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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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sage ich und schaue Benson mit großen Augen an.
    Benson sagt nichts, er mustert mich nur mit einem grimmigen Ausdruck, der mir sagt, er weiß, dass es Sinn ergibt.
    »All die Male – sogar wenn wir miteinander gesprochen haben –, er hat mich nie berührt.« Ruckartig hebe ich das Kinn. »Bin ich jetzt auch noch Hellseherin?«
    »So was wie ein Medium? Vielleicht.«
    »Benson, ich sehe Dinge, die andere Leute nicht sehen . Die ganze Zeit. Das kann ich nicht mehr leugnen.«
    Benson nickt, sagt aber nichts.
    »Glaubst du, das kommt durch meine Operation?«
    »Deine Hirnoperation?«
    »Ja. Als ich im Krankenhaus war, habe ich diese irrwitzige Website gefunden, die behauptet, ein Hirntrauma könne einem paranormale Fähigkeiten verleihen. Ich fand das damals unglaubwürdig, aber jetzt?« Hilflos breite ich die Arme aus.
    Benson schiebt seine Brille höher. »Das klingt für mich nicht sehr wahrscheinlich. Aber was weiß ich schon? Anscheinend gar nichts.«
    Etwas passt nicht. »Außer …«, sage ich, und die Idee nimmt Gestalt an, während ich spreche. »Es kann nicht komplett von meiner Hirnoperation ausgelöst sein. Reese und Eliz abeth haben mich in dieses Flugzeug gelockt. Sie haben erwartet , dass etwas in der Art passiert. Du kannst nicht einfach vorhersagen, dass jemand, der ein Hirntrauma hat, plötzlich zu … ich weiß nicht, einem X-Man oder so etwas wird.«
    »Ich wünschte, ich wüsste, was sie wissen«, sagt Benson mit einem Seufzen.
    »Ich auch.« Ich sinke auf einen moosbedeckten Baumstumpf.
    Vor zwei Wochen war ich eine normale Waise und Überlebende eines Flugzeugabsturzes, die vor den Medien versteckt wurde. Und heute? Ich weiß nicht einmal, was ich bin.
    »Elizabeth hat mich Erdgebundene genannt«, sage ich nach einer Weile. »Was glaubst du, was das heißt?«
    Benson starrt mich ausdruckslos an. »Ich weiß nicht«, sagt er.
    »Es läuft alles auf Quinn Avery hinaus«, sage ich schließlich. »Auf den alten, meine ich. Alles. Ich glaube …« Ich will es eigentlich nicht einmal laut aussprechen. »Ich glaube, ich muss mir noch mal den Ort anschauen, an den er mich gebracht hat.«
    »Du hast gesagt, du willst nie wieder dorthin zurück …«, antwortet Benson, doch ein Funkeln in seinen Augen verrät sein Interesse.
    »Ich weiß, aber vielleicht müssen wir genau das tun, um alles zu verstehen.«
    Benson nickt nachdenklich. »Falls Quinn Antworten hatte, sind sie wahrscheinlich dort.«
    »Ich will nicht allein hingehen. Kommst du mit?«
    »Natürlich«, sagt Benson, und in seiner Stimme schwingt Aufregung mit.
    Der Ort jagt mir eine Höllenangst ein, aber ich habe den Verdacht, für ihn ist es eine Art Ausflug für Erwachsene.
    »Die Sonne geht in ungefähr einer Stunde unter, aber ich kann in Camden eine Taschenlampe besorgen«, sagt er, dann wird er rot. »Ich habe, während du geschlafen hast, in einer Stadt angehalten und die Goldmünze verkauft. Ich hoffe, es macht dir nichts aus; wir hatten kein Benzingeld mehr.«
    Ich wische seine Sorgen mit einer Handbewegung beiseite. »Dafür war sie da.«
    Er nickt und legt leicht den Arm um mich, als wir zum Auto zurückgehen. Ich habe keine Ahnung, wie ein über zweihundert Jahre toter Kerl – bei dem Gedanken zucke ich zusammen – uns helfen kann, aber alles dreht sich um ihn. Es muss eine Verbindung geben.
    Abgesehen davon will der irrationale Teil von mir unbedingt mehr über Quinn herausfinden. Es ist egal, dass er tot ist – dass er womöglich die ganze Zeit ein Geist war –, er ist immer noch derjenige mit den Antworten.
    Ich steuere den Wagen von der schattigen Lichtung weg, und Benson hilft mir, die richtige Straße zu finden. Nachdem ich den Tempomat eingestellt habe, drückt er meine Hand. Dann öffnet er Rebeccas Tagebuch und blättert durch die Seiten. »Bist du dazu gekommen, noch mehr zu lesen?«, fragt er.
    »Seit heute Morgen? Wann hätte ich das tun sollen?«, antworte ich gedehnt. »Bevor oder nachdem ich meinem Mörder entkommen bin?«
    Benson blättert die Seiten um – langsam, aber nicht langsam genug, um wirklich viel zu lesen.
    »Schau dir das an«, sagt er und neigt das Tagebuch in meine Richtung.
    »Benson, ich fahre. Lies es mir vor.«
    »Ich kann nicht. Es ist ein Code.«
    »Ein Code? Ehrlich?« Ich wage einen Blick, doch die winzige, makellose Handschrift ist zu klein, um etwas zu erkennen.
    »Kein richtiger Code, glaube ich. Eher wie eine andere Sprache, aber ich kenne sie nicht. Es sieht irgendwie lateinisch aus,

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