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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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einfach sehr schwierig, eine Sirene zu finden, die lange genug lebt, um die Legende an ihre Tochter weiterzugeben. Wir Nixe dagegen haben eine Tradition. Wir wachsen auf und wissen, was auf uns zukommt. Wissen, was wir tun müssen, bevor wir unseren achtzehnten Geburtstag feiern.«
    Â»Wann ist dein achtzehnter Geburtstag?«
    Â»In siebenundzwanzig Tagen.«
    Â»In weniger als einem Monat?«
    Er betrachtet seine verschmutzten Hände. »Ja, deshalb habe ich so verzweifelt nach dir gesucht. Denn ohne dich habe ich kein Leben.«
    Hoffnung. Das ist alles, was ich in seinen Augen sehe. Er möchte wirklich mit mir zusammen sein, möchte, dass ich ihm glaube. Er will, dass ich ihn vor seiner Natur rette. Bis jetzt habe ich anderen Menschen immer nur Leid zugefügt. Noch nie habe ich jemanden davor bewahrt.
    Â»Wenn ich zustimme, mich auf dich einlasse … was passiert dann als Nächstes?«
    Er steht auf, sein Rücken ist schlammverkrustet. Er tritt vor, bis seine Schuhe das Wasser berühren. Er ist viel größer als ich. »Ich schlage vor, wir verbringen erst mal etwas Zeit zusammen. Ich kann dir nicht versprechen, dass es klappen wird.«
    Einen Moment herrscht Schweigen und wir sehen einander an, während hundert unausgesprochene Dinge zwischen uns stehen. Er räuspert sich. »Wenn wir uns verlieben, ist der Fluch gebrochen.«
    Auf einmal sehe ich klar. Endlich erkenne ich ihn als das, was er ist: eine verfluchte Seele. Er wünscht sich eigentlich genau dasselbe wie ich. Irgendwann so sein zu können, wie alle anderen auch. Und er fürchtet das Scheitern ebenso sehr wie ich.
    Ich mache einen großen Schritt ins Wasser. Seltsamerweise hat es nicht die übliche beruhigende Wirkung. Mein Körper braucht es, um den Stress abzubauen, aber meine Nerven lassen sich nicht darauf ein. »Okay«, sage ich. Ich habe das Gefühl, etwas Geliebtes zu verlieren und etwas Neues zu gewinnen. Cole für Erik – und ein Leben voller Möglichkeiten. »Lass es uns versuchen.«
    Â»Bist du sicher?«
    Â»Ja. Wie könnte ich weiterleben, ohne jemals den Sinn meines Schicksals zu erfahren? Morgen werde ich Cole sagen, dass es aus ist. Wir können … wir können es miteinander versuchen.«
    Er grinst vom einen Ohr bis zum anderen. Trotz der Dunkelheit kommt es mir vor, als wärmte mich eine Sonne in meinem Innern. Für immer möchte ich diese Wärme genießen. Vielleicht mit Erik …
    Nie mehr schwimmen müssen? Wir könnten alles tun. Ich könnte mich endlich richtig aufs College konzentrieren. Könnte studieren. Könnte jemand sein. Wie könnte ich diese Chance ausschlagen? Ich muss es tun.
    Doch als Erik mich in die Arme nimmt, spüre ich nur meinen Treuebruch. Denn eigentlich will ich immer noch Cole.

Kapitel 23
    Am nächsten Morgen schleppe ich mich durch den Flur der Cedar Cove Highschool. Ich weiß, dass ich Cole eines Tages sowieso verloren hätte, aber mir graut trotzdem vor dem, was kommt. In zwei Jahrhunderten hat es keine Sirene aus meiner Familie geschafft, einen Mann kennenzulernen, der bei ihr blieb, nachdem er die Wahrheit erfahren hatte. Und ich bin nicht so naiv zu glauben, dass Cole eine Ausnahme sein könnte.
    Aber es geht hier nicht nur um Cole. Jeder Junge in meinem Umkreis ist in Gefahr. Und ich möchte ein ganz normales Leben führen wie alle anderen Teenager in meinem Alter. Es ist ganz einfach: Ich gebe einen Menschen auf, um das zu bekommen, was ich mir immer gewünscht habe.
    Nur, wie soll ich das eben diesem Menschen beibringen, der mich jetzt so unendlich liebevoll ansieht? Je länger sein Blick auf mir ruht, umso mehr beginne ich, mich selbst zu hassen.
    Â»Cole … ich« Meine Stimme ist nur noch ein jämmerliches Flüstern.
    Sein Lächeln erstirbt und er greift nach meiner Hand, doch ich ziehe sie weg.
    Â»Ich glaube …« Es schnürt mir die Kehle zu. Wie kann ich ihn auf diese Weise abservieren, wo er doch der erste Junge seit zwei Jahren ist, der mir etwas bedeutet? Der erste Junge, der Steven das Wasser reichen kann? Ich zwinge mich, die Worte auszusprechen. »Du bist nicht der Richtige für mich. Wir sollten uns nicht mehr treffen.« Ich schlucke den Kloß im Hals herunter. »Ich glaube, ich brauche … jemanden … der mir mehr …« Mir fällt keine passende Begründung ein. Denn es gibt keine.
    Cole

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