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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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erschütterten mehrere Explosionen die Stadt. Die Staatsgewalt schlug sofort zurück und verhaftete beinahe hundert Revolutionäre, darunter Durruti, Isaac Puente und Cipriano Mera, die Mitglieder des Komitees waren. Die Straßenkämpfe dauerten die ganze Nacht und mindestens einen Tag lang an. Die Arbeiter errichteten Barrikaden. Ein Kloster wurde angezündet. Der Expreßzug aus Barcelona fuhr in Flammen gehüllt in den Hauptbahnhof ein; er war durch Bomben in Brand gesteckt worden. Die Armee setzte starke Kräfte, darunter auch Panzer ein.
In Alcala de Gurrea, Alcampel, Albalete de Cinca und anderen Dörfern der Provinz Huesca wurde der freie Kommunismus proklamiert, ebenso in manchen Teilen der Provinz Teruel. In Valderrobles zum Beispiel schafften die Bauern das Geld ab und verbrannten alle Akten der Bürgermeisterei, des Amtsgerichts und des Katasteramtes.
Der Aufstand wurde in kurzer Zeit niedergeschlagen. Der Streikaufruf der CNT war nur in manchen Teilen des Landes befolgt worden. Die Kämpfe hatten sich auf das Gebiet von Aragon und Rioja beschränkt. In den entscheidenden Regionen Katalonien und Andalusien waren die Wunden der Januar-Niederlage noch nicht verheilt; eine starke Fraktion innerhalb der Bewegung hielt den Aufstand für abenteuerlich und verfehlt.
    Jose Peirats 1 / Stephen John Brademas

    Neue Gefängnisse
    Ich erinnere mich an die bitteren und freudigen Stunden, die wir mit ihm zusammen im Gefängnis von Zaragoza zugebracht hatten. Selbst dort war er noch zu Späßen aufgelegt. Eine gewisse Naivität, einen kindlichen Zug hat er immer behalten. Er war es, der uns gezeigt hat, wie man kämpfen muß. Ich sehe ihn vor mir, wie er auf dem berühmten Treffen im Haus der Metallarbeiter-Gewerkschaft von Zaragoza sprach, wo der Aufstand vom 8. Dezember beschlossen worden ist.
Er trug damals eine Brille. Sein Blick hat uns elektrisiert. Es war ein ungleicher Kampf, bei dem wir nicht viel mehr auf unserer Seite hatten als unsere Hoffnung. Wir sind auf die Straße gegangen, Durruti stand neben mir. Viele, die damals dabeiwaren, sind schon gefallen, die andern führen Krieg gegen den Faschismus.
Ich sah Durruti damals zuletzt an der Convertido-Straße; dann wurden wir getrennt. Nachdem der Kampf vorbei war, habe ich ihn wiedergetroffen, im Gefängnis.
    Manuel Salas

    Als einer der Hauptverantwortlichen für den Aufstand sollte Durruti zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt werden. Während er noch in Zaragoza in Untersuchungshaft saß, verschwanden aus dem Gerichtsgebäude über Nacht sämtliche Akten der Voruntersuchung, die gegen ihn eingeleitet worden war.
    Diego Abad de Santillan 1

    Bis 1935 war ich als Sekretär der syndikalistischen Internationale, der AIT, in Spanien. Kurz vor meiner Abreise habe ich dann Durruti noch einmal gesehen. Er war schon wieder einmal im Gefängnis, diesmal in Barcelona, und dort habe ich ihn besucht. Ich hörte, daß er mich sprechen wollte, und sagte zu seiner Frau: »Ja, er will mich sehen; aber es ist doch für mich ganz unmöglich, ins Gefängnis zu gehen; ich lebe halb illegal hier, ich vertrete eine internationale Organisation, ich kann jeden Moment selber verhaftet werden, das ist doch viel zu gefährlich. Ich muß an meine Funktion denken und darf mich nicht auf einen solchen Leichtsinn einlassen.« Da antwortete sie mir: »Das macht überhaupt nichts, du gehst einfach mit mir zusammen hin, du sagst kein Wort, wir melden dich als einen Vetter von mir an, und du unterschreibst mit irgendeinem Namen, der dir gerade einfällt. Das ist alles ganz einfach.«
Na, ich sagte mir, die Leute kennen Spanien besser als ich. Also ließ ich mich darauf ein, und wir gehen zusammen ins Gefängnis; Durruti hinter einem Gitter, wir hinter einem Gitter, und zwischen diesen beiden Gittern marschiert ein Wachtposten auf und ab. Durruti fängt sofort an, mich anzuschreien, auf französisch; er redet lauthals über politische Fragen, darüber, was mit der Organisation geschehen müsse, und so weiter und so fort.
Ich dachte mir: Was soll denn das heißen, hier im Gefängnis auf französisch herumzutoben, noch dazu mit einem Aus länder?... Ich dachte: Gleich werden sie mich verhaften.
Aber das ist eben in Spanien möglich. Jedenfalls bin ich ohne Schwierigkeiten wieder aus dem Gefängnis herausgekommen.
    Arthur Lehning

    Einmal saßen sie im Polizeipräsidium von Barcelona, schon wieder mal verhaftet, Ascaso und Durruti. Und weil alle Welt von ihnen redete, da brachten die Polizisten

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