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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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ausgekundschaftet, als ich gestern Nacht hier unten war.« Es sind kleine, flüchtige Aquarellskizzen von Quinn, wie ich ihn noch nie vorher gesehen habe; er lächelt den Künstler an, das Haar lose und zerzaust, oder blickt nachdenklich in die Flammen einer gemütlichen Feuerstelle. Mir stockt der Atem, als Benson das letzte umdreht.
    Quinn mit einer Frau.
    Es porträtiert die beiden von hinten, Hand in Hand. Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, nur eine große, schmale Gestalt und braune, zum Zopf gebundene Haare. Eine heftige Eifersucht, die überhaupt keinen Sinn ergibt, spült über mich hinweg, erfüllt mich mit einer merkwürdigen Feindseligkeit, die mir Übelkeit verursacht.
    »Rebecca?«, vermutet Benson über meine Schulter hinweg.
    Ich schlucke trocken und antworte mit schwacher Stimme: »Wahrscheinlich.« Ich habe nie verstanden, was es bedeutet, jemanden wirklich zu hassen, aber als ich auf dieses Bild starre und meine Finger die Ecken so fest umfassen, dass sie weiß werden, denke ich, so muss es sich wohl anfühlen.
    »Ach, du meine Scheiße!« Benson hält eine schmutzige Münze hoch und pustet ein bisschen Staub herunter. »Da ist ein ganzer Haufen davon.«
    »Nimm sie«, sage ich. »Ich finde, das ist mir Quinn schuldig, nachdem er mein Leben zerstört hat.«
    Während Benson überlegt, wie viel Werte diese Höhle wohl birgt, fange ich an, mich umzusehen. »Meinst du, wir können deine Taschenlampe benutzen, um diese Kisten hier aufzubrechen?«, frage ich.
    »Warum machst du nicht einfach eine Brechstange?«, schlägt Benson vor.
    Ich atme tief ein. Es mag abergläubisch klingen, aber jedes Mal, wenn ich meine Kräfte benutze, passiert etwas Schlimmes. Aber was soll ich sonst tun? Benson bitten, mit bloßen Händen den Deckel abzureißen?
    Meine Finger beben, als ich die Hand hebe und mir das Werkzeug in meiner Hand vorstelle. Einen Augenblick später halte ich ein ziemlich kurzes Brecheisen in der Hand. Ich wende den Blick ab, als Benson es mir abnimmt. Danach ist es eine Sache von Sekunden, bis er den Deckel aufgestemmt hat.
    Wir knien uns beide hin, um in die Kiste zu spähen.
    »Nett«, sagt Benson und hebt einen schweren Beutel hoch, der metallisch klingelt. Ein rascher Blick hinein und er pfeift. »Mann, dieser Quinn war echt stinkreich!«
    »Gib her!«, schelte ich und reiße ihn ihm aus der Hand. »Wir sind keine Grabräuber.«
    »Das hier ist kein Grab«, sagt Benson. »Und dieser Beutel ist bestimmt eine fünfstellige Summe wert. Mindestens.« Er grinst. »Denk mal darüber nach, wie viel Benzin und Studentenfutter wir uns davon leisten können.«
    Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu und lege den Beutel neben mich auf den Boden.
    Allerdings liebe ich Studentenfutter …
    »Ooh, schau dir das an!«, sage ich und ziehe ein Buch heraus, in dessen Ledereinband das vertraute Dreieck eingeprägt ist. »Hier ist noch ein Tagebuch.« Ich schlage es auf und erwarte Rebeccas blumige Schrift, aber eine klare, maskuline Handschrift springt mir ins Auge. »Ich glaube, das war Quinns.«
    Auf der ersten Seite steht kein Name, aber die zweite Seite trägt eine Liste von Namen und Daten, mit Quinns Namen an der Spitze. Es gibt keine sich wiederholenden Nachnamen, und es scheint kein Muster zu geben – allerdings gehen sie zurück bis 1568. Dann gibt es noch drei Namen ohne Datum.
    Ich blättere um und halte das Buch auf Armeslänge von mir, als mich Worte anspringen, die dreimal so groß sind wie die gewissenhafte Liste auf der vorherigen Seite.
    Wenn du kein Freund bist, dann mögen die Götter deiner armen Seele gnädig sein, solltest du weiterlesen.
    Mit großen Augen lese ich die Worte ein zweites Mal. »Benson?«
    »Hier drin ist noch ein Gemälde und eine Taschenuhr. Abgefahren.«
    »Benson?«
    »Hey, auf diesem Bild ist ein Haus. Was willst du wetten, dass es das …«
    »Benson!«
    Er blickt auf und ich drehe das Buch zu ihm um. »Bin ich eine Freundin?« Eine Freundin eines Geistes?
    Benson zieht eine Augenbraue hoch. »Glaubst du, das ist wirklich wichtig? Er ist tot.«
    »Er sucht mich schon seit einer Woche heim!«, entgegne ich schrill, auch wenn heimsuchen eigentlich nicht das richtige Wort dafür ist.
    Dennoch erstarrt Benson. »Da hast du auch wieder recht.« Er schürzt die Lippen. »Er hat dir die Kombination gezeigt. Ich glaube, das ist ein ziemlich gutes Zeichen, dass es ihm nichts ausmacht, wenn du das liest.«
    Ich nicke, aber das Adrenalin lässt meine Finger zittern, als ich

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