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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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umblättere und die Schrift wieder normal groß ist.
    Ich bin Quinn Avery. Ich bin ein Erdgebundener. Ich bin ein Schöpfer. Wenn Ihr diese Worte lest, bete ich, Ihr möget ein treuer Freund oder meine eigene Wiedergeburt sein. In dieser Truhe findet Ihr die Werkzeuge, die notwendig sind, um mich wiederherzustellen. Doch wenn Ihr das habt, sucht und findet Rebecca. Nichts auf dieser weiten Welt ist von größerer Wichtigkeit. Findet sie. Gebt ihr die Halskette.
    »Rebecca.« Ich flüstere ihren Namen leise, er brennt auf meiner Zunge. Er will, dass ich sie finde? Ihren Geist, nehme ich an. Warum? Damit sie bis an ihr Ende glücklich und als Geister zusammenleben können? Ich zwinge meine Finger, sich zu entspannen, als mir bewusst wird, dass ich das Tagebuch so fest umklammere, dass ich schon anfange, die Buchdeckel zu verbiegen.
    »Das heißt also …« Benson zögert. »Du hattest recht. Er ist auch ein Erdgebundener . War. Du weißt schon.«
    Ich ignoriere die unausgesprochene Aussage, dass ich folglich auch eine Erdgebundene bin. Ich weiß nicht, was das heißt, und ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, es herauszufinden.
    »Ich frage mich, ob sein Zeug auch verschwindet«, sinniere ich leise.
    »Na ja, wenn du Quinns Geist das nächste Mal siehst, solltest du ihn fragen«, sagt Benson und späht wieder in die Kiste.
    »Er beantwortet keine Fragen«, sage ich und blättere das Tagebuch durch, nur um festzustellen, dass es nach den ersten ungefähr zehn Seiten leer ist.
    »Du sagtest, du hättest Gespräche mit ihm geführt.«
    »Ich dachte , es wären Gespräche, aber alles, was er je zu mir gesagt hat, finde ich in Rebeccas Tagebuch. Es ist, als …« Ich lasse das Tagebuch in den Schoß sinken. »Als sei er weniger ein Geist als vielmehr ein Echo der Vergangenheit. Ich glaube, deshalb hat er mich Becca genannt, obwohl ich ihm gesagt habe, mein Name sei Tavia.« Ich weiß noch, wie wütend mich das gemacht hat. Jetzt fühle ich mich seltsam apathisch.
    Kurz denke ich darüber nach, was das über mich aussagt, aber ich habe zu viele andere Fragen, die zuerst beantwortet werden wollen. Wichtigere Fragen. Viel wichtigere.
    Ich wende mich wieder dem Tagebuch zu. »Hey, schau mal!«
    Benson späht mit mir auf die Seiten, als ich auf zwei sorgfältig gezeichnete Symbole zeige.
    »Das ist das von den Akten in Reese’ Büro«, sage ich und deute auf die Zeichnung einer Feder und einer Flamme, unter der das Wort Curatoria steht. »Das ist das Wort, das Elizabeth benutzt hat. Ich schätze, das ist ein Name, kein Wort.«
    »Ergibt Sinn«, sagt Benson leise.
    Ich überlege. Ich habe mein Handy nicht mehr, aber vor ein paar Tagen habe ich ein Foto von einem total abgeschabten Symbol an einem Gebäude in Portsmouth gemacht. Es war so verblasst, dass ich nur etwas Rundes über etwas mit Wellenlinien erkennen konnte. Aber es könnte eindeutig dieses Symbol gewesen sein.
    »Das hier nicht«, sage ich und bewege den Finger zur gegenüberliegenden Seite. »Das hat die falsche Form.« Es ist ein Anch, aber statt eines geschlossenen Kreises beschreibt die Oberseite eine Kurve nach außen und bildet stattdessen die Form eines Hirtenstabs. » Reduciata «, sage ich. »Jay und Elizabeth haben das beide gesagt.« Ich versuche zu lesen, aber Benson leuchtet ständig zurück in die Kiste, die er aufgebrochen hat.
    »Schau dir das an«, sagt er und hält ein kleines, gerahmtes Bild in meine Richtung, damit ich es sehen kann. Es ist eindeutig vom selben Künstler wie die anderen auf dem Tisch, aber dieses ist viel kleiner und das einzige mit Rahmen, das wir gefunden haben. Zu sehen ist ein gelbes Haus in einer Baumgruppe, die ungefähr zur Hälfte herbstlich gefärbt ist. »Ich wette, es ist das Haus, in dem er umgebracht wurde.«
    »Er wurde nicht dort umgebracht.« Die Worte sind mir rausgerutscht, bevor ich darüber nachdenken kann.
    Ich schaue Benson mit offenem Mund an – woher weiß ich das? – und greife nach dem Bild. Sobald meine Finger die spröden Kanten des Ölgemäldes berühren, bricht eine Lawine verzerrter Bilder und verschwommener Gefühle über mich herein.
    »Es war ein Trick«, bringe ich heraus, als das Sperrfeuer der Empfindungen meine Konzentration bricht. Meine Finger legen sich um den Rahmen, greifen ihn fester, als die Worte aus meinem Mund strömen und ich Quinn beinahe wieder spüren kann, irgendwo in den Zerrbildern und dem Lärm, doch ich werde fast betäubt durch ein scharrendes Dröhnen, geblendet

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