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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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denn es hat das neue Cover von der Fernsehserie.
    Â»Ich hoffe, dich hat jemand gesehen, als du das Buch gekauft hast«, sage ich und versuche dabei so aufgeblasen wie möglich rüberzukommen. Er sieht mich an, wie niemand sonst es tut. Ich fühle mich jedes Mal richtig nackt, wenn er in meiner Nähe ist. Er nimmt meine Frotzelei nicht im Mindesten ernst. »Nö, ich habe es mir von meiner Schwester ausgeliehen«, erwidert er grinsend.
    Sienna legt zwei Stapel Karteikarten auf den Tisch, einen rosafarbenen und einen gelben. Auf einem Großteil davon befindet sich ihre schnörkelige Handschrift. »Die Pros und Kontras bekommen je eine eigene Farbe. Jedem Standpunkt wird ein Gegenstandpunkt zugeordnet.«
    Â»Meinetwegen«, sage ich. »Ihr zwei diskutiert und ich moderiere das Ganze.«
    Sienna mischt die Karteikarten, als wollte sie ein Pokerturnier eröffnen. »Kommt gar nicht infrage. Jeder muss einen Beitrag leisten. Und weil ich«, sie hält kurz inne und zeigt mit einem ihrer perfekt manikürten Fingernägel auf sich selbst, »schon die Hälfte der Vorbereitung gemacht habe, wirst du«, sie deutet auf mich, »den Diskussionspart übernehmen. Du und Cole, ihr könnt unter euch ausmachen, wer pro und wer kontra argumentiert.«
    Ich möchte am liebsten mit dem Kopf auf den Tisch schlagen. Das ist ihre Art, mich zu bestrafen. Diese dumme Diskussion war nicht mal meine Idee und jetzt muss ich mich damit auch noch vor die Klasse stellen.
    Â»Hab ich da was verpasst? Ist neuerdings jemand gestorben und hat dich an seiner Stelle zur Königin ernannt?«, sage ich genervt.
    Sofort merke ich, dass ich nichts Schlimmeres hätte sagen können. Aber es ist zu spät. Ein Kloß sitzt mir in der Kehle.
    Sienna kneift die Augen und den Mund zusammen und starrt mir direkt ins Gesicht. Ich kann jede einzelne ihrer getuschten Wimpern erkennen. »Du!«
    Ich erwidere ihren Blick, während dieses eine, winzige Wort in meinem Kopf widerhallt. Denn es stimmt: Für die anderen bin ich so gut wie gestorben. Vor ein paar Jahren gab ich noch den Ton an, doch nach Stevens Tod nahm Sienna gemeinsam mit Nicki das Zepter in die Hand. Sie bestimmen jetzt, welche Klamotten angesagt sind und auf welche Partys man geht.
    Sienna betrachtet ihre Nägel, als wäre sie von unserer Unterhaltung gelangweilt. »Weißt du, was mit Verrätern passiert?«
    Ich bleibe regungslos sitzen und fürchte mich vor dem, was sie sagen wird.
    Â»Sie werden gehängt. Sie werden ausgeweidet und gevierteilt. Oder sie werden enthauptet.« Sie blickt wieder zu mir auf, ihre Augen sind nur noch Schlitze, ich kann kaum noch ihre Farbe erkennen. »Aber Frauen werden auf dem Scheiterhaufen verbrannt.«
    Siennas Stimme trieft vor Gehässigkeit. Der Schmerz über den Tod ihres Bruders hat sich in einen einzigen Wunsch verwandelt: mich zu vernichten.
    Â»Verräter haben keine Ehre. Deshalb sind sie tot besser dran.«
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich kann Coles Blick auf mir spüren. Er scheint etwas sagen zu wollen, schweigt aber. Sitzt nur da und lässt zu, dass sie mich in Stücke reißt.
    Sienna räuspert sich und fährt mit einem Mal fort, die Karteikarten zu mischen. Sie wirkt wieder cool, gefasst, total abgeklärt, als hätte sich bei ihr ein Schalter umgelegt.
    Â»Ich habe soeben meine Meinung geändert«, sagt sie und schiebt ein paar Karteikarten vor mich hin. »Ich habe beschlossen, dass du die Pro-Seite und damit den Standpunkt vertrittst, Manhattan Prep sei ein satirischer Roman. Es macht irgendwie mehr Sinn, wenn der Mann im Team der Meinung ist, dass es sich nur um dummes Geschwafel handele.«
    Ich schaue die Karten durch. Sienna muss stundenlang daran gesessen haben. Ich schlucke meinen Stolz hinunter. »Danke.«
    Sie blättert die gelben Karten durch und schiebt sie auf Coles Tisch.
    Ich nehme meinen Rucksack und stecke das Buch und die Karteikarten ein.
    Â»Ich denke, wir sind dann fertig«, sagt Sienna.
    Â»Oh ja, das sind wir«, erwidere ich.

Kapitel 8
    Ich schalte den Motor ab und starre durch die Windschutzscheibe auf das riesige Gebäude vor mir, unfähig mich zu bewegen. Cole wohnt im größten Haus in der Maple Falls Road , nur ein paar Häuser von Sienna entfernt.
    Ich bin schon ein paarmal hier gewesen, aber die elegante Architektur beeindruckt mich immer noch. Die Fassade ist von einem

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