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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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Stoff bedeckt meinen Mund, um den Schrei zu ersticken, und Quinns waldgrüne Augen blicken in meine, beruhigen mich augenblicklich, während das Getöse der Gewehrschüsse über meinem Kopf weitergeht.
    Plötzlich verdreht er die Augen zum Himmel und wir sind in totale Schwärze gehüllt.
    »Nein«, flüstere ich, und es hallt in meinem Kopf wider, statt aus Rebeccas Mund zu kommen.
    Ich kann ihn nicht sehen. Er ist fort!
    »Nein!«, schreie ich lauter, doch mein Kopf schmerzt, als sich mein Schädel mit den Echos eines Schreis füllt, der meinem Mund nicht entkommen kann.
    Meine Seele wird herausgerissen, und ich bin wieder in Tavias – meinem – geschundenen Körper, umgeben von den Ruinen meines – Rebeccas – Hauses. Etwas hält mich zurück, und ich wehre mich dagegen und versuche, mich zu befreien.
    Ich will zu ihm zurück.
    Quinn!
    »Hör auf, Tavia! Ich bin’s!«
    »Nein, das – das bist nicht du«, schluchze ich. »Du bist fort! Komm zurück!« Der wehklagende Laut erklingt jetzt wieder in meinen Ohren statt gefangen in meinem Schädel, und irgendwie kapiere ich, dass ich zurück in der Gegenwart bin.
    Ich bin ich. Ich bin nicht mehr Rebecca.
    Ich fand es nie so schrecklich, ich zu sein.
    Meine Brust bebt, und ich merke – so qualvoll langsam –, dass es Bensons Arme sind, die mich festhalten.
    »Tave, schau mich an!«, sagt Benson, und ich spüre Finger an meinem Kinn, die mein Gesicht nach oben wenden. Blaue Augen bohren sich in meine.
    Blau.
    Nicht grün.
    Blau.
    Benson.
    Tavia.
    Mein Verstand kommt nicht damit klar, und ich habe das Gefühl, als risse mich etwas entzwei, während Tavia und Rebecca um die Oberhand kämpfen.
    »Tavia, sprich mit mir!«
    Er hat Angst.
    Warum hat er Angst? Ich bin diejenige, die stirbt.
    Das Knirschen von totem Laub unter meinem Rücken, als ich auf den Boden falle, reißt mich schließlich in die Wirklichkeit zurück, und ich sauge Luft in meine Lunge, während sich in meinem Kopf alles dreht.
    Hatte ich den Atem angehalten?
    Ich atme wieder und besänftige meine schmerzenden Lungen. Ich muss ganz aufgehört haben zu atmen. »Mir geht es gut«, flüstere ich und versuche, genauso mich zu beruhigen wie Benson.
    »Bist du sicher?« Sein Gesicht ist dicht vor meinem und seine Augen sehen verängstigt aus.
    Alle meine Knochen sind Pudding, aber ich schaffe es zu nicken.
    »Was ist passiert?«
    »Wir sind entkommen.« Die Worte sind aus meinem Mund heraus, bevor mir bewusst wird, dass ich weiß, was passiert ist. »Wir sind entkommen!« Ich kämpfe mich auf die Beine und schiebe Benson von mir, um genau in die Mitte des bröckelnden Fundaments zu laufen, wo ich anfange zu graben. Steine und Äste reißen meine Fingernägel ein, aber ich spüre keinen Schmerz. »Hilf mir!«, flehe ich Benson an; die Verzweiflung schnürt meine Brust zusammen.
    »Helfen wobei?«, fragt er neben mir.
    »Graben.«
    Er zögert, und zunächst glaube ich, er werde es nicht tun, doch nach ein paar Sekunden kommt er mit zwei dicken Stöcken wieder und hält mir einen von ihnen hin.
    Es braucht zwanzig Minuten und beinahe dreißig Zentimeter, bevor wir auf etwas Festes stoßen. »Das ist es«, sage ich und stoße einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Ich bin nicht verrückt.
    Und nur dieses eine Mal irre ich mich vielleicht nicht.
    Die Zeit vergeht, während wir ein eisernes Viereck ausgraben. Als wir versuchen, es zu öffnen, sind wir beide schmutzig, und es braucht unsere gemeinsame Kraft, um mit aller Macht an dem gusseisernen Griff zu ziehen, bevor sich der Deckel zu heben beginnt. Ich schreie erschrocken auf, als mehrere große Käfer herauskrabbeln, doch gleich darauf knie ich davor und spähe hinein.
    »Sind da Skelette?«, fragt Benson und blinzelt über die Kante des dunklen Hohlraums.
    »Nein, wir sind entkommen «, sage ich wieder. Die Panik ist fort, und ich fühle mich merkwürdig selbstsicher, als ich in das Loch hinabspringe, das nicht mehr als einszwanzig auf einszwanzig groß sein kann. »Ich habe sie abgelenkt, während Quinn das hier geöffnet hat. Ich bin zurückgekommen, wir haben uns versteckt, er hat einen Schutzschild gemacht, oben aus Holz, damit es aussah wie der Boden, und darunter Gusseisen, um uns vor den Kugeln zu schützen. Wir haben den Tunnel genommen. Ich habe neue Erde geschaffen, um den Weg hinter uns aufzufüllen. Kein Mensch hätte uns folgen können. So sind wir zu der Erdhöhle gekommen!«
    Benson starrt mich entsetzt an und ich bin auch ein bisschen

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