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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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ich könnte an der Ekstase, die durch meinen ganzen Körper schießt, sterben. Innerlich bebe ich, doch Rebeccas Hände, meine Hände, sind ruhig, als sie die Enden seines Halstuchs finden und sanft daran ziehen. Eine ungezügelte Lust flutet mich, als sich der Knoten unter geschickten Fingern löst.
    Ich blicke zu seinem Gesicht auf.
    Und alles kommt in einem Aufblitzen der Erkenntnis zusammen. Meine Finger, meine Augen, mein Mund.
    Mein Quinn.
    Rebeccas Gedanken fluten durch mein Gehirn. Meine Gedanken. Nicht heute; es waren meine Gedanken. Ich versuche, mich gegen sie zu wehren, die Invasion meines Gehirns zu verhindern, aber es fühlt sich so richtig an, so vertraut, und am Ende entspanne ich mich und erlaube mir, einfach Rebecca zu sein .
    Wie damals.
    Ich kann nicht widerstehen, als meine – Rebeccas – Hände Quinns Gesicht wieder herabziehen; seine Bartstoppeln fühlen sich unter meinen Fingerspitzen samtig an. Er hebt den Kopf, und ich versuche, ihn wieder zu mir herunterzuziehen, aber meine Hände wollen nicht gehorchen. Ich kann es nicht steuern – das hier ist damals passiert, vor zweihundert Jahren. Ich kann nicht eingreifen; ich kann nur meine Rolle spielen, dieselben Gedanken denken, die sie gedacht hat.
    Als ich das erst verstanden habe, verschmilzt unser Bewusstsein, und ich habe nicht mehr das Gefühl, einen Kinofilm zu sehen, sondern bin dort, in der Szene. Ich laufe mit ihm zum Fenster und schnappe erschrocken nach Luft, woraufhin er mich fest in den Arm nimmt. Ein Halbkreis von mindestens fünfzig Männern mit maskierten Gesichtern und brennenden Fackeln auf Pferden umstellt uns. Jeder der Männer hat ein Gewehr auf der Schulter; viele haben zwei. Ich weiß nicht, ob sie Hexenjäger oder Reduciata sind; aber wir sind schon beiden entgegengetreten.
    Das Problem ist: Falls es die Reduciata sind, wissen sie, wie sie uns töten können.
    Ich klammere mich an Quinn, schaue durch die Fenster, als die Reiter ausschwärmen und den Kreis um das ganze Haus schließen.
    Wir können nicht davonlaufen.
    Tränen brennen in meinen Augen, und ich muss tief atmen, um sie zurückzudrängen. Nicht, weil ich Angst habe – wir sind alles andere als wehrlos –, sondern weil das bedeutet, dass wir gehen müssen. Wir haben hier im Geheimen mehr als ein Jahr zusammengelebt. Es war ein sicherer Hafen.
    Der Himmel.
    Es ist immer ein Kampf für Erdgebundene, zusammen zu sein, aber hier haben wir diesen Kampf gewonnen. Wir haben einander gefunden und eine Liebe freigesetzt, die die meisten Menschen nur in glückseligen Momenten süßer Träume erfassen können.
    Und es war unsere Realität.
    Diese Männer – diese Bestien – nehmen uns alles weg.
    Quinn hat die Hände in meinen Haaren, und seine Lippen murmeln: »Sei stark.« Seine Nase streift mein Ohrläppchen. »Ich brauche dreißig Sekunden.« Meine Finger krallen sich in sein Hemd, zehren von seiner Kraft als Nahrung für meine eigene. Noch ein Atemzug und ich blicke in seine Augen.
    Es muss jetzt sein.
    Ich reiße mich los und fliege zur Tür, stürme hinaus in die kalte Nachtluft. Der eisige Wind ohrfeigt mich, ich sauge gefrorene Luft in meine Lungen und muss in der wintergeküssten Kälte husten.
    Die Arme um meine schmerzende Brust geschlungen, hebe ich den Kopf zu den schnaubenden Pferden, die mich umgeben.
    Und zu den schwarzen Gewehrläufen.
    Dutzende von ihnen, auf mich gerichtet, die Pferde Schulter an Schulter in einem so engen Bogen, dass ich nicht entkommen kann.
    Mein Blick schweift von den Waffen zu den Gesichtern der Reiter. Sie sind alle gut verhüllt, doch nicht einmal eine Maske kann ihre Augen verbergen. In diesen Augen – in allen – brennt der Hass.
    Die Mordlust.
    Kein Funken Gnade.
    Achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig. Bitte, ihr Götter, lasst ihn bereit sein.
    Ich wirble wieder zum Haus herum, mein Zopf schwingt in der Dunkelheit herum, seine Spitze ist steif von der Kälte. Ohne Zögern wende ich ihnen den Rücken zu und bete, dass sie mir die drei Sekunden geben werden, die es brauchen wird, um die Tür zu schließen.
    Ich höre amüsiertes Kichern, und obwohl mir unbändige Wut in die Eingeweide schneidet, weiß ich, dass ihre Herzlosigkeit mir am Ende das Leben retten wird.
    Ich knalle die Tür zu und das Knallen wird von der Explosion von Waffen aus allen Richtungen übertönt. Mein Mund öffnet sich zu einem durchdringenden Schrei, dann legt sich eine eisenharte Hand um mein Handgelenk und reißt mich zu Boden. Ein weicher

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