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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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Geschäfte und Restaurants. Auf der rechten Seite befindet sich der Jachthafen. Zu dieser Jahreszeit ist es etwas ruhiger, die meisten Boote liegen träge im Hafenbecken und die Wellen klatschen rhythmisch dagegen.
    Erik und ich gehen Hand in Hand. Heute fühlt es sich an, als hielte er mich fester. Ich trage ein langes Strandkleid mit kurzen Ärmeln, das mir bis zu den Knöcheln reicht. Weil es eigentlich schon etwas zu kühl für Sommerkleidung ist, habe ich eine Strickjacke darübergezogen. Erik trägt Doc Martens, dunkle Jeans und einen dunkelgrünen Pullover. Der kurze Reißverschluss ist offen, sodass der breite Kragen über seinen Schultern liegt. Wir sind ein schönes Paar. Er, ein Adonis, und ich, die bezaubernde Sirene. Jedes Mal wenn er mich so fröhlich anlächelt, halte ich den Atem an – seine Augen sind ein Spiegel meiner eigenen.
    Er war so lieb, hat sich meiner Clique angeschlossen und mich so oft ausgeführt. Er hat alles getan, worum ich ihn gebeten habe und nie etwas für sich verlangt. Warum nur kann ich nichts für ihn empfinden?
    Wir gehen in einen Souvenirladen und er steuert gleich die Salzwasser-Toffees an. Nickend fragt er um mein Einverständnis, nimmt dann eine der durchsichtigen Plastiktüten und füllt mit einer kleinen Metallschaufel Bonbons aller Geschmacksrichtungen hinein.
    Ich hätte nie gedacht, dass er Bonbons mag. Nicht mal über seine Familie weiß ich etwas, z.B. ob er Geschwister hat, ob ihm schon mal – wie mir – ein großes Leid geschehen ist. Lieben seine Eltern einander noch immer? Liebt er seine Eltern?
    Ich stöbere ein bisschen herum und stoße auf einen Sanddollar, eine Art Seeigel. Er fühlt sich glatt und makellos an. Ich lasse meinen Daumen über seine Oberfläche wandern und betrachte den Stern in seiner Mitte. In dieser toten Hülle war einmal Leben.
    Ich lege den Sanddollar wieder zu den anderen toten Meeresgeschöpfen: Seesterne, Muscheln, getrocknete Kugelfische und Seepferdchen. Sie kommen mir alle so entstellt vor. Am liebsten würde ich sie auf den Müll werfen oder kaufen und zum Strand bringen, um sie der See zurückzugeben und so wieder zum Leben zu erwecken.
    Wenn Sirenen klein wären und es so viele von ihnen gäbe wie Seesterne, hätte man mich vielleicht auch längst getrocknet und zu den leeren Muscheln gelegt.
    Erik legt einen Arm um mich und hält mir die Tüte mit den Toffees hin. Ich nicke zustimmend. Die toten Meerestiere würdigt er keines Blickes.
    Trotz allem, was Erik mir gegeben hat, fühle ich mich unzufrieden und ruhelos. Bei ihm kann ich die Eiskönigin spielen, denn er erkennt nicht wie Cole mein Innerstes. Er will gar nicht wissen, wovor ich Angst habe. Es geht ihm wahrscheinlich gar nicht darum, wer ich bin. Es geht ihm darum, was ich bin.
    Erik nimmt mir die Toffee-Tüte wieder ab und wir gehen hinaus. Ich stoße mit meinen Ballerinas an die Bürgersteigkante und stolpere. Er zieht mich hoch, wie immer mit einem warmen Lächeln, das sich anfühlt, als würde ich nach Stunden an Land zum ersten Mal wieder ins Wasser waten.
    Bei der Eisdiele hält er die Tür für mich auf. Die ganze Zeit redet er mit mir. Seine Lippen bewegen sich und er blickt mir direkt in Augen. Da wird mir auf einmal klar, dass ich kein Wort von dem gehört habe, was er in den letzten zehn Minuten gesagt hat. Und er hat es nicht mal gemerkt.

Kapitel 29
    Hand in Hand schlendern wir den Strandweg zu seinem Haus entlang. Am liebsten würde ich meine Hand einfach wegziehen, aber er scheint die peinliche Situation vom Morgen vergessen zu haben und ich will ihn lieber nicht daran erinnern.
    Mit der andern Hand trage ich meine Schuhe. Meine nackten Füße versinken im Sand, Körnchen bleiben zwischen den Zehen stecken. Mir ist, als wollte der Sand mich hier festhalten.
    Im Strandhaus lassen wir uns auf die Couch fallen. Ich bin total müde. Erik massiert meine Schultern. Ich habe mich noch nie so ausgelaugt gefühlt. Am liebsten würde ich mich zu einer Kugel zusammenrollen und die Welt an mir vorbeiziehen lassen.
    Â»Bist du okay?« Er beugt sich vor, seine Lippen fahren an meinem Nacken entlang. Sein Atem fühlt sich heiß an auf meiner Haut. Bist du okay? Das erinnert mich sofort an Cole. An all seine Fragen. An die Art, wie er mir dabei in die Augen schaut und direkt in meine Seele zu blicken scheint und nur eine

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