könnt ihr sämtliche Fabriken schließen. Wir werden sie besetzen, wir werden sie erobern, denn wir sind es, denen die Fabriken gehören!
Auf derselben Versammlung sprach auch Francisco Ascaso. Er sagte:
Es heißt, wir haben gesiegt, wir haben gesiegt! Aber was ist in Wirklichkeit geschehen? Die linken Parteien haben die Wahlen gewonnen, aber die Wirtschaft ist nach wie vor in den Händen der reaktionären Bourgeoisie. Wenn wir dieser Bourgeoisie freie Hand lassen, nützt uns kein Wahlsieg etwas, denn dann werden auch die linken Parteien eine rechte Politik machen müssen. Ist es nicht schon soweit? Die spanischen Kapitalisten haben sich mit ihren Bundesgenossen im Ausland zusammengetan. Sie führen einen Wirtschaftskrieg gegen uns, in dem die Regierung, ob es nun linke Parteien sind oder nicht, auf keinen Fall neutral bleiben kann. Was wird die Regierung tun? Sie wird versuchen, uns die Zeche zahlen zu lassen. Das Kapital flieht ins Ausland. Die Fabriken werden geschlossen. Aber die Regierung wird die Unternehmer nicht enteignen, denn das ist in ihrem Programm nicht vorgesehen.
Und wir? Wir sind vielleicht ein wenig naiv, aber blöde sind wir nicht. Wir haben uns bisher in den Betrieben ruhig und friedlich verhalten. Aber das wird sich ändern. Wir werden uns in den Fabrikhöfen versammeln, wir werden mit allen, die in den Fabriken arbeiten, Produktionskomitees wählen. Und wenn die Fabriken zugemacht werden sollen, dann enteignen wir die Besitzer und übernehmen die Betriebe. Wir werden die Produktion besser und sicherer organisieren als die Kapitalisten. Die fallen den Betrieben sowieso nur zur Last. Der politische Sieg ist Betrug und Selbstbetrug, wenn ihm nicht der Sieg in der Ökonomie, der Sieg in den Fabriken folgt.
Solidaridad Obrera I John Stephen Brademas
Der Sieg
Das Vorspiel
Über seine Arbeit hat er zuhause wenig gesprochen. Es gab eine Menge Dinge, die wußten alle außer mir. Zum Beispiel vor dem Juli 36 die militärischen Übungen, die Ausbildung an der Waffe. Ich kann Ihnen sagen, den Putsch Francos haben sie sehr wohl kommen sehen, sie haben sich darauf eingerichtet. Sie hatten einen Schießplatz in der Umgebung. Nur ich wußte nichts davon. Für mich war es ein großes Geheimnis, aber die Nachbarn wußten alle Bescheid. Die Frau ist immer die letzte, die etwas erfährt. Immer dieses Schweigen, diese Geheimnisse. Ja, man kann das auch romantisch finden, wenn man will!
Emilienne Morin
Am 16. Juli wurde, auf Wunsch der Generalität und auf Beschluß eines rasch einberufenen Plenums der CNT-FAI von Katalonien, ein Verbindungskomitee gebildet, in dem Santillan, Garcia Oliver und Ascaso die FAI, Durruti und Asens die CNT vertraten. Die erste Frage, die sich bei den Verhandlungen der Anarchisten mit der Regierung Companys stellte, war die der Bewaffnung. Es begann ein zähes Ringen.
Jedesmal, wenn die Anarchisten ihre
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