Der Kuss der Göttin (German Edition)
Schale perfekte Pommes Frites auf meinem Schoß. Meine Hände greifen nach ihnen, während mein Kopf schreit, sie seien nicht echt und dass ich sie nicht anrühren solle. Doch Benson hat recht – ich muss jetzt etwas essen. Ich verbrenne mir fast die Zunge, als ich sie in den Mund schiebe und versuche, mich zu erinnern, wie man kaut. In weniger als zwei Minuten ist die Schale leer.
»Mach mehr«, sagt Benson und klingt jetzt sehr ernst, während er über die gepflasterte Straße zurück in Richtung Camden rumpelt.
Diesmal wehre ich mich nicht und bald esse ich mich durch eine weitere Schale Pommes. Sie wärmen mich auf und füllen meinen Blutzucker schneller wieder auf, als ich es für möglich gehalten hätte. Als die Schale leer ist, hole ich ein paar Mal Luft, bevor ich noch eine mache. Die erste Schale wird bald verschwinden, und mir wird klar, dass ich keine Wahl mehr habe: Ich muss weiteressen, damit mein Blutzuckerspiegel nicht wieder absackt. Wahrscheinlich diesmal noch tiefer.
Ich mache einen weiteren Haufen Pommes und beschwöre dazu eine große Tasse heiße Schokolade herauf. Stetig, aber nicht so hektisch, wie ich angefangen habe, kaue und nippe ich, bis ich mich langsam wieder normal fühle.
»Hamburger oder Tacos?«, fragt Benson zweifelnd, während sein Blick zwischen zwei Fast-Food-Läden hin und her geht, die bestenfalls fragwürdig aussehen. Wenigstens haben sie auf.
»Oh, Hamburger, bitte. Irgendwas Doppeltes mit Pommes – mit echten – und eine Cola. Aber nicht light.« Ich stopfe mir noch eine Handvoll Pommes in den Mund, und beim Gedanken an einen Hamburger läuft mir das Wasser darin zusammen.
Es gibt keinen Drive-in und Benson dreht sich mit strengem Blick und der Hand auf dem Türgriff zu mir um. »Iss weiter. Ich bin so schnell zurück, wie ich kann.«
»Beeil dich«, sage ich lächelnd. Ich beschummle meinen Körper, und ich weiß nicht, wie lange ich das noch tun kann, bevor er rebelliert.
Eine Handvoll Pommes hält auf halbem Weg zu meinem Mund inne, als mir klar wird, dass die letzten Tage genauso waren wie damals, als ich aus dem Koma aufgewacht bin. Ich habe den ganzen Tag gegessen und geschlafen. Sie sagten, das käme daher, dass mein Gehirn riesige Mengen Nachschub zum Heilen braucht. Das führt mich zu der Frage, was zum Geier mein Hirn jetzt tut – was dieses Bild getan hat, dass mein Körper so viel Hilfe braucht, um sich davon zu erholen.
Reese’ Worte darüber, dass ich ausbrennen könnte, kommen mir wieder in den Sinn, und mir wird neuerlich übel. Was für eine schreckliche Metamorphose mache ich durch? Ich versuche, die Gedanken beiseitezuschieben, und zaubere mir eine zweite heiße Schokolade herbei. Übelkeit oder nicht – ich muss weiteressen, sonst bekomme ich große Probleme.
Zwölf Minuten vergehen, ich denen ich fünf Schalen Pommes und beide Tassen heiße Schokolade geleert habe, bis Benson zurückkommt. Der Geruch der Burger erfüllt den Innenraum des Autos, und ich wische die magischen Pommes eilig von meinem Schoß auf den Boden, um nach den beiden Tüten zu greifen.
»Pass auf, Tave!«, schnappt Benson, als sich überall Pommes verteilen. »Das ist ein BMW !«
Männer . »Ist in fünf Minuten alles verschwunden«, erinnere ich ihn. »Mit Fettflecken und allem.«
»Na ja, die hier sind echt«, sagt Benson mürrisch. »Also sei vorsichtig.«
Ich nehme mir eine Sekunde Zeit, um ein paar Servietten auf meinem Schoß auszubreiten, bevor ich meinen gigantischen Burger auswickle und einen großen Bissen nehme. Wir kauen lange schweigend, während ich nach und nach spüre, wie mein Organismus sich wieder stabilisiert.
»Das war eine echt gute Idee«, sage ich, als ich kurz innehalte, um durchzuatmen. »Ich wäre sicher ohnmächtig geworden, bevor wir hier gewesen wären.«
»Und ich will nicht einmal darüber nachdenken, wie ich das einem Fremden hätte erklären sollen, der uns am Straßenrand gesehen hätte«, sagt Benson grimmig.
»Ohne Witz«, murmle ich. Wir essen noch eine Weile weiter. »Danke.«
»Es ist nur Essen«, erwidert er grinsend.
»Nein, ernsthaft.« Ich drehe mich ganz zu ihm herum. »Danke für alles . Du bist nicht ausgeflippt, du glaubst mir sogar dann, wenn ich verrückt klinge; alles, Benson.«
»Gern geschehen«, sagt er, und mir fällt unwillkürlich ein Klecks Senf direkt über seiner Lippe auf.
Ich lächle und strecke den Finger aus, um ihn wegzuwischen. »Du hast da was«, flüstere ich, als sein Blick dunkler wird
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