Der Kuss der Göttin (German Edition)
Natürlich kann ich ihn nicht berühren. Aber …
Ich beiße die Zähne zusammen und gehe weiter. Ein prickelndes Gefühl knistert über meine Haut, als ich durch die undurchsichtige Tür trete und mich im Haus wiederfinde. Mit offenem Mund schaue ich mich in dem Raum um, erblicke das fröhlich brennende Feuer im Holzofen in der Ecke und die hellgraue Steineinfassung über der Feuerstelle.
Ich lasse meinen Blick in die andere Ecke schweifen und erschrecke, als ich dort eine Frau stehen sehe. Sie wendet mir den Rücken zu, und ich spüre, dass sie summt, auch wenn ich nichts höre. Es kommt mir vor, als seien alle meine Sinne außer dem Sehsinn gedämpft.
Sie zieht eine Patchworkdecke über ein geschnitztes Himmelbett. Als die Decke liegt, wirft sie ein Kissen in die Luft und schüttelt es zwischen den Händen auf, bevor sie es aufs Kopfende plumpsen lässt.
Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, aber ich erkenne den dicken braunen Zopf von dem Bild. Rebecca . Sie müssen zusammen gewohnt haben.
Wieder überspült mich diese deplatzierte, irrationale Eifersucht, und ich schnappe nach Luft. Als habe sie mich gehört, dreht Rebecca sich um.
Ich taumle rückwärts, als ich ihr Gesicht sehe.
Sie ist ich.
Oder jemand, der genauso aussieht wie ich.
Das ergibt keinen Sinn. Es sei denn, mein verrücktes Gehirn projiziert mich selbst in die Szene …?
Ihr Blick geht ins Nichts – eindeutig wandern ihre Gedanken –, und sie hebt die Hände und berührt etwas um ihren Hals.
Ich sehe eine Halskette, und ein Gefühl, als habe sie sie mir gestohlen, durchfährt mich wie ein Stoß. Am liebsten würde ich die Hand ausstrecken und ihr das schimmernde Silber aus den Fingern reißen. Ich drücke die Fingerknöchel gegen die Zähne und zwinge mich zu bleiben, wo ich bin.
Immer noch schweigend, dreht sich Rebecca zur Tür, und ihre sanften braunen Augen leuchten auf.
Ich zittere und zwinge mich, mich nicht zur Haustür umzudrehen, um zu sehen, wer hereingekommen ist.
Ich weiß, wer es ist.
Quinn .
Ein Hut fliegt an mir vorbei, landet auf dem Bett, und mein Arm prickelt so, dass es sich wie eine Explosion anfühlt, als ich spüre, wie er an mir vorbeigeht und durch meinen Arm streift. Nun ist er in meinem Sichtfeld, und meine Beine zittern, dann geben sie unter mir nach, als jedes Gefühl, das ich in den letzten zwei Tagen zu leugnen versucht habe, hindurchströmt, mich erfüllt, überfließt – so viel, dass meine Haut es nicht halten kann.
Als Nächstes kommt sein Mantel, und ich balle die Fäuste auf den Bodendielen, als er an seinen langen, schlanken Armen heruntergleitet und sich zu dem achtlos hingeworfenen Hut auf dem Bett gesellt.
Quinn streckt die Arme nach Rebecca aus, und sie tritt vor, ihre Körper schmelzen mit einer Richtigkeit zusammen, die ich nicht bestreiten kann. Ein Schrei der Bestürzung steigt in meiner Kehle auf, und ich beiße die Zähne zusammen, um ihn nicht herauszulassen.
Ich höre Benson hinter mir, aber nur undeutlich, wie ein Echo aus einer anderen Welt. Jemand, den ich früher einmal kannte.
Ich sollte mich umdrehen – ich sollte zuhören, doch ich bin auf den quälenden, süßen Schmerz des Anblicks von Quinn konzentriert, wie er eine andere im Arm hält. Er legt die Hand an ihre Wange, sein Daumen zeichnet ihre Kinnpartie nach. Ich hebe die Hand zu meinem eigenen Gesicht, als könne ich diese Hände zwingen, mich statt sie zu berühren.
Mein Herz rast, dann wird es plötzlich langsamer, und jeder Atemzug ist so anstrengend, dass ich überlege, ob die Pein oder die Verzückung mich zuerst umbringen wird – ich bin mir sicher, eines davon wird es sein. Viel länger werde ich es nicht mehr aushalten.
Gerade, als mir klar wird, dass die Pein gewinnen wird, habe ich ein Gefühl, als werde meine Seele aus dem Körper gerissen, und dann blicke ich auf mich selbst hinab.
Aber nur einen Augenblick lang.
Ich komme an.
Komme an einem vertrauten Ort an.
Ich bin zu Hause.
Wo ich hingehöre.
Kühles Metall liegt schwer auf meiner Brust und mein Blick hebt sich und trifft auf einen Oberkörper in einem weißen Hemd. Beharrliche Finger heben mein Kinn an, um warmen Lippen zu begegnen, während ein Arm mich näher zieht.
Natürlich. Mein Verstand sieht es, bevor ich selbst es erkenne, und mein Herz beeilt sich, ihn einzuholen.
Er hält diese Frau im Arm.
Er liebkost Rebecca.
Er küsst mich .
K apitel 31
Q uinns Lippen fühlen sich unbeschreiblich weich an, und ich habe ein bisschen Angst,
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