Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
Vom Netzwerk:
Luft.
    Â»Ich möchte, dass ihr für dieses Projekt einen Roman lest und innerhalb der Gruppen diskutiert. Ihr könnt euch selbst ein Buch aussuchen, aber ihr solltet eure Vorschläge morgen vorlegen, damit ich sie absegnen kann. Ihr müsst euer Buch mündlich und schriftlich interpretieren. Ihr seid zu dritt, also erwarte ich ein paar interessante Ergebnisse.«
    Die Klasse beginnt die Tische zusammenzuschieben. Ich warte etwas länger, als ich sollte, dann greife ich nach den Ecken meines Tisches und drehe ihn herum, bis ich Siennas feindseliges Gesicht vor mir habe. Ich schaue zu Cole hinüber. Sein süßes, unaufdringliches Lächeln überrascht mich. Wie kann er so entspannt sein? Er weiß doch, was zwischen mir und Sienna vorgefallen ist!
    Â»Wir könnten Fantasy nehmen«, bringe ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Vielleicht einen von Eva Stonewalls Romanen.«
    Â»Sag mal, weißt du eigentlich, wie freakig du manchmal wirkst? Du siehst aus, als würdest du Prothesenhaftcreme schlucken.«, stichelte Sienna.
    Â»Was hast du gesagt? Dein schriller Pulli schreit mich so an, dass ich dich fast nicht verstehe«, erwidere ich. Sie schaut kurz auf ihren knallpink und gelb gemusterten Pullover mit V-Ausschnitt, dann funkelt sie mich wütend an.
    Cole blickt zwischen uns hin und her, geht aber nicht auf unsere bissigen Kommentare ein.
    Â»Das sind doch Mädchenbücher. Wie wäre es mit Carl Levison?«
    Â»Igitt, der schreibt doch nur todlangweiliges Zeug«, meint Sienna. »Lies ein Buch von ihm und du kennst sie alle.«
    Â»Willst du mich verarschen? Dieser Mann ist ein Genie«, erwidert Cole.
    Sienna zuckt die Schultern. »Wir nehmen Manhattan Prep .«
    Ich pruste los. »Nur du kannst etwas so Kitschiges wie Manhattan Prep aussuchen! Das wird Mrs Jensen nie und nimmer akzeptieren, da könnten wir uns ja auch gleich einen Comic vornehmen!«
    Sienna verdreht die Augen und verschränkt die Arme. »Nicht, wenn wir es richtig anstellen. Wir könnten doch die Bücher als Satire auf die Oberschicht lesen. Vielleicht will die Autorin ja nur zeigen, wie oberflächlich diese Leute sind. Indem sie ihr Verhalten zuspitzt, stellt die Autorin sie bloß.«
    Cole widerspricht ihr sofort. »Diese Art von Romanen versteht sich nie als Satire. Das sind einfach nur kitschige Seifenopern. Leeres Gefasel.« Mit einem Mal hält er inne. Seine Augen leuchten auf und er setzt sich gerade hin. »Wie wäre es, wenn wir das für unseren Vortrag nutzen? Wir könnten eine Diskussion vor der Klasse inszenieren: Üben die Bücher Kritik an den Reichen oder sind sie nichts weiter als Schund?«
    Sienna verschränkt die Arme. »Nein, wir halten ein ganz normales Referat, in dem jeder für sich einen Teil auswendig lernt und vorträgt. Keine …«, sie macht eine künstliche Pause und funkelt mich an, »Interaktion erwünscht.«
    Â»Komm schon, ich dachte du willst Jahrgangsbeste werden!«, wendet Cole ein.
    Sie schnaubt verächtlich. »Ich bin Jahrgangsbeste.«
    Cole wirft ihr einen spitzen Blick zu. »Beweise es. Wir tun etwas Unerwartetes, etwas Originelles und zeigen᾿s den anderen.«
    Sienna tut beleidigt, doch ihr Erfolg in der Schule ist ihr wichtiger, als mir aus dem Weg zu gehen. »Meinetwegen.«
    Cole lehnt sich mit einem selbstgefälligen Gesichtsausdruck auf seinem Stuhl zurück.
    Ich wende mich ab, starre auf das mit wasserfestem Marker hingeschmierte Gekritzel an meiner Tischkante und versuche vergeblich, eine aufsteigende Panik zu unterdrücken. Ich kann das nicht. Ich kann nicht mit ihnen zusammenarbeiten. Nicht mit Sienna und Cole.
    Als ich aufblicke, grinst Cole mich an und mein Herz schlägt schneller. »Bist du dabei?«, fragt er.
    Ich lächle schwach, nicke und ziehe meinen Tisch wieder herum. Dabei zähle ich die Sekunden, die mich von meinem nächtlichen Schwimmausflug trennen.

Kapitel 7
    An diesem Abend sitze ich meiner Großmutter am Esstisch gegenüber. Hinter mir knistert es im Kaminofen und das Feuer wärmt meinen Rücken. Ich nehme mir eine Brezel aus der Schüssel, die zwischen uns steht, und knabbere die Salzkörner ab. Grandma streckt die Hand aus und legt das Wort » MEER « auf das Scrabble-Brett. Was für eine Ironie!
    Sie sieht mich dabei an und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass sie etwas sagen

Weitere Kostenlose Bücher