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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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Steven gegangen bin – nur diesmal bin ich die treibende Kraft. Im Nu stehen wir oben auf der Sonnenterrasse und blicken aufs Meer hinaus, das im Licht der untergehenden Sonne glitzert.
    Unfassbar. Was hab ich für ein Theater gemacht, um ihn von einem Date am Strand abzuhalten! Und jetzt bin ich ausgerechnet hier mit ihm gelandet.
    Als ich das letzte Mal hier war, wusste ich nicht, was ich bin. Wusste nicht, was ich tue.
    Aber heute Abend weiß ich, welch gefährliches Spiel ich spiele. Ich will testen, wie stark die Anziehung des Meeres noch ist. Doch ich werde Cole auf keinen Fall mit an den Strand nehmen. Ich werde nicht in seiner Gegenwart schwimmen.
    Im schlimmsten Fall wird Erik mich sicher davon abhalten, zusammen mit Cole das Haus zu verlassen. Er wird nicht zulassen, dass ich meinen Fehler wiederhole.
    Cole setzt sich in genau denselben Stuhl, den Steven damals gewählt hat. Die ganze Szene spielt sich erneut in meinem Kopf ab, immer und immer wieder. Aber das ist okay. Das ist meine Chance, das Geschehene noch einmal aufleben zu lassen und zu einem guten Ende zu bringen.
    Ich stelle mich ans Geländer und blicke aufs Wasser hinaus. Cole tritt zu mir. Er trägt seine warme Wolljacke offen, die Hände hat er in den Taschen. Er umfasst mich damit, schützt mich so vor dem Herbstwind. Er lehnt sich an mich und schmiegt sein Gesicht an meinen Hals.
    Etwas in mir entspannt sich. Es fühlt sich richtig an, ihn so nah bei mir zu haben, so richtig wie Schwimmen. In diesem Moment erscheint es mir unmöglich, dass Erik mein Gegenstück ist. Nur Cole passt wirklich in meine Welt.
    Â»Geht es dir gut?«, fragt er.
    Â»Besser als je zuvor«, sage ich leise zu mir selbst. Doch er muss es gehört haben, denn er kommt mir so nah, dass unsere Körper sich berühren. Zwischen mir und dem Geländer ist kein Platz mehr. Mein Rücken und meine Beine werden bei seiner Berührung ganz warm.
    Ich atme tief ein und wünsche, ich könnte die Zeit anhalten. Und ich wünsche, ich könnte hier für immer stehen, an dem Ort, an dem ich Stevens Lächeln zum letzten Mal gesehen habe.
    Ich sollte mich schuldig fühlen, doch wenn Cole bei mir ist, sind diese Gefühle wie weggeblasen. Dann kommt es mir so vor, als wäre die ganze schreckliche Geschichte mit Steven nie passiert und ich kann einfach … sein.
    Â»Ist das wahr? Bist du wirklich glücklich?«, fragt er.
    Â»Ja, ich glaub schon.«
    Er legt seine Wange an meine Halsbeuge. »Gibt es etwas, worüber du reden möchtest?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein, ich möchte hier einfach nur die ganze Nacht stehen.«
    Die Sonne ist noch nicht ganz am Horizont verschwunden. Ich drehe mich um, sodass ich dem Meer und allem, was mich bisher verfolgt hat, den Rücken zukehre. Cole legt die Arme um mich und zieht mich zu sich heran, bis wir Hüfte an Hüfte, Schulter an Schulter beieinanderstehen. Ich strecke die Arme aus und verschränke die Finger in seinem Nacken.
    Ich küsse Cole heftiger, inniger, und er drückt sich an mich, bis ich gegen das Geländer gepresst werde. Ich habe mich noch nie so hungrig, so lebendig, aber auch noch nie so verzweifelt gefühlt.
    Wieder ist es Cole, der sich zuerst aus der Umarmung löst. Er tritt so weit zurück, dass ich einen Schritt nach vorn machen müsste, um ihn noch mal zu küssen. Er zittert ein wenig und sieht mich an. Sein Blick lodert vor Verlangen, aber er versucht sich zu zügeln.
    Schließlich beruhigt sich auch mein Puls und ich höre auf zu keuchen. Ich muss ein paarmal angestrengt blinzeln, bevor ich wieder scharf sehen kann.
    Ich suche nach Worten, aber plötzlich verändert sich die Situation. Mir ist, als wäre ich mit kaltem Wasser übergossen worden. Ich drehe mich um und mir wird sofort klar, woran das liegt: Die Sonne ist untergegangen. Kein Lichtstreifen mehr zu sehen, nur die Wolken sind noch in lila und orangefarbenes Licht getaucht. Eine wohlbekannte Macht zieht mich von Cole weg.
    Â»Ich muss gehen«, sage ich und vermeide es, ihm noch einmal zu nahe zu kommen.
    Cole blickt auf den Ozean hinaus. Für einen Moment kommt es mir so vor, als könnte ich ihm alles sagen. Denn er ist der Einzige, der mich nie verurteilt hat.
    Aber das würde er, wenn er die Wahrheit wüsste. Er würde mich nie wieder mit diesem sanften Blick ansehen, wenn er wüsste, was Steven wirklich zugestoßen

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