Der Kuss der Sirene
ehrliche Antwort akzeptiert. Bei Erik habe ich das Gefühl, er erwartet überhaupt keine Antwort.
Ich nicke nur.
»Du wirkst seit heute Morgen ein wenig ⦠still«, meint er, fügt jedoch nicht hinzu, »seit ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe.« Aber ich weiÃ, dass er das denkt. Ich sehe auf meine Hände hinunter und mein Mund ist so trocken, als hätte mir jemand einen ganze Packung Wattebällchen hineingestopft.
»Erik â¦Â«, bringe ich nur leise hervor.
»Ja?« Er drückt mich und lehnt sich dann wieder entspannt zurück.
Ich bin froh, endlich wieder Raum zum Atmen zu haben. »Hattest du jemals das Gefühl, als ⦠als sollte da vielleicht etwas mehr sein?«
Die Luft wird bleischwer, die Stille ohrenbetäubend.
»Was meinst du mit mehr? «
Ich nestle an meinem Armband herum. »Ich weià nicht genau. Als sollten unsere Gefühle füreinander tiefer gehen.« Ich drehe mich um und schaue ihm in die Augen. »Es sollte sein wie in der ⦠Chemie. Die Anziehung, das Verlangen müsste stärker sein.«
Du meine Güte, ich verpatze es!
Ich rutsche hin und her und versuche vergeblich eine bequemere Position zu finden. Sein Blick scheint sich durch meine Haut bohren zu wollen.
»Wieso kommst du auf solche Gedanken? Weil Cole mit Nicki auf dem Ball war?«
»Was? Nein. Ich meine ⦠ich weià es nicht.« Ich rutsche ans andere Ende der Couch. Ich muss ihm direkt in die Augen sehen, wenn ich mit ihm rede. »Hast du nicht das Gefühl, dass wir es irgendwie zu krampfhaft versuchen? Würdest du dich auch für mich interessieren, wenn ich keine Sirene wäre?«
Seine Lippen öffnen sich, seine Augen flackern leicht. »Natürlich würde ich das. Ich habe dir doch gesagt ⦠ich liebe dich. Das hat nichts damit zu tun, dass du eine Sirene bist.« Er blickt zum Panoramafenster hinaus. Dann wendet er sich wieder mir zu. »Glaubst du etwa, ich interessiere mich nur deshalb für dich?«
»Na ja. Ich frage mich nur: Sind unsere Gefühle echt? Oder wollen wir beide nur etwas erzwingen.«
Erik rutscht näher und nimmt meine Hand in seine. »Ich schwöre dir, meine Gefühle sind wahr. Du bist ⦠unglaublich . Süà und wunderschön und klug. Weil du eine Sirene bist, habe ich dich gefunden. Aber ich wäre nie geblieben, wenn ich nicht daran geglaubt hätte, dass sich echte Gefühle zwischen uns entwickeln könnten.«
Ich seufze tief und blicke in seine blauen Augen wie in einen Spiegel. »Ich möchte dich einfach besser kennen. Als Mensch und nicht als ⦠Nix.«
»Das kann ich nachvollziehen.«
»Bist du damit einverstanden, dass wir die Sache etwas langsamer angehen?«
»Wie meinst du das?«
»Wir sind so oft zusammen und ständig ändert sich was. Ich brauche einfach Zeit, um das Ganze zu verarbeiten. Ich möchte gern ein paar Abende für mich haben, um bei Grandma zu sein und wieder schwimmen zu gehen und all das zu verstehen. Ich fühle mich nicht besonders wohl und brauche Zeit, um mich wieder zu fangen.« Meine Stimme zittert leicht. Beim Anblick seines traurigen Gesichts bekomme ich ein schlechtes Gewissen.
»Bist du sicher? Denk dran, mein achtzehnter Geburtstag steht vor der Tür! Wenn wir kaum noch zusammen sind, wirst du dich erst recht nicht in mich verlieben. Ich kann doch niemanden töten, Lexi! Ich kann einfach nicht.«
Er drückt meine Hand. Ich ziehe sie weg und stehe auf. »Nur ein paar Tage, okay? Ich verlasse dich nicht, das schwöre ich.«
Auch er erhebt sich jetzt, doch ich bedeute ihm, sich wieder hinzusetzen. Widerstrebend folgt er meinem Wunsch. »Zwei Tage?«
Ich nicke.
»Also gut«, sagt er. »Mit zwei Tagen komme ich klar. Aber mein Geburtstag ist in knapp einer Woche. Mehr Zeit kann ich dir nicht geben.«
»Ich danke dir«, erwidere ich. Ich beuge mich vor und drücke meine Lippen auf seinen Mund. Er greift mit einer Hand an meine Wange, seine Finger wandern hinter meinen Kopf und er zieht mich näher zu sich heran. Unser Kuss dauert so lang, dass ich ganz auÃer Atem bin.
Danach haftet noch sein Geschmack an meinen Lippen. »Ich bin in zwei Tagen zurück«, verspreche ich.
»Bis dann«, sagt er.
Dann lasse ich ihn und den Duft des Meeres zurück.
Kapitel 30
An diesem Abend parkt ein dunkler Jeep an meinem
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